Das Auge ist das Fenster der Seele
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Das Auge ist das Fenster zur Seele, heißt es. Vielleicht schauen sich Verliebte deswegen so tief in die Augen, weil sie die Seele des anderen bis auf ihren Grund erforschen wollen. Vielleicht ist es auch der Versuch, die Wünsche des anderen quasi von den Augen abzulesen. Weil diese Wünsche ja aus dem Innern kommen.
Tatsächlich kann man in den Blicken eines Menschen ganz schön viel erkennen. Freude, Furcht, Trauer. All das kann das Auge ausdrücken. Mir sind Menschen begegnet, die mir beim Gespräch nicht in die Augen blicken konnten. Als hätten sie Sorge, dass ich etwas sehen könnte, was sie zwar nicht aussprechen, aber was doch da ist. Scham und Angst spielt dabei eine Rolle.
Ich versuche dann in solchen Gesprächen, eine Körperhaltung einzunehmen, die meinem Gesprächsgegenüber zwar offen, aber nicht frontal begegnet. Gelegentlich hilft es sogar noch mehr, wenn wir eine Weile miteinander spazieren gehen. Dann schauen wir in eine Richtung und der andere ist nicht gezwungen, mir in die Augen zu sehen. Niemand möchte nackt dastehen – im übertragenen Sinne „bloßgestellt“ werden. Seite an Seite ist es leichter, auch über die schweren und belastenden Dinge zu sprechen.
Na und dann sind da die strahlenden Kinderaugen, die ich nicht vergessen kann. Wenn an Weihnachten oder an Geburtstagen die Geschenke betrachtet werden. So viel Freude funkelt dann aus den Augen – eine doppelte Freude.
Unglaublich, wie viel ein Blick in die Augen eines Menschen aussagt. Über die Verfassung des anderen. Über meine. Dazu findet die Bibel im Lukasevangelium passende Worte: „Dein Auge ist das Licht des Leibes. Wenn dein Auge lauter ist, so ist dein ganzer Leib licht: wenn es aber böse ist, so ist auch dein Leib finster.“ Lukas 11,34. Eine erstaunliche Beobachtung und Formulierung. Das Auge ist das Licht. Fast wie bei einem Fahrzeug die Scheinwerfer.
Ein ungetrübtes Auge wirft ein helles Licht nach außen. Ein verblasster Scheinwerfer dagegen kann nur wenig Licht durchlassen. Was den Scheinwerfer, das Auge, verblassen lässt, hat ganz unterschiedliche Ursachen.
In diesem Vers sagt der Evangelist Lukas, dass es an einem unlautereren Auge liegt. Er sagt sogar: wenn es böse ist. Ein Auge, das vielleicht voller Neid und Eifersucht auf andere schielt und damit das Innere vergiftet. Wenn ich anfange, mich mit anderen zu vergleichen und feststelle: Die hat mehr als ich. Ist erfolgreicher als ich. Ist beliebter als ich. Dann legt sich ein Schatten auf meine Seele, dann verfinstert sich mein Blick.
Auch ein hochmütiger Blick auf andere herab ist Gift. Denn Beziehungen zwischen Menschen brauchen eine Begegnung auf Augenhöhe. Mit Stolz und Hochmut kränke ich andere. Echte Beziehung ist nicht möglich. Erkennbar wird, dass es um die innere Haltung geht. Die Einstellung zu mir selbst und zum Nächsten. Wenn ich mich an Jesus ausrichte, dann bestimmt mich weder Neid noch Hochmut. Dann strahlt die Güte und Liebe Gottes aus meinem Herzen. Dann strahlen meine Augen hell und leuchten dem anderen vielleicht sogar noch den Weg zur Barmherzigkeit Gottes. Das wäre schön.
Autor: Gesine Möller
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