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#30 Nervtötend? Kindermusik kann auch anders

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Schrille Blockflötentöne, die eine Spur zu laut im Ohr nachhallen, erste kratzende Geigenversuche, Singen knapp neben den richtigen Tönen vorbei: Viele denken genau daran, wenn sie das Wort Kindermusik hören. Dabei gibt es richtig gute Musik für und zum T

Eine Familie am Verhungern, die Kinder im Wald ausgesetzt, eine kannibalische Hexe, die Hänsel mästet, als wäre er eine Gans, und am Schluss wird die Hexe verbrannt: Laut dem Musik- und Theaterwissenschaftler Edwin Baumgartner ist „Hänsel und Gretel“ weder eine Weihnachts- noch eine Kinderoper. Mit zwei Stunden Spielzeit sei sie auch zu lang, und die Rollen von Hänsel und Gretel seien für Kinderstimmen zu schwierig, sagt er im Gespräch mit WZ-Redakteurin Petra Tempfer.

„Noahs Flut“ von Benjamin Britten sei da schon viel kindgerechter: Das Stück über die Sintflut dauert eine Stunde, die Tiere sind Kinder, die sich ihre Kostüme selbst basteln, und am Ende wird das gesamte Publikum zum Chor. Eine Oper für Kinder also, bei der Kinder mitspielen – anders als bei „Persinette" des Österreichers Albin Fries, das vom Märchen Rapunzel handelt. Bei diesem wirken meist keine Kinder mit, es sei aber dennoch kindgerecht und kurzweilig, „weil sich immer etwas auf der Bühne tut", sagt Edwin Baumgartner.

Die Zauberformel für gut funktionierende Kindermusik sei, die Kinder ernst zu nehmen. Sie werden quasi auf eine höhere Stufe gehoben – und das macht ihnen natürlich mehr Spaß, als wenn sie das Gefühl haben, ein:e Komponist:in erbarmt sich ihrer, um ihnen entgegenzukommen.

Aus dem Archiv der Wiener Zeitung vom 2. Jänner 1894 (Seite 6):

Dass „Hänsel und Gretel“ keine Kinderoper ist, meinte auch die Wiener Zeitung in ihrer Kritik zehn Tage nach der Uraufführung in Weimar. Am 2. Jänner 1894 war zu lesen (Seite 6): An die Kinder wendet sich in der Tat nur der Text von Adelheid Wette, die das bekannte Märchen von den im Walde beim Erdbeersuchen verirrten Kindern, die dann die Hexe, die sie fressen will, zuletzt überlisten, in drei recht harmlosen und kindlichen Bildern bearbeitet hat. Dazu hat nun Humperdinck eine Musik geschrieben, die jeder großen komischen Oper Ehre machen würde, und dieses Missverhältnis zwischen der anspruchsvollen Musik und dem anspruchslosen Text bildet den Hauptfehler des Werkes.

Einspielungen:

„Noyes Fludde" (Benjamin Britten, der Einzug der Tiere beginnt bei 01:20) bzw komplettes Video

„Gassenhauer" (Schulwerk Carl Orff und Gunild Keetman)

Weiterführende Links:

„Hänsel und Gretel“, daraus der „Abendsegen“, komplett (Engelbert Humperdinck)

„The Turn oft he Screw“, daraus „Tom, Tom, the piper’s son“, komplett (Benjamin Britten)

„Tranquilla Trampeltreu, die beharrliche Schildkröte“, komplett (Wilfried Hiller/Michael Ende)

Die Ballade von Norbert Nackendick oder Das nackte Nashorn (Erster Teil), (Zweiter Teil) (Wilfried Hiller/Michael Ende)

„Where the Wild Things Are“, Ausschnitt, komplett als Playlist (Oliver Knussen, nach Maurice Sendak)

„Hilfe, Hilfe, die Globolinks!" Ausschnitt bzw gesamte Produktion (Gian Carlo Menotti)

Amahl und die nächtlichen Besucher"/Stefan Herheim (Gian Carlo Menotti)

„Persinette“, Ausschnitt (Albin Fries)

Videolink zu den Orff-Instrumenten

Der italoamerikanische Komponist Gian Carlo Menotti war auch Thema in der Folge zum Regietheater „Nackt und schreiend auf der Bühne" mit Edwin Baumgartner zu Gast bei Host Petra Tempfer.

Habt ihr Fragen oder Vorschläge für unsere nächsten Folgen? Dann schickt uns eine Sprachnachricht über WhatsApp. Die Nummer lautet: +43 664 834 8344. Unseren Podcast könnt ihr auf Spotify, Apple, Google und anderen Plattformen kostenlos abonnieren.

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Eine Familie am Verhungern, die Kinder im Wald ausgesetzt, eine kannibalische Hexe, die Hänsel mästet, als wäre er eine Gans, und am Schluss wird die Hexe verbrannt: Laut dem Musik- und Theaterwissenschaftler Edwin Baumgartner ist „Hänsel und Gretel“ weder eine Weihnachts- noch eine Kinderoper. Mit zwei Stunden Spielzeit sei sie auch zu lang, und die Rollen von Hänsel und Gretel seien für Kinderstimmen zu schwierig, sagt er im Gespräch mit WZ-Redakteurin Petra Tempfer.

„Noahs Flut“ von Benjamin Britten sei da schon viel kindgerechter: Das Stück über die Sintflut dauert eine Stunde, die Tiere sind Kinder, die sich ihre Kostüme selbst basteln, und am Ende wird das gesamte Publikum zum Chor. Eine Oper für Kinder also, bei der Kinder mitspielen – anders als bei „Persinette" des Österreichers Albin Fries, das vom Märchen Rapunzel handelt. Bei diesem wirken meist keine Kinder mit, es sei aber dennoch kindgerecht und kurzweilig, „weil sich immer etwas auf der Bühne tut", sagt Edwin Baumgartner.

Die Zauberformel für gut funktionierende Kindermusik sei, die Kinder ernst zu nehmen. Sie werden quasi auf eine höhere Stufe gehoben – und das macht ihnen natürlich mehr Spaß, als wenn sie das Gefühl haben, ein:e Komponist:in erbarmt sich ihrer, um ihnen entgegenzukommen.

Aus dem Archiv der Wiener Zeitung vom 2. Jänner 1894 (Seite 6):

Dass „Hänsel und Gretel“ keine Kinderoper ist, meinte auch die Wiener Zeitung in ihrer Kritik zehn Tage nach der Uraufführung in Weimar. Am 2. Jänner 1894 war zu lesen (Seite 6): An die Kinder wendet sich in der Tat nur der Text von Adelheid Wette, die das bekannte Märchen von den im Walde beim Erdbeersuchen verirrten Kindern, die dann die Hexe, die sie fressen will, zuletzt überlisten, in drei recht harmlosen und kindlichen Bildern bearbeitet hat. Dazu hat nun Humperdinck eine Musik geschrieben, die jeder großen komischen Oper Ehre machen würde, und dieses Missverhältnis zwischen der anspruchsvollen Musik und dem anspruchslosen Text bildet den Hauptfehler des Werkes.

Einspielungen:

„Noyes Fludde" (Benjamin Britten, der Einzug der Tiere beginnt bei 01:20) bzw komplettes Video

„Gassenhauer" (Schulwerk Carl Orff und Gunild Keetman)

Weiterführende Links:

„Hänsel und Gretel“, daraus der „Abendsegen“, komplett (Engelbert Humperdinck)

„The Turn oft he Screw“, daraus „Tom, Tom, the piper’s son“, komplett (Benjamin Britten)

„Tranquilla Trampeltreu, die beharrliche Schildkröte“, komplett (Wilfried Hiller/Michael Ende)

Die Ballade von Norbert Nackendick oder Das nackte Nashorn (Erster Teil), (Zweiter Teil) (Wilfried Hiller/Michael Ende)

„Where the Wild Things Are“, Ausschnitt, komplett als Playlist (Oliver Knussen, nach Maurice Sendak)

„Hilfe, Hilfe, die Globolinks!" Ausschnitt bzw gesamte Produktion (Gian Carlo Menotti)

Amahl und die nächtlichen Besucher"/Stefan Herheim (Gian Carlo Menotti)

„Persinette“, Ausschnitt (Albin Fries)

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Der italoamerikanische Komponist Gian Carlo Menotti war auch Thema in der Folge zum Regietheater „Nackt und schreiend auf der Bühne" mit Edwin Baumgartner zu Gast bei Host Petra Tempfer.

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