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Jesu Geburt (2)

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Gottes persönlich-leibhaftiger Eintritt in diese Welt ist wirklich originell! Seine Regieführung wird deutlich. Er inszeniert seinen Advent in der Weltgeschichte.

Gott sucht sich ein junges, unberührtes Mädchen aus Galiläa und einen Futtertrog im judäischen Bergdorf Bethlehem aus, um in dieser Welt anzukommen. Ein ganz kleiner, niedriger Neuanfang. Spielt Gott mit uns in Seiner Schöpfung verstecken. Sucht mich doch, ich lasse mich finden.

Der Herr der Welt betritt diese Erde nicht in einem großartigen Palast und auch nicht in einem klinisch desinfizierten Kreißsaal, wie er bei uns heute üblich ist. Nein, Gott kommt unscheinbar bei Tieren auf etwas Stroh im Stall in seine Schöpfung. Es ist ein absoluter Nebenschauplatz der Weltgeschichte. So wollte Gott es und so hat er es durch seine Propheten vorhergesagt.

Zum Beispiel im Buch Jesaja, Kapitel 46, Vers 10: Von Anfang an habe ich den Ausgang gezeigt, lange im Voraus die ferne Zukunft vorhergesagt. Meine Pläne verwirkliche ich, und was ich mir vornehme, das tue ich auch.

Kriegt das eigentlich irgendjemand mit – außer Maria und Joseph, den Gasteltern und den anderen Gästen im Haus? Es war eine etwas ungewöhnliche Niederkunft bei ferngereisten Obdachlosen – aber sonst?

Gott hat eine „Schwäche“ für Geringgeachtete oder Gescheiterte. Er macht gern die Weisheit derer, die sich für besonders schlau halten, zunichte. Und er offenbart sich, wem er will.

So tappt König Herodes später im Dunkeln, während einfachen Hirten nachts auf freiem Feld „ein Licht aufgeht“. Spot an für die Schäfer! Ausgerechnet die wählt Gott sich souverän als besondere Botschaftsempfänger und Zeugen aus. So wie später die juristisch bedeutungslosen Frauen am leeren Grab: Gott hat sie als erste Zeuginnen erwählt, um die sensationelle Botschaft von der Auferstehung in die Welt zu tragen.

Diese Hirten waren raue Naturburschen. Sie waren bei Wind und Wetter verantwortlich für die Tiere. Nichtsesshafte und im Volk geringgeachtet, obwohl sie für die religiösen Rituale einen wichtigen Dienst zu leisten hatten: sie mussten Opfertiere züchten und dafür sorgen, dass zum Passahfest jede Familie das Lamm zur Gedenkfeier auf den Tisch bekam. Sie galten im Volk trotzdem nicht viel ‑ so zwischen Bürgergeld und Mindestlohn. Aber sie waren für das gesellschaftlich-religiöse Leben unverzichtbar und absolut systemrelevant.

Entgegen aller menschlichen Kalkulation und Erwartung erwählt Gott genau diese einfachen Leute. Paulus schreibt später an die Christen in Korinth (1,27): Gott hat gerade das ausgewählt, was der Welt als dumm und schwach erscheint – um die Weisen und Mächtigen zu beschämen.

Und jetzt, mitten in der Nacht: Licht an! Der Engel des Herrn schreckt die Schäfer auf. Was ist denn jetzt los? Die Nacht kann doch noch nicht zu Ende sein. Panik!

Nein: Fürchtet euch nicht, habt keine Angst! - Bleibt mal ruhig. Na, der hat gut reden …

Freut euch! Gott ist da! Heruntergekommen in einen Stall in Bethlehem. Geht hin und schaut’s euch an: ein neugeborenes Baby liegt in Windeln in einem Trog, aus dem sonst die Tiere fressen.

Aber damit nicht genug: zur Bestätigung reißt Gott den himmlischen Vorhang beiseite. Die Schafhirten befinden sich plötzlich – im wahrsten Sinne des Wortes! – in einem open-air-live-Auftritt des himmlischen Megachores. Exklusiv für sie: GLORIA IN EXCELSIS DEO! Ehre sei Gott in der Höhe,

Danach hatte sich schon der Prophet Jesaja (63,19b) in Israels Bedrängnis gesehnt:
O reiß doch den Himmel auf und komm zu uns herab, dass die Berge vor dir erbeben.

Und dann ist das Licht wieder aus. Der Vorhang wird wieder zugezogen.

Habe ich das nur geträumt? Habt ihr das auch gehört und gesehen? Jaah!, haben wir! Also dann: los ins Dorf! Lasst uns nachsehen, ob es stimmt oder ob wir jetzt alle ne Macke haben.

Sonst wortkarge, bedächtige Hirten, die so schnell nichts aus der Ruhe bringen konnte, rennen ins Dorf. Ist wenigstens einer bei der Herde geblieben? Sie haben wahrscheinlich nicht einsam vor sich hin gegrübelt, sondern in dieser Nacht mehr geredet als sonst in einer ganzen Woche. So gewaltig war die Erscheinung gewesen. Eine Mischung aus Neugier und Ehrfurcht hatte sie ergriffen.

Sie rennen, stolpern, lamentieren und kommen viel schneller in Bethlehem an als sonst. Sie finden das einfache Haus mit dem üblichen Stallraum neben der Wohnstube.

Und tatsächlich: es ist genau so, wie der Engel des Herrn es ihnen gesagt hatte. Es war also keine illusionäre Spinnerei und keine Einbildung gewesen. Es stimmt wirklich! Jetzt können sie es nicht mehr für sich behalten, was sie draußen auf ihrem Feld erlebt haben.

Gott hat es bewusst so eingerichtet: diese einfachen, geringgeachteten Schäfer zu den ersten Zeugen und zu den ersten Evangelisten werden, die die frohe Botschaft verkünden: Gott ist zu uns gekommen!

Viele Menschen werden das bis zu ihrem Ende nicht kapieren: "Ehre und Herrlichkeit sei Gott in der Höhe und Frieden den Menschen im Land, auf denen sein Gefallen ruht."

Aber so ist Gott: es kommt nicht auf Rang und Namen von Menschen an, sondern auf Sein Wort, das er in Menschen legt. So erwählt er oft das in der Welt Niedrige und Unscheinbare, um seinen Plan zur Rettung der Welt durchzuführen.

Maria hat genau zugehört, merkt sich alles und denkt vielleicht: mit dem Besuch des Erzengels Gabriel hat es bei mir auch angefangen – vor neun Monaten. Der Messias – erst in mir, nun vor und bei mir. Wie das wohl weitergeht?

Die Hirten verschwinden wieder von der Bildfläche in ihren Alltag – im Evangelium sind sie bis heute präsent. Sie gehen wieder an die Arbeit: es wird bald hell – also, jetzt richtig, von der Sonne –, es tagt schon. Sie müssen nach ihren Tieren sehen.

Die Hirten sind verändert - zuversichtlicher, fröhlicher. Und das Gotteslob klingt weiter in ihren Herzen. Diese Nacht werden sie nie mehr vergessen. Was für eine Aufwertung hatten sie erlebt: Gott war ausgerechnet ihnen persönlich begegnet!

[Überarb. u. aktualisierte Fassung aus: Bank, Matthias: Jesus dreht die Welt auf links, Band 1, Abschnitt 001, Vindobona-Verlag, 2022 ISBN 978-3-949263-46-0]

Autor: Matthias Bank


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Der Herr der Welt betritt diese Erde nicht in einem großartigen Palast und auch nicht in einem klinisch desinfizierten Kreißsaal, wie er bei uns heute üblich ist. Nein, Gott kommt unscheinbar bei Tieren auf etwas Stroh im Stall in seine Schöpfung. Es ist ein absoluter Nebenschauplatz der Weltgeschichte. So wollte Gott es und so hat er es durch seine Propheten vorhergesagt.

Zum Beispiel im Buch Jesaja, Kapitel 46, Vers 10: Von Anfang an habe ich den Ausgang gezeigt, lange im Voraus die ferne Zukunft vorhergesagt. Meine Pläne verwirkliche ich, und was ich mir vornehme, das tue ich auch.

Kriegt das eigentlich irgendjemand mit – außer Maria und Joseph, den Gasteltern und den anderen Gästen im Haus? Es war eine etwas ungewöhnliche Niederkunft bei ferngereisten Obdachlosen – aber sonst?

Gott hat eine „Schwäche“ für Geringgeachtete oder Gescheiterte. Er macht gern die Weisheit derer, die sich für besonders schlau halten, zunichte. Und er offenbart sich, wem er will.

So tappt König Herodes später im Dunkeln, während einfachen Hirten nachts auf freiem Feld „ein Licht aufgeht“. Spot an für die Schäfer! Ausgerechnet die wählt Gott sich souverän als besondere Botschaftsempfänger und Zeugen aus. So wie später die juristisch bedeutungslosen Frauen am leeren Grab: Gott hat sie als erste Zeuginnen erwählt, um die sensationelle Botschaft von der Auferstehung in die Welt zu tragen.

Diese Hirten waren raue Naturburschen. Sie waren bei Wind und Wetter verantwortlich für die Tiere. Nichtsesshafte und im Volk geringgeachtet, obwohl sie für die religiösen Rituale einen wichtigen Dienst zu leisten hatten: sie mussten Opfertiere züchten und dafür sorgen, dass zum Passahfest jede Familie das Lamm zur Gedenkfeier auf den Tisch bekam. Sie galten im Volk trotzdem nicht viel ‑ so zwischen Bürgergeld und Mindestlohn. Aber sie waren für das gesellschaftlich-religiöse Leben unverzichtbar und absolut systemrelevant.

Entgegen aller menschlichen Kalkulation und Erwartung erwählt Gott genau diese einfachen Leute. Paulus schreibt später an die Christen in Korinth (1,27): Gott hat gerade das ausgewählt, was der Welt als dumm und schwach erscheint – um die Weisen und Mächtigen zu beschämen.

Und jetzt, mitten in der Nacht: Licht an! Der Engel des Herrn schreckt die Schäfer auf. Was ist denn jetzt los? Die Nacht kann doch noch nicht zu Ende sein. Panik!

Nein: Fürchtet euch nicht, habt keine Angst! - Bleibt mal ruhig. Na, der hat gut reden …

Freut euch! Gott ist da! Heruntergekommen in einen Stall in Bethlehem. Geht hin und schaut’s euch an: ein neugeborenes Baby liegt in Windeln in einem Trog, aus dem sonst die Tiere fressen.

Aber damit nicht genug: zur Bestätigung reißt Gott den himmlischen Vorhang beiseite. Die Schafhirten befinden sich plötzlich – im wahrsten Sinne des Wortes! – in einem open-air-live-Auftritt des himmlischen Megachores. Exklusiv für sie: GLORIA IN EXCELSIS DEO! Ehre sei Gott in der Höhe,

Danach hatte sich schon der Prophet Jesaja (63,19b) in Israels Bedrängnis gesehnt:
O reiß doch den Himmel auf und komm zu uns herab, dass die Berge vor dir erbeben.

Und dann ist das Licht wieder aus. Der Vorhang wird wieder zugezogen.

Habe ich das nur geträumt? Habt ihr das auch gehört und gesehen? Jaah!, haben wir! Also dann: los ins Dorf! Lasst uns nachsehen, ob es stimmt oder ob wir jetzt alle ne Macke haben.

Sonst wortkarge, bedächtige Hirten, die so schnell nichts aus der Ruhe bringen konnte, rennen ins Dorf. Ist wenigstens einer bei der Herde geblieben? Sie haben wahrscheinlich nicht einsam vor sich hin gegrübelt, sondern in dieser Nacht mehr geredet als sonst in einer ganzen Woche. So gewaltig war die Erscheinung gewesen. Eine Mischung aus Neugier und Ehrfurcht hatte sie ergriffen.

Sie rennen, stolpern, lamentieren und kommen viel schneller in Bethlehem an als sonst. Sie finden das einfache Haus mit dem üblichen Stallraum neben der Wohnstube.

Und tatsächlich: es ist genau so, wie der Engel des Herrn es ihnen gesagt hatte. Es war also keine illusionäre Spinnerei und keine Einbildung gewesen. Es stimmt wirklich! Jetzt können sie es nicht mehr für sich behalten, was sie draußen auf ihrem Feld erlebt haben.

Gott hat es bewusst so eingerichtet: diese einfachen, geringgeachteten Schäfer zu den ersten Zeugen und zu den ersten Evangelisten werden, die die frohe Botschaft verkünden: Gott ist zu uns gekommen!

Viele Menschen werden das bis zu ihrem Ende nicht kapieren: "Ehre und Herrlichkeit sei Gott in der Höhe und Frieden den Menschen im Land, auf denen sein Gefallen ruht."

Aber so ist Gott: es kommt nicht auf Rang und Namen von Menschen an, sondern auf Sein Wort, das er in Menschen legt. So erwählt er oft das in der Welt Niedrige und Unscheinbare, um seinen Plan zur Rettung der Welt durchzuführen.

Maria hat genau zugehört, merkt sich alles und denkt vielleicht: mit dem Besuch des Erzengels Gabriel hat es bei mir auch angefangen – vor neun Monaten. Der Messias – erst in mir, nun vor und bei mir. Wie das wohl weitergeht?

Die Hirten verschwinden wieder von der Bildfläche in ihren Alltag – im Evangelium sind sie bis heute präsent. Sie gehen wieder an die Arbeit: es wird bald hell – also, jetzt richtig, von der Sonne –, es tagt schon. Sie müssen nach ihren Tieren sehen.

Die Hirten sind verändert - zuversichtlicher, fröhlicher. Und das Gotteslob klingt weiter in ihren Herzen. Diese Nacht werden sie nie mehr vergessen. Was für eine Aufwertung hatten sie erlebt: Gott war ausgerechnet ihnen persönlich begegnet!

[Überarb. u. aktualisierte Fassung aus: Bank, Matthias: Jesus dreht die Welt auf links, Band 1, Abschnitt 001, Vindobona-Verlag, 2022 ISBN 978-3-949263-46-0]

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