انتقل إلى وضع عدم الاتصال باستخدام تطبيق Player FM !
Schilddrüsengesundheit und Mikronährstoffe
Manage episode 403929224 series 2400120
Shownotes
Mikronährstoffanalyse:
https://www.diagnostisches-centrum.de/laborleistungen/dcms-profile/dcms-stoffwechsel-profil.html
Kontaktadresse:
Praxis für Mikronährstoffmedizin
Diagnostisches Centrum für Mineralanalytik
und Spektroskopie DCMS GmbH
Löwensteinstaße 9
D-97828 Marktheidenfeld
Tel.: +49 (0)9394/9703-0
E-Mail: info@diagnostisches-centrum.de
Web: www.diagnostisches-centrum.de
Transkript
Musik
Moderator:
Die Schilddrüse ist ein kleines Organ unterhalb des Kehlkopfes mit herausragender Bedeutung für den Hormonstoffwechsel - ja, für die normale Funktion vieler Organsysteme. Eine Störung der Schilddrüsenfunktion kann weitreichende Folgen haben.
Herzlich willkommen, liebe Zuhörer. Heute sprechen wir über Mikronährstoffe, die wichtig sind für die Gesundheit der Schilddrüse.
Mit dabei wieder Dr. Hans-Günter Kugler, Leiter des Diagnostischen Centrums für Mineralanalytik und Spektroskopie in Marktheidenfeld. Mein Name ist Moderator: Großhardt.
Dr. Kugler:
Hallo, liebe Zuhörer.
Moderator:
Die Schilddrüse ist eine Hormondrüse. Welche Hormone werden produziert und was bewirken diese im Stoffwechsel?
Dr. Kugler:
Die Schilddrüse ist zwar klein, aber die größte reine Hormondrüse des Menschen. Die Schilddrüse ist Synthese- und Speicherort für die Schilddrüsenhormone Thyroxin oder T4 und Trijodthyronin T3. Das hat jeder schon einmal gehört, der die Schilddrüsenhormone hat untersuchen lassen.
Die Schilddrüsenhormone regulieren die Stoffwechselaktivität, den Grundumsatz, die Wärmeproduktion und den Sauerstoffverbrauch.
Moderator:
Nur zum Verständnis. Was versteht man denn eigentlich unter Grundumsatz?
Dr. Kugler:
Eigentlich ganz einfach, der Grundumsatz ist die Menge an Energie, die der Körper täglich benötigt für alle Überlebensfunktionen, wie beispielsweise Atmung, Regelung der Körpertemperatur, Organfunktion, Verdauung etc.
Es gibt aber noch weitere Funktionen der Schilddrüsenhormone. Sie stimulieren die Mobilisierung von Proteinen und Fetten. Schilddrüsenhormone werden benötigt für den Knochenumbau. Außerdem sind die Schilddrüsenhormone erforderlich für die Erregbarkeit von Nervenfasern sowie für die Erregbarkeit und Funktionsfähigkeit des Herzmuskels. Schilddrüsenhormone werden auch für Wachstum und Entwicklung benötigt, zum Beispiel für die Hirnreifung und das Längenwachstum.
Moderator:
Was sind die häufigsten Erkrankungen der Schilddrüse?
Dr. Kugler:
Zunächst einmal: Funktionsstörungen der Schilddrüse sind im medizinischen Alltag sehr häufig. 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung über 50 Jahre haben einen Schilddrüsenknoten.
Die sogenannte euthyreote Struma ist eine Vergrößerung der Schilddrüse bei normaler Hormonproduktion. Mehr als 90 Prozent aller Schilddrüsenerkrankungen sind euthyreote Strumen, die damit die häufigste hormonelle Erkrankung überhaupt sind.
Moderator:
Ist das schlimm eine vergrößerte Schilddrüse, wenn man gar keine Beschwerden hat?
Dr. Kugler:
Da sollte man natürlich ärztlich untersuchen lassen. Eine Struma kann mit einer Über- oder Unterfunktion der Schilddrüsenhormone einhergehen.
Moderator:
Die Schilddrüse darf also weder zu viel noch zu wenig Schilddrüsenhormone ausschütten?
Dr. Kugler:
Das ist richtig. Die häufigste Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion, man nennt dies in der Fachsprache "Hypothyreose", ist die Hashimoto-Thyreoiditis, also eine chronisch-entzündliche Schilddrüsenerkrankung.
Bevorzugt erkranken Frauen zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr. Die Erkrankung kann aber auch bereits bei Kindern auftreten.
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung. Bei den betroffenen Personen finden sich auch gehäuft andere Autoimmunerkrankungen.
Moderator:
Wie merkt man das, wenn man eine Hashimoto-Thyreoiditis hat? Hat man dann Halsschmerzen?
Dr. Kugler:
Also, in den allermeisten Fällen sicherlich nicht. Meistens merkt man lange Zeit gar nichts, bis dann eine Laboruntersuchung die Krankheit nachweist.
Zu Beginn der Erkrankung kann es gelegentlich zu einer leichten Schilddrüsenüberfunktion kommen. Der entzündliche Autoimmunprozess führt aber letztlich zu einer Zerstörung des Schilddrüsengewebes und erfordert eine Substitution von Schilddrüsenhormonen. Das heißt, man muss dann Schilddrüsenhormone einnehmen.
Moderator:
Viele Menschen wissen, dass Jod für die Schilddrüse benötigt wird. Was hat das mit dem Jod eigentlich auf sich?
Dr. Kugler:
Jod ist ein essenzieller, das heisst, lebenswichtiger Bestandteil der Schilddrüsenhormone. Ein Jodmangel kann die Produktion der Schilddrüsenhormone beeinflussen. Ein Jodmangel kann zu einer Schilddrüsenvergrößerung, bis hin zu einem Kropf führen.
Moderator:
Aber auch andere Mikronährstoffe sind wichtig für die Schilddrüsenfunktion. Das ist vielen gar nicht bewusst.
Dr. Kugler:
Da stimmt leider. Mikronährstoffe sind sogar sehr wesentlich für die Schilddrüse. Durch eine gezielte Supplementierung von Mikronährstoffen können auch entzündliche Prozesse gebessert werden.
Sowohl die Überfunktion der Schilddrüse als auch die Schilddrüsenunterfunktion gehen mit oxidativem Stress einher, der durch antioxidative Mikronährstoffe reduziert werden kann.
Moderator:
Bevor wir jetzt aber näher auf die Mikronährstoffe eingehen, sollten wir noch kurz die Schilddrüsenwerte erklären: TSH, T4 und T3.
Dr. Kugler:
TSH ist die Abkürzung für Thyroidea stimulierendes Hormon oder auf Deutsch: Schilddrüse stimulierendes Hormon. Dieses wird in der Hypophyse gebildet und reguliert die Jodaufnahme und Hormonbildung in der Schilddrüse. Die Hypophyse ist ja eine Drüse im Gehirn.
Thyroxin, das man auch mit T4 abkürzt, ist eine Hormonvorstufe für T3, das Thyroxin. Das Thyroxin ist die eigentliche stoffwechselwirksame Form der Schilddrüsenhormone.
Moderator:
Alles klar. Jetzt kommen wir zu den Mikronährstoffen. Welche Vitamine sind für die Schilddrüse wichtig?
Dr. Kugler:
Da sind viele wichtig. Fangen wir mit Vitamin A an. Ein Vitamin-A-Mangel erhöht die Sekretion von TSH in der Hypophyse. Die Jodaufnahme der Schilddrüse wird verringert, und es kommt zu einer Verminderung des Pools von T4 und T3.
Außerdem: In der Leber vermindert ein Vitamin-A-Mangel die Umwandlung von T4 zu T3. Es stehen also dann zu wenig stoffwechselaktive Schilddrüsenhormone zur Verfügung.
Wenn Vitamin A fehlt, kommt es auch zu einer Reduzierung der T3-Aufnahme in die Gewebe.
Ein Vitamin-A-Defizit korreliert also mit strukturellen und funktionellen Störungen der Schilddrüse und ist oft mit einem Jodmangel assoziiert.
Moderator:
Das heißt also, ein Vitamin-A-Mangel kann den Hormonstoffhaushalt der Schilddrüse erheblich durcheinanderbringen.
Dr. Kugler:
Es gibt auch diese Wechselwirkungen: Eine Schilddrüsenunterfunktion kann die Umwandlung von Carotinoiden in Vitamin A beeinträchtigen und dadurch zu einem Vitamin-A-Mangel führen. Die Carotinoide sind sozusagen die Vorstufe von Vitamin A.
Moderator:
Was weiß man über das Vitamin D? Vitamin D ist ja ein wesentliches Vitamin für den Stoffwechsel.
Dr. Kugler:
Das kann man schon so sagen. Vitamin D ist unter anderem ein wichtiges Regulatormolekül des Immunsystems. Ausreichend hohe Vitamin-D-Spiegel reduzieren das Risiko für Autoimmunerkrankungen und können deren Verlauf verbessern.
Zahlreiche Studien haben eine Korrelation zwischen niedrigen Vitamin-D-Spiegeln und Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse gezeigt.
Typisch für die Hashimoto-Thyreoiditis ist die Selbstzerstörung der Schilddrüse.
Bei Vitamin-D-Konzentrationen, die meist in Form von 25(OH)D gemessen werden, unter 10 ng/ml ist ein vermehrtes Auftreten von Hashimoto-Thyreoiditis zu beobachten. Nochmals zur Erklärung: 25(OH)D ist der übliche Vitamin-D-Messwert in Laboren.
Moderator:
Ein Spiegel von 10 ng/ml ist niedrig, oder? Wie hoch sollte der Vitamin-D-Spiegel sein - eigentlich?
Dr. Kugler:
Anzustreben sind sicherlich Konzentrationen zwischen 40 und 60 ng/ml 25(OH)D.
Übrigens, ausreichend hohe Vitamin-D-Spiegel sind auch wichtig für die Wirksamkeit einer medikamentösen Therapie von Schilddrüsenerkrankungen.
Moderator:
Okay. Vitamin E ist ja ein wesentliches, fettlösliches Antioxidans. Ist Vitamin E auch für die Schilddrüse wichtig?
Dr. Kugler:
Das stimmt. Vitamin E ist ein starkes fettlösliches Antioxidans und daher wesentlich in allen Stoffwechselsituationen, die mit oxidativem Stress verbunden sind. Sowohl die Schilddrüsenüberfunktionen wie auch die Schilddrüsenunterfunktion sind mit oxidativem Stress verbunden.
Moderator:
Was ist eigentlich mit den B-Vitaminen, insbesondere mit Vitamin B12?
Dr. Kugler:
Da gibt es interessante Studienergebnisse: Bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse waren die Vitamin-B12-Spiegel signifikant niedriger als bei Kontrollpersonen.
Die Vitamin B12-Konzentrationen waren invers mit TPO-Antikörpern assoziiert.
Moderator:
Bitte erklären. Was sind TPO-Antikörper?
Dr. Kugler:
TPO ist die Abkürzung für Thyreoperoxidase. Das ist ein Schlüsselenzym der Schilddrüsenhormonsynthese. Und Antikörper gegen TPO sind gegen dieses Enzym gerichtet. Erhöhte TPO-Antikörperwerte können ein Hinweis sein auf Morbus Basedow, Hashimoto oder postpartale Thyreoiditis. Unter Letzterer versteht man eine Schilddrüsenentzündung nach der Schwangerschaft.
Moderator:
Homocystein ist ja ein Produkt im Aminosäurenstoffwechsel und in hohen Konzentrationen schädlich. Für den Homocysteinabbau sind die Vitamine B12 und Folsäure und indirekt auch Vitamin B2 erforderlich. Weiß man auch etwas über Homocystein in Bezug auf Schilddrüsenerkrankungen?
Dr. Kugler:
Es gibt verschiedene Veröffentlichungen. Erhöhte Homocysteinkonzentrationen sind auch mit Schilddrüsenerkrankungen assoziiert. Erhöhte Homocysteinkonzentrationen wurden zum Beispiel mit vermehrtem Auftreten von Schilddrüsenknoten in Verbindung gebracht.
Einer chinesischen Studie zufolge sind erhöhte Homocysteinspiegel bei Menschen mit normaler Schilddrüsenfunktion mit einer verminderten Sensitivität gegenüber Schilddrüsenhormonen verbunden.
Moderator:
Auch Vitamin C ist ja ein wichtiges Antioxidans. Hat Vitamin C einen Einfluss auf die Schilddrüsengesundheit?
Dr. Kugler:
Ja, Vitamin C vermag die TPO-Antikörper zu senken. Das haben iranische Wissenschaftler 2019 publiziert. Sie haben in einer Studie festgestellt, dass Vitamin C, 500 Milligramm täglich, die TPO-Antikörper bei Patienten mit Autoimmunthyreoiditis senken konnte. Da verschiedene Erkrankungen der Schilddrüse mit oxidativem Stress einhergehen, sollte in jedem Fall eine gute Versorgung mit Vitamin C sichergestellt werden.
Moderator:
Vitamin C ist ja auch wichtig für den Eisenstoffwechsel. Welchen Einfluss hat Eisen auf die Gesundheit der Schilddrüse?
Dr. Kugler:
Eisen ist ein sehr wichtiges Spurenelement für die Bildung der Schilddrüsenhormone. Eisen ist erforderlich für die Funktionsfähigkeit der Thyreoperoxidase, die man, wie vorher erwähnt, ja mit TPO abkürzt.
Moderator:
Das heißt, ein Eisenmangel hat unter Umständen gravierende Folgen für den Stoffwechsel der Schilddrüse.
Dr. Kugler:
Ein Eisenmangel führt zu einer Unterfunktion der Schilddrüse. Auch die Bildung von T3 aus T4 wird durch einen Eisenmangel nachteilig beeinflusst. Bei einem bestehenden Eisenmangel ist eine Therapie mit Jod ohne Wirkung oder hat kaum Wirkung, da das Jod nicht für die Bildung der Schilddrüsenhormone verwendet werden kann.
Moderator:
Also im Klartext: Eisen ist für die Schilddrüse wahnsinnig wichtig, und ein Eisenmangel ist der häufigste Mikronährstoffmangel weltweit.
Dr. Kugler:
Genau, eine normale Hämoglobinkonzentration und eine normale Zahl der roten Blutkörperchen sind kein Garant dafür, dass die Eisenversorgung des Organismus zufriedenstellend ist.
Moderator:
Was sollte man dann bestimmen? Eisen im Blut?
Dr. Kugler:
Nein, der Eisenwert allein hat kaum Aussagekraft. Zunächst sollte das Eisenspeicherprotein Ferritin bestimmt werden. Zur Verkleinerung der Schilddrüse bei Struma ist es häufiger erforderlich, Eisen und Jod kombiniert zu supplementieren.
Moderator:
Man hört ja immer wieder, dass Selen wichtig ist für die Schilddrüse. Warum eigentlich?
Dr. Kugler:
Die Schilddrüse hat die höchste Selenkonzentration aller Gewebe. Die Funktionsfähigkeit der Schilddrüse ist abhängig von einer ausreichenden Selenversorgung. Selen ist ein essenzieller Cofaktor vor drei von vier bekannten Varianten der Deiodinasen. Das sind Enzyme, die erforderlich sind für die Bildung von aktivem T3 aus T4.
Moderator:
Das heißt, bei einem Selenmangel ist die Bildung der Schilddrüsenhormone beeinträchtigt.
Dr. Kugler:
Das kann man sicherlich so sagen. Ein Selenmangel kann zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen.
Moderator:
Selen ist ja auch ein Antioxidans.
Dr. Kugler:
Genau. Bei der Bildung von Schilddrüsenhormonen entsteht in einem gewissen Umfang Wasserstoffperoxid, das von Selenoenzymen neutralisiert werden muss, zum Schutz des Schilddrüsengewebes.
Moderator:
Also macht es Sinn, Selen bei Schilddrüsenerkrankungen einzunehmen?
Dr. Kugler:
Ja, aber nicht einfach so. Es sollte schon vorher im Blut bestimmt werden, damit keine Überdosierung entsteht. Eine Selensupplementierung bei Hashimoto-Thyreoiditis kann die TPO-Antikörper vermindern und zu einer Verbesserung des Allgemeinbefindens führen.
Vor wenigen Jahren wurde noch eine Hochdosis-Supplementierung von Selen zur Behandlung der Hashimoto-Thyreoiditis empfohlen. Hiervon ist man inzwischen wieder abgekommen, weil dadurch der Krankheitsverlauf nicht wesentlich beeinflusst wird, und Selen in höherer Dossierung über einen längeren Zeitraum auch nachteilige Effekte haben kann. In jedem Fall aber sollte bei Schilddrüsenerkrankungen auf eine gute Versorgung mit Selen geachtet werden.
Moderator:
Was ist eigentlich mit Zink und Kupfer?
Dr. Kugler:
Zink ist, ähnlich wie Selen, an der Umwandlung von T4 in T3 beteiligt. Ein Zinkmangel beeinträchtigt die Bildung von TRH. TRH ist die Abkürzung für Thyreotropin-Releasing-Hormon, das im Hypothalamus gebildet wird und die Ausschüttung von TSH stimuliert. Der Hypothalamus ist eine wichtige Struktur im Zwischenhirnbereich.
Moderator:
Dann kann ein Zinkmangel folglich zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen, oder?
Dr. Kugler:
Genau, ein Zinkmangel kann zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen. Andersherum kann eine Schilddrüsenunterfunktion auch zu einem Zinkdefizit führen. Niedrige Zinkspiegel können auch mit einer vermehrten Bildung von Autoantikörpern korrelieren.
Dann ist noch Kupfer zu erwähnen. Kupfer ist wichtig für die Bildung von T4 und im weitesten Sinne für die Stimulation von TSH. Außerdem stört ein Kupfermangel den Eisenstoffwechsel. Und Eisen ist ja unentbehrlich für die Bildung der Schilddrüsenhormone, das haben wir ja vorher schon gehört.
Moderator:
Also - die Abläufe scheinen doch sehr komplex zu sein. Was ist mit den Aminosäuren? Welche sind hier erwähnenswert?
Dr. Kugler:
Zunächst einmal die Aminosäure Tyrosin. Diese ist Ausgangssubstanz für die Bildung der Schilddrüsenhormone. Tyrosin kann wiederum aus der Aminosäure Phenylalanin gebildet werden.
Moderator:
Kann ich Tyrosin einnehmen, wenn mir Schilddrüsenhormone fehlen?
Dr. Kugler:
Leider ist das nicht so ganz einfach. Es gibt derzeit keine wissenschaftlichen Daten dafür, in welchem Umfang ein möglicher Tyrosinmangel die Bildung der Schilddrüsenhormone beeinträchtigt. Eine ausreichende Verfügbarkeit von Tyrosin ist aber auf jedem Fall wichtig für die Schilddrüsenfunktion.
Moderator:
Welche Aminosäuren sind noch relevant?
Dr. Kugler:
Es gibt Hinweise aus Zellkulturversuchen, dass N-Acetylcystein die Entzündungsaktivität bei Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse und die Zerstörung von Schilddrüsenzellen reduzieren kann.
Schilddrüsenerkrankungen können in erheblichem Umfang den gesamten Stoffwechsel verändern. Grundsätzlich kommt es bei anhaltendem körperlichen Stress zu einer Glutaminverarmung des Organismus, der es notwendig macht, Glutamin zuzuführen. Bei Störungen der Herz-Kreislauf-Funktion in Folge einer Schilddrüsenüberfunktion kann auch die Aminosäure Taurin von Nutzen sein, da Taurin anti-arrhythmische Eigenschaften besitzt. Das heißt, Taurin kann Herz-Rhythmus-Störungen verhindern oder vermindern.
Moderator:
Aber man sollte vor einer Aminosäuren-Gabe immer erst eine Laboranalyse machen, oder?
Dr. Kugler:
Grundsätzlich sollte eine geplante Supplementierung von Aminosäuren auf der Basis einer Laboranalyse erfolgen, die aufzeigt, welche Aminosäuren tatsächlich fehlen.
Moderator:
Gibt es noch weitere Mikronährstoffe, die relevant sind?
Dr. Kugler:
Ja, zum Beispiel Carnitin.
Moderator:
Wieso Carnitin? Weil Schilddrüsenpatienten müde sind?
Dr. Kugler:
Ja, eine Supplementierung von Carnitin kann bei Erschöpfungszuständen
und Müdigkeit durch eine Schilddrüsenunterfunktion von Nutzen sein. Auch bei Patienten mit Schilddrüsenüberfunktion ist eine Carnitinsupplementierung zu erwägen. Aber nicht nur das, Carnitin verbessert eine Reihe von Symptomen, wie zum Beispiel Herz-Rhythmus-Störungen bei der Schilddrüsenüberfunktion.
Moderator:
Was ist mit Coenzym Q10?
Dr. Kugler:
Coenzym Q10 ist ein wichtiges, fettlösliches Antioxidans und hat auch antientzündliche Eigenschaften. Eine Supplementierung von Coenzym Q10 ist vor allem bei den Schilddrüsenerkrankungen sinnvoll, die mit einer vermehrten Bildung freier Radikale einhergehen, wie zum Beispiel Hashimoto-Thyreoiditis oder Schilddrüsenüberfunktion.
Moderator:
Die Omega-3-Fettsäuren wirken ebenfalls antientzündlich und müssten deshalb auch interessant sein – oder – bei der Hashimoto?
Dr. Kugler:
Generell können Omega-3-Fettsäuren das Auftreten von Autoimmunerkrankungen vermindern, zusammen mit Vitamin D. Deshalb sollte bei der Hashimoto-Thyreoiditis immer auch eine Supplementierung von Omega-3-Fettsäuren erwogen werden.
Moderator:
Man kann also abschließend sagen, Erkrankungen der Schilddrüse können in beträchtlichem Umfang sowohl die körperliche, wie auch die psychische Befindlichkeit beeinträchtigen. Für die Funktionsfähigkeit der Schilddrüse sind viele verschiedene Mikronährstoffe erforderlich. Bei jeder Schilddrüsenerkrankung ist die Durchführung einer Mikronährstoffanalyse zu empfehlen, um mögliche Defizite an Mikronährstoffen aufzuspüren.
Dr. Kugler:
Richtig, das Analysenergebnis dient als Grundlage für eine gezielte Supplementierung.
Moderator:
Bewährt hat sich hier die Durchführung des DCMS-Stoffwechsel-Profils. Es handelt sich hierbei um eine ausführliche Mikronährstoffanalyse des Blutes. Sie können sich hier gerne auf unserer Homepage noch einmal schlaumachen. Den entsprechenden Link finden Sie in den Shownotes. Liebe Zuhörer, vielen Dank fürs Zuhören. Bis zum nächsten Mal.
Dr. Kugler, Moderator:
Auf Wiederhören!
Typ-2-Diabetes wurde früher gerne als Altersdiabetes bezeichnet, inzwischen sind aber immer mehr jüngere Menschen betroffen. Beim Typ-2-Diabetes besteht zunächst kein Insulinmangel. Vielmehr sind die Insulinspiegel sogar erhöht, wobei das Insulin an den Zellen aber nicht so effektiv wirkt. Dies bezeichnet man dann als Insulinresistenz. Für die Entstehung ist Typ-2-Diabetes spielt die Insulinresistenz eine zentrale Rolle.
Moderator:
Wie kommt es zum Diabetes-Typ-2? Übergewicht fällt mir da ein und ein hoher Zuckerkonsum - liege ich da richtig?
Dr. Kugler:
Der auslösende Faktor Nummer eins ist Übergewicht, der zweitwichtigste ist Bewegungsmangel. Weitere Umstände sind eine fettreiche Ernährung, Stress, Rauchen sowie Mikronährstoffmängel.
Moderator:
Und welche Folgen hat der Diabetes dann für die Betroffenen?
Dr. Kugler:
Diabetes schädigt natürlich den ganzen Stoffwechsel. Ich nenne ein paar Beispiele: Die hohen Blutzuckerwerte beeinträchtigen die Funktion der Blutgefäße. Außerdem kommt es zu einer Verzögerung viele Moleküle und zu einer Anreicherung von Sorbitol, was dann zu Zellschäden führt.
Moderator:
Meines Wissens gibt es dann verschiedene Folgeerkrankungen.
Dr. Kugler:
Das ist richtig. Ja, dazu zählen z.B. die diabetische Retinopathie
- also eine Schädigung der Netzhaut. Übrigens sind in Europa 30 Prozent der Erblindungen darauf zurückzuführen. 35 Prozent der Diabetiker entwickeln eine Nephropathie, das heißt, eine Nierenerkrankung. Und sehr häufig ist die Polyneuropathie - also eine Schädigung der Nerven. Daran leiden dann fast die Hälfte der Diabetiker.
Moderator:
Jetzt kommen wir zu dem zentralen Thema: zu den Mikronährstoffen. Warum sollte ein Diabetes-Patient unbedingt auf eine optimale Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, Aminosäuren und Co. achten?
Dr. Kugler:
Die Mikronährstoffe haben eine wichtige Bedeutung für die Behandlung der Diabetes-Erkrankung, weil sie in die krankhaften Stoffwechsel-Regulationsvorgänge eingreifen. Die Mikronährstoffe haben ganz unterschiedliche Wirkungen, zum Beispiel Entzündungshemmung, antioxidativer Schutz, Verbesserung der Blutzuckerregulation und Insulinsensitivität. Wichtig ist zu wissen, dass sie das Risiko für diabetische Folgeerkrankungen vermindern können.
Moderator:
Dann fangen wir mal mit den Aminosäuren an.
Dr. Kugler:
Die Aminosäure Arginin spielt eine wichtige Rolle für die Endothelfunktion, das heißt Arginin kann in einem gewissen Umfang gegen die Störung der Durchblutung schützen.
Moderator:
Ich habe gehört, dass die Aminosäure Citrullin den gleichen Effekt hat oder sogar noch besser wirkt. Kannst du dazu was sagen?
Dr. Kugler:
Das kann ich, ja. Citrullin kann im Organismus in Arginin umgewandelt werden und wirkt nach bisherigen Studienergebnissen sogar besser als Arginin selbst. Ein Tipp von mir: Die Wassermelone ist eine ausgezeichnete Quelle für Citrullin. Die Bezeichnung Citrullin ist ja von dem lateinischen Begriff citrullus abgeleitet.
Übrigens, das Diabetes-Medikament Metformin führt zu einer Verminderung der Citrullin-Konzentration im Blut - so eine Studie von 2017 eines Forscherteams aus München.
Moderator:
Welche Aminosäuren sind denn sonst noch wichtig für den Diabetiker?
Dr. Kugler:
Weitere Aminosäuren, die bei Diabetes relevant sind, sind z.B. auch Glycin, dann die verzweigtkettigen Aminosäuren und Taurin.
Mehrfach wurde nachgewiesen, dass niedrige Glycin-Konzentrationen das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöhen. Die Patienten hatten verminderte Glycin-Konzentrationen, obwohl doch gar keine klinischen Symptome der Diabetes-Erkrankung nachweisbar waren.
Moderator:
Und was können für den Diabetiker dann die Folgen sein, wenn niedrige Glycin-Konzentrationen vorhanden sind?
Dr. Kugler:
Glycin spielt z.B. eine zentrale Rolle für die Kollagensynthese, also auch für die Wundheilung und für die Integrität der Blutgefäße.
Moderator:
Und die Wundheilung, die ist ja beim Diabetiker auch ein wichtiges Thema, z.B. der offene Fuß.
Dr. Kugler:
Dann könnte man auch noch die verzweigtkettigen Aminosäuren erwähnen, also Isoleucin Leucin und Valin. Erhöhte Konzentrationen der verzweigtkettigen, aber auch der sogenannten aromatischen Aminosäuren, waren in mehreren Studien mit einem erhöhten Diabetesrisiko assoziiert.
Modeator:
Was ist mit der Aminosäure Taurin?
Dr. Kugler:
Forscher aus der Türkei haben im März 2019 publiziert, dass die Taurin-Konzentration im Plasma bei Diabetes-Patienten signifikant niedriger war als bei Kontrollpersonen.
Moderator:
Und welche Folgen hat das?
Dr. Kugler:
Die Wissenschaftler fanden auch einen Zusammenhang mit der Neuropathie. Möglicherweise spielt der Taurin-Spiegel aber eine noch größere Rolle für die Entwicklung des Diabetes.
Moderator:
Was ist mit den B-Vitaminen: Vitamin B1, B2, B6, B12?
Dr. Kugler:
Das Vitamin B1 spielt eine zentrale Rolle im Stoffwechsel der Kohlenhydrate. Ein Vitamin-B1-Mangel fördert Stoffwechselwege, die im Zusammenhang stehen mit Komplikationen des Diabetes mellitus, z.B. mit einer vermehrten Bildung von Verzuckerungsprodukten.
Moderator:
Das heißt; Vitamin B1 ist bei Diabetes besonders relevant?
Dr. Kugler:
Das kann man sicher so sagen. Vitamin B1 kann die Entstehung schädlicher Stoffwechselprodukte vermindern, den oxidativen Stress reduzieren, die Endothelfunktion verbessern und hat auch sonst viele günstige Wirkungen.
Übrigens, auch interessant zu wissen: Beim Typ-1-Diabetes korrelierten die Thiaminspiegel mit Biomarkern der Diabetes-Erkrankung, einschließlich Cholesterin, HDL-Cholesterin, Glucose und Triglyceriden.
Moderator:
Also mit den Laborparametern, die bei Stoffwechselerkrankungen krankhaft verändert sind. Was ist mit den anderen B-Vitaminen?
Dr. Kugler:
Das Vitamin B2 ist die Ausgangssubstanz für die Bildung von sogenannten Flavoenzymen und hat dadurch eine zentrale Bedeutung für den Energiestoffwechsel. Wissenschaftler aus Polen konnte nachweisen, dass ein Vitamin-B2-Mangel die Entzündungsaktivität der Fettzellen verstärkte, wodurch dann unter anderem die Insulinresistenz erhöht wurde.
Die Kombination aus Metformin und Vitamin B6 konnte Verzuckerungsreaktionen vermindern, wobei Vitamin B6 hierbei einen stärkeren Effekt hatte als Metformin.
Moderator:
Das Diabetes-Medikament Metformin soll ja auch ein B-Vitaminräuber sein. Welche B-Vitamine betrifft das?
Dr. Kugler:
Das betrifft hauptsächlich die Vitamin-B12-Versorgung. Das wurde auch in zahlreichen Studien nachgewiesen; aber es betrifft auch die Versorgung mit Folsäure.
Moderator:
Kannst du das bitte näher erläutern. Warum ist denn die Folsäure wichtig bei Diabetes?
Dr. Kugler:
Die Folsäure hat einen günstigen Effekt auf die Insulinresistenz und auf die Blutzuckerkontrolle. Das haben chinesische Forscher in einer Metaanalyse festgestellt.
Moderator:
Hat eigentlich ein hoher Homocysteinspiegel einen Einfluss auf Diabetes?
Dr. Kugler:
Ja, zahlreiche Studien haben gezeigt, dass eine Erhöhung der Homocystein-Konzentration bei Typ-2-Diabetikern häufiger auftritt als bei gleichaltrigen Kontrollpersonen. Die Homocystein-Konzentration korrelierte auch mit der Dauer der Diabetes-Erkrankung.
Übrigens ist Homocystein ja auch bekannt als Risikofaktor für Osteoporose. Diesbezüglich haben die Diabetiker ein erhöhtes Erkrankungsrisiko.
Moderator:
Also sollten Diabetiker auch auf ihren Homocysteinspiegel achten. Welche Vitamine sind wichtig, um den Homocysteinspiegel zu senken?
Dr. Kugler:
Das sind hauptsächlich die Vitamine B6, B12 und Folsäure.
Moderator:
Diabetiker sollen ja auch von Biotin- und Chrom-Supplementen profitieren. Warum?
Dr. Kugler:
Biotin hat eine große Bedeutung für den Fettstoffwechsel und für die Neubildung von Glucose. Außerdem beeinflusst Biotin die Aktivität verschiedener Gene, die an der Insulinfreisetzung beteiligt sind. Ein Biotinmangel kann mit verminderte Glukosetoleranz und Glucoseverwertung assoziiert sein. Eine Biotin-Supplementierung kann sowohl bei Typ-1- wie auch bei Typ-2-Diabetikern die Glukosetoleranz und die Insulinsensitivität verbessern. Biotin-Supplemente werden gerne mit Chrom kombiniert
Karin:
was hat das mit dem Chrom auf sich?
Dr. Kugler:
Schon seit vielen Jahren wird Chrom als Nahrungsergänzungsmittel bei der Behandlung des Diabetes eingesetzt. Der Grund ist, dass Chrom bei Diabetikern die Nüchternglukosespiegel vermindert.
Karin:
Vitamin C ist ein wichtiges wasserlösliches Antioxidans. Bekanntlich ist es wesentlich für den Schutz der Gefäßwände und besitzt eine antientzündliche Wirkung. Vitamin C, könnte ich mir vorstellen, ist auch wesentlich für den Diabetiker.
Dr. Kugler:
Ja, genau. Verschiedene Studien haben auch gezeigt, dass die Vitamin-C-Konzentrationen im Blut bei Typ-2-Diabetikern signifikant niedriger lagen als bei Kontrollpersonen mit normaler Blutzuckerregulation.
Moderator:
Man hört in letzter Zeit viel von Vitamin D, auch in Zusammenhang mit Diabetes. Was weißt du zu berichten?
Dr. Kugler:
Grundsätzlich vermindert Vitamin D Autoimmunreaktionen und hat deshalb einen Schutzeffekt gegen die Entwicklung von Typ-1-Diabetes. Für den Typ-2-Diabetiker ist die Tatsache wichtig, dass die Bildung und Verwertung des Insulins maßgeblich von Vitamin D abhängt. Ein Vitamin-D-Mangel begünstigt auch die Entstehung der Folgeerkrankungen, z.B. der diabetischen Nephropathie und Neuropathie. Aus eigener Praxis weiß ich, dass sehr viele Menschen einen Vitamin-D-Mangel haben. Der Ausgleich eines Vitamin-D-Mangels bewirkt oftmals eine erstaunliche Besserung von Beschwerden.
Moderator:
Viele nehmen in der heutigen Zeit Megadosen an Vitamin D ein, z.B. 10.000 Einheiten täglich oder gar 100.000. Was ist davon zu halten?
Dr. Kugler:
Das ist ehrlich gesagt ein gefährlicher Unsinn! Ich empfehle dringend, vor einer Vitamin-D-Supplementierung den Spiegel im Blut zu bestimmen. Aus dem gemessenen Laborwert kann man dann eine sinnvolle Supplementierungs-Dosis festlegen.
Moderator:
Was ist eigentlich mit den anderen fettlöslichen Vitamine: Vitamin A und E?
Dr. Kugler:
Vitamin A ist ja bekannt als das Augenvitamin. Das heißt, man braucht Vitamin A für das Sehen, speziell für die hell-dunkel-Anpassung. Und Wissenschaftler aus dem Iran konnten also nachweisen, dass bei der diabetischen Neuropathie niedrige Vitamin-A- und Zink-Spiegel nachweisbar waren.
Forscher aus China haben dann auch noch festgestellt, dass Vitamin A einen Schutzeffekt auf die Betazellen der Bauchspeicheldrüse hatte. Die Betazellen sind ja die Zellen, die das Insulin herstellen.
Moderator:
Und Vitamin E?
Dr. Kugler:
Vitamin E ist auch ein wichtiges fettlösliches Antioxidans und hat einen Effekt auf den Fettstoffwechsel. Das heiß, es kann z.B. das Lipid-Profil verbessern. Eine Supplementierung von Vitamin E ist eine wirksame Strategie, um diabetische Komplikationen unter Kontrolle zu bekommen und um die antioxidative Kapazität zu verbessern. Das wurde also in einer Metaanalyse aus dem Jahr 2018 festgestellt.
Das Vitamin K gehört ja auch zu den fettlöslichen Vitaminen, und es gibt neuerdings auch Hinweise, dass Vitamin K eine Rolle im Glukosestoffwechsel spielen könnte.
Moderator:
Was ist mit Zink? Zink ist ja wohl bei Diabetes wichtig, aber warum?
Dr. Kugler:
Zink kann das Voranschreiten des Diabetes bremsen und zwar über mehrere Mechanismen.
Moderator:
Die wären?
Dr. Kugler:
Zink ist an der Insulinsekretion beteiligt. Zink kann in gewissem Umfang die Funktion von Insulin auch nachahmen.
Fast alle Diabetiker haben einen Zinkmangel, da sie über den Urin sehr viel Zink ausschalten. Eine Zink-Supplementierung kann die Nüchternglukose sowie den HbA1c-Wert verbessern. HbA1c ist ja der sogenannte Langzeitzuckerwert.
Moderator:
Zink ist ja bekanntlich auch wichtig für das Immunsystem und erforderlich für die Wundheilung. Sicherlich profitieren auch hier die Diabetiker.
Dr. Kugler:
Ja, genau. Zink hat ja sehr viele Eigenschaften, und es ist z.B. auch erforderlich zur Stabilisierung des Immunsystems bei Diabetikern und zur Vermeidung von Wundheilungsstörungen, die bei Diabetes-Patienten vermehrt auftreten. Denken wir hier z.B. an den diabetischen Fuß.
Alle Diabetiker haben einen Zinkmangel im Prinzip, da sie über den Urin viel Zink ausscheiden.
Moderator:
In letzter Zeit hört man immer wieder mal, dass Selen für den Diabetiker gefährlich ist. Was hat das auf sich?
Dr. Kugler:
Es gab tatsächlich einige Studien, in denen nachgewiesen wurde, dass eine Selen-Supplementierung das Diabetesrisiko erhöht hat. Allerdings muss hier beachtet werden, dass natürlich von einer Selen-Supplementierung bei ohnehin guter Selenversorgung keine vorteilhaften Effekte zu erwarten sind.
Moderator:
Wenn aber ein Selenmangel vorliegt, dann sollte auf jeden Fall Selen supplementiert werden, oder?
Dr. Kugler:
Das ist richtig. Diabetiker haben ja häufig einen sogenannten oxidativen Stress, und das Selen ist ein wichtiges antioxidatives Spurenelement, so dass man also auf jedem Fall einen Selenmangel vermeiden sollte.
Moderator:
Das sind aber viele Mikronährstoffe die für den Diabetiker relevant sind. Sind das jetzt alle oder gibt es noch mehr?
Dr. Kugler:
Also wichtig ist schon auch Magnesium für die Regulierung des Blutzuckerspiegels. Im Einzelfall kann auch eine Mangan- Supplementierung sinnvoll sein. Dann kann man erwähnen: die Fettsäuren, Carnitin und Coenzym Q10. Carnitin und Coenzym Q10 sind ja ganz wichtig für den Energiestoffwechsel.
Jedenfalls empfehle ich dringend bei Diabetes oder bei Prädiabetes, die Mikronährstoffversorgung durch eine Mikronährstoffanalyse abklären zu lassen. Man kann insgesamt sagen, dass die Mikronährstoffmedizin doch sehr viele gute Möglichkeiten bietet, den Verlauf der Diabetes-Erkrankung günstig zu beeinflussen und die Entstehung von Folgeerkrankungen hinauszuzögern.
Moderator:
Fazit: Eine optimale Mikronährstoffversorgung ist beim Diabetiker äußerst relevant. Beim Diabetiker ist es dringend anzuraten, eine Mikronährstoffmedizin durchzuführen.
Wir können bei Diabetes das DCMS-Stoffwechsel-Profil empfehlen. Das ist eine ausführliche Mikronährstoffanalyse für den Stoffwechsel. Hier werden zahlreiche Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und Aminosäuren bestimmt, die für den Stoffwechsel relevant sind. Die entsprechenden Infos bzw den Link finden Sie in den Shownotes.
Für heute verabschieden wir uns ganz herzlich:
Dr. Kugler, Moderator:
Auf Wiederhören.
Musik
28 حلقات
Manage episode 403929224 series 2400120
Shownotes
Mikronährstoffanalyse:
https://www.diagnostisches-centrum.de/laborleistungen/dcms-profile/dcms-stoffwechsel-profil.html
Kontaktadresse:
Praxis für Mikronährstoffmedizin
Diagnostisches Centrum für Mineralanalytik
und Spektroskopie DCMS GmbH
Löwensteinstaße 9
D-97828 Marktheidenfeld
Tel.: +49 (0)9394/9703-0
E-Mail: info@diagnostisches-centrum.de
Web: www.diagnostisches-centrum.de
Transkript
Musik
Moderator:
Die Schilddrüse ist ein kleines Organ unterhalb des Kehlkopfes mit herausragender Bedeutung für den Hormonstoffwechsel - ja, für die normale Funktion vieler Organsysteme. Eine Störung der Schilddrüsenfunktion kann weitreichende Folgen haben.
Herzlich willkommen, liebe Zuhörer. Heute sprechen wir über Mikronährstoffe, die wichtig sind für die Gesundheit der Schilddrüse.
Mit dabei wieder Dr. Hans-Günter Kugler, Leiter des Diagnostischen Centrums für Mineralanalytik und Spektroskopie in Marktheidenfeld. Mein Name ist Moderator: Großhardt.
Dr. Kugler:
Hallo, liebe Zuhörer.
Moderator:
Die Schilddrüse ist eine Hormondrüse. Welche Hormone werden produziert und was bewirken diese im Stoffwechsel?
Dr. Kugler:
Die Schilddrüse ist zwar klein, aber die größte reine Hormondrüse des Menschen. Die Schilddrüse ist Synthese- und Speicherort für die Schilddrüsenhormone Thyroxin oder T4 und Trijodthyronin T3. Das hat jeder schon einmal gehört, der die Schilddrüsenhormone hat untersuchen lassen.
Die Schilddrüsenhormone regulieren die Stoffwechselaktivität, den Grundumsatz, die Wärmeproduktion und den Sauerstoffverbrauch.
Moderator:
Nur zum Verständnis. Was versteht man denn eigentlich unter Grundumsatz?
Dr. Kugler:
Eigentlich ganz einfach, der Grundumsatz ist die Menge an Energie, die der Körper täglich benötigt für alle Überlebensfunktionen, wie beispielsweise Atmung, Regelung der Körpertemperatur, Organfunktion, Verdauung etc.
Es gibt aber noch weitere Funktionen der Schilddrüsenhormone. Sie stimulieren die Mobilisierung von Proteinen und Fetten. Schilddrüsenhormone werden benötigt für den Knochenumbau. Außerdem sind die Schilddrüsenhormone erforderlich für die Erregbarkeit von Nervenfasern sowie für die Erregbarkeit und Funktionsfähigkeit des Herzmuskels. Schilddrüsenhormone werden auch für Wachstum und Entwicklung benötigt, zum Beispiel für die Hirnreifung und das Längenwachstum.
Moderator:
Was sind die häufigsten Erkrankungen der Schilddrüse?
Dr. Kugler:
Zunächst einmal: Funktionsstörungen der Schilddrüse sind im medizinischen Alltag sehr häufig. 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung über 50 Jahre haben einen Schilddrüsenknoten.
Die sogenannte euthyreote Struma ist eine Vergrößerung der Schilddrüse bei normaler Hormonproduktion. Mehr als 90 Prozent aller Schilddrüsenerkrankungen sind euthyreote Strumen, die damit die häufigste hormonelle Erkrankung überhaupt sind.
Moderator:
Ist das schlimm eine vergrößerte Schilddrüse, wenn man gar keine Beschwerden hat?
Dr. Kugler:
Da sollte man natürlich ärztlich untersuchen lassen. Eine Struma kann mit einer Über- oder Unterfunktion der Schilddrüsenhormone einhergehen.
Moderator:
Die Schilddrüse darf also weder zu viel noch zu wenig Schilddrüsenhormone ausschütten?
Dr. Kugler:
Das ist richtig. Die häufigste Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion, man nennt dies in der Fachsprache "Hypothyreose", ist die Hashimoto-Thyreoiditis, also eine chronisch-entzündliche Schilddrüsenerkrankung.
Bevorzugt erkranken Frauen zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr. Die Erkrankung kann aber auch bereits bei Kindern auftreten.
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung. Bei den betroffenen Personen finden sich auch gehäuft andere Autoimmunerkrankungen.
Moderator:
Wie merkt man das, wenn man eine Hashimoto-Thyreoiditis hat? Hat man dann Halsschmerzen?
Dr. Kugler:
Also, in den allermeisten Fällen sicherlich nicht. Meistens merkt man lange Zeit gar nichts, bis dann eine Laboruntersuchung die Krankheit nachweist.
Zu Beginn der Erkrankung kann es gelegentlich zu einer leichten Schilddrüsenüberfunktion kommen. Der entzündliche Autoimmunprozess führt aber letztlich zu einer Zerstörung des Schilddrüsengewebes und erfordert eine Substitution von Schilddrüsenhormonen. Das heißt, man muss dann Schilddrüsenhormone einnehmen.
Moderator:
Viele Menschen wissen, dass Jod für die Schilddrüse benötigt wird. Was hat das mit dem Jod eigentlich auf sich?
Dr. Kugler:
Jod ist ein essenzieller, das heisst, lebenswichtiger Bestandteil der Schilddrüsenhormone. Ein Jodmangel kann die Produktion der Schilddrüsenhormone beeinflussen. Ein Jodmangel kann zu einer Schilddrüsenvergrößerung, bis hin zu einem Kropf führen.
Moderator:
Aber auch andere Mikronährstoffe sind wichtig für die Schilddrüsenfunktion. Das ist vielen gar nicht bewusst.
Dr. Kugler:
Da stimmt leider. Mikronährstoffe sind sogar sehr wesentlich für die Schilddrüse. Durch eine gezielte Supplementierung von Mikronährstoffen können auch entzündliche Prozesse gebessert werden.
Sowohl die Überfunktion der Schilddrüse als auch die Schilddrüsenunterfunktion gehen mit oxidativem Stress einher, der durch antioxidative Mikronährstoffe reduziert werden kann.
Moderator:
Bevor wir jetzt aber näher auf die Mikronährstoffe eingehen, sollten wir noch kurz die Schilddrüsenwerte erklären: TSH, T4 und T3.
Dr. Kugler:
TSH ist die Abkürzung für Thyroidea stimulierendes Hormon oder auf Deutsch: Schilddrüse stimulierendes Hormon. Dieses wird in der Hypophyse gebildet und reguliert die Jodaufnahme und Hormonbildung in der Schilddrüse. Die Hypophyse ist ja eine Drüse im Gehirn.
Thyroxin, das man auch mit T4 abkürzt, ist eine Hormonvorstufe für T3, das Thyroxin. Das Thyroxin ist die eigentliche stoffwechselwirksame Form der Schilddrüsenhormone.
Moderator:
Alles klar. Jetzt kommen wir zu den Mikronährstoffen. Welche Vitamine sind für die Schilddrüse wichtig?
Dr. Kugler:
Da sind viele wichtig. Fangen wir mit Vitamin A an. Ein Vitamin-A-Mangel erhöht die Sekretion von TSH in der Hypophyse. Die Jodaufnahme der Schilddrüse wird verringert, und es kommt zu einer Verminderung des Pools von T4 und T3.
Außerdem: In der Leber vermindert ein Vitamin-A-Mangel die Umwandlung von T4 zu T3. Es stehen also dann zu wenig stoffwechselaktive Schilddrüsenhormone zur Verfügung.
Wenn Vitamin A fehlt, kommt es auch zu einer Reduzierung der T3-Aufnahme in die Gewebe.
Ein Vitamin-A-Defizit korreliert also mit strukturellen und funktionellen Störungen der Schilddrüse und ist oft mit einem Jodmangel assoziiert.
Moderator:
Das heißt also, ein Vitamin-A-Mangel kann den Hormonstoffhaushalt der Schilddrüse erheblich durcheinanderbringen.
Dr. Kugler:
Es gibt auch diese Wechselwirkungen: Eine Schilddrüsenunterfunktion kann die Umwandlung von Carotinoiden in Vitamin A beeinträchtigen und dadurch zu einem Vitamin-A-Mangel führen. Die Carotinoide sind sozusagen die Vorstufe von Vitamin A.
Moderator:
Was weiß man über das Vitamin D? Vitamin D ist ja ein wesentliches Vitamin für den Stoffwechsel.
Dr. Kugler:
Das kann man schon so sagen. Vitamin D ist unter anderem ein wichtiges Regulatormolekül des Immunsystems. Ausreichend hohe Vitamin-D-Spiegel reduzieren das Risiko für Autoimmunerkrankungen und können deren Verlauf verbessern.
Zahlreiche Studien haben eine Korrelation zwischen niedrigen Vitamin-D-Spiegeln und Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse gezeigt.
Typisch für die Hashimoto-Thyreoiditis ist die Selbstzerstörung der Schilddrüse.
Bei Vitamin-D-Konzentrationen, die meist in Form von 25(OH)D gemessen werden, unter 10 ng/ml ist ein vermehrtes Auftreten von Hashimoto-Thyreoiditis zu beobachten. Nochmals zur Erklärung: 25(OH)D ist der übliche Vitamin-D-Messwert in Laboren.
Moderator:
Ein Spiegel von 10 ng/ml ist niedrig, oder? Wie hoch sollte der Vitamin-D-Spiegel sein - eigentlich?
Dr. Kugler:
Anzustreben sind sicherlich Konzentrationen zwischen 40 und 60 ng/ml 25(OH)D.
Übrigens, ausreichend hohe Vitamin-D-Spiegel sind auch wichtig für die Wirksamkeit einer medikamentösen Therapie von Schilddrüsenerkrankungen.
Moderator:
Okay. Vitamin E ist ja ein wesentliches, fettlösliches Antioxidans. Ist Vitamin E auch für die Schilddrüse wichtig?
Dr. Kugler:
Das stimmt. Vitamin E ist ein starkes fettlösliches Antioxidans und daher wesentlich in allen Stoffwechselsituationen, die mit oxidativem Stress verbunden sind. Sowohl die Schilddrüsenüberfunktionen wie auch die Schilddrüsenunterfunktion sind mit oxidativem Stress verbunden.
Moderator:
Was ist eigentlich mit den B-Vitaminen, insbesondere mit Vitamin B12?
Dr. Kugler:
Da gibt es interessante Studienergebnisse: Bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse waren die Vitamin-B12-Spiegel signifikant niedriger als bei Kontrollpersonen.
Die Vitamin B12-Konzentrationen waren invers mit TPO-Antikörpern assoziiert.
Moderator:
Bitte erklären. Was sind TPO-Antikörper?
Dr. Kugler:
TPO ist die Abkürzung für Thyreoperoxidase. Das ist ein Schlüsselenzym der Schilddrüsenhormonsynthese. Und Antikörper gegen TPO sind gegen dieses Enzym gerichtet. Erhöhte TPO-Antikörperwerte können ein Hinweis sein auf Morbus Basedow, Hashimoto oder postpartale Thyreoiditis. Unter Letzterer versteht man eine Schilddrüsenentzündung nach der Schwangerschaft.
Moderator:
Homocystein ist ja ein Produkt im Aminosäurenstoffwechsel und in hohen Konzentrationen schädlich. Für den Homocysteinabbau sind die Vitamine B12 und Folsäure und indirekt auch Vitamin B2 erforderlich. Weiß man auch etwas über Homocystein in Bezug auf Schilddrüsenerkrankungen?
Dr. Kugler:
Es gibt verschiedene Veröffentlichungen. Erhöhte Homocysteinkonzentrationen sind auch mit Schilddrüsenerkrankungen assoziiert. Erhöhte Homocysteinkonzentrationen wurden zum Beispiel mit vermehrtem Auftreten von Schilddrüsenknoten in Verbindung gebracht.
Einer chinesischen Studie zufolge sind erhöhte Homocysteinspiegel bei Menschen mit normaler Schilddrüsenfunktion mit einer verminderten Sensitivität gegenüber Schilddrüsenhormonen verbunden.
Moderator:
Auch Vitamin C ist ja ein wichtiges Antioxidans. Hat Vitamin C einen Einfluss auf die Schilddrüsengesundheit?
Dr. Kugler:
Ja, Vitamin C vermag die TPO-Antikörper zu senken. Das haben iranische Wissenschaftler 2019 publiziert. Sie haben in einer Studie festgestellt, dass Vitamin C, 500 Milligramm täglich, die TPO-Antikörper bei Patienten mit Autoimmunthyreoiditis senken konnte. Da verschiedene Erkrankungen der Schilddrüse mit oxidativem Stress einhergehen, sollte in jedem Fall eine gute Versorgung mit Vitamin C sichergestellt werden.
Moderator:
Vitamin C ist ja auch wichtig für den Eisenstoffwechsel. Welchen Einfluss hat Eisen auf die Gesundheit der Schilddrüse?
Dr. Kugler:
Eisen ist ein sehr wichtiges Spurenelement für die Bildung der Schilddrüsenhormone. Eisen ist erforderlich für die Funktionsfähigkeit der Thyreoperoxidase, die man, wie vorher erwähnt, ja mit TPO abkürzt.
Moderator:
Das heißt, ein Eisenmangel hat unter Umständen gravierende Folgen für den Stoffwechsel der Schilddrüse.
Dr. Kugler:
Ein Eisenmangel führt zu einer Unterfunktion der Schilddrüse. Auch die Bildung von T3 aus T4 wird durch einen Eisenmangel nachteilig beeinflusst. Bei einem bestehenden Eisenmangel ist eine Therapie mit Jod ohne Wirkung oder hat kaum Wirkung, da das Jod nicht für die Bildung der Schilddrüsenhormone verwendet werden kann.
Moderator:
Also im Klartext: Eisen ist für die Schilddrüse wahnsinnig wichtig, und ein Eisenmangel ist der häufigste Mikronährstoffmangel weltweit.
Dr. Kugler:
Genau, eine normale Hämoglobinkonzentration und eine normale Zahl der roten Blutkörperchen sind kein Garant dafür, dass die Eisenversorgung des Organismus zufriedenstellend ist.
Moderator:
Was sollte man dann bestimmen? Eisen im Blut?
Dr. Kugler:
Nein, der Eisenwert allein hat kaum Aussagekraft. Zunächst sollte das Eisenspeicherprotein Ferritin bestimmt werden. Zur Verkleinerung der Schilddrüse bei Struma ist es häufiger erforderlich, Eisen und Jod kombiniert zu supplementieren.
Moderator:
Man hört ja immer wieder, dass Selen wichtig ist für die Schilddrüse. Warum eigentlich?
Dr. Kugler:
Die Schilddrüse hat die höchste Selenkonzentration aller Gewebe. Die Funktionsfähigkeit der Schilddrüse ist abhängig von einer ausreichenden Selenversorgung. Selen ist ein essenzieller Cofaktor vor drei von vier bekannten Varianten der Deiodinasen. Das sind Enzyme, die erforderlich sind für die Bildung von aktivem T3 aus T4.
Moderator:
Das heißt, bei einem Selenmangel ist die Bildung der Schilddrüsenhormone beeinträchtigt.
Dr. Kugler:
Das kann man sicherlich so sagen. Ein Selenmangel kann zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen.
Moderator:
Selen ist ja auch ein Antioxidans.
Dr. Kugler:
Genau. Bei der Bildung von Schilddrüsenhormonen entsteht in einem gewissen Umfang Wasserstoffperoxid, das von Selenoenzymen neutralisiert werden muss, zum Schutz des Schilddrüsengewebes.
Moderator:
Also macht es Sinn, Selen bei Schilddrüsenerkrankungen einzunehmen?
Dr. Kugler:
Ja, aber nicht einfach so. Es sollte schon vorher im Blut bestimmt werden, damit keine Überdosierung entsteht. Eine Selensupplementierung bei Hashimoto-Thyreoiditis kann die TPO-Antikörper vermindern und zu einer Verbesserung des Allgemeinbefindens führen.
Vor wenigen Jahren wurde noch eine Hochdosis-Supplementierung von Selen zur Behandlung der Hashimoto-Thyreoiditis empfohlen. Hiervon ist man inzwischen wieder abgekommen, weil dadurch der Krankheitsverlauf nicht wesentlich beeinflusst wird, und Selen in höherer Dossierung über einen längeren Zeitraum auch nachteilige Effekte haben kann. In jedem Fall aber sollte bei Schilddrüsenerkrankungen auf eine gute Versorgung mit Selen geachtet werden.
Moderator:
Was ist eigentlich mit Zink und Kupfer?
Dr. Kugler:
Zink ist, ähnlich wie Selen, an der Umwandlung von T4 in T3 beteiligt. Ein Zinkmangel beeinträchtigt die Bildung von TRH. TRH ist die Abkürzung für Thyreotropin-Releasing-Hormon, das im Hypothalamus gebildet wird und die Ausschüttung von TSH stimuliert. Der Hypothalamus ist eine wichtige Struktur im Zwischenhirnbereich.
Moderator:
Dann kann ein Zinkmangel folglich zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen, oder?
Dr. Kugler:
Genau, ein Zinkmangel kann zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen. Andersherum kann eine Schilddrüsenunterfunktion auch zu einem Zinkdefizit führen. Niedrige Zinkspiegel können auch mit einer vermehrten Bildung von Autoantikörpern korrelieren.
Dann ist noch Kupfer zu erwähnen. Kupfer ist wichtig für die Bildung von T4 und im weitesten Sinne für die Stimulation von TSH. Außerdem stört ein Kupfermangel den Eisenstoffwechsel. Und Eisen ist ja unentbehrlich für die Bildung der Schilddrüsenhormone, das haben wir ja vorher schon gehört.
Moderator:
Also - die Abläufe scheinen doch sehr komplex zu sein. Was ist mit den Aminosäuren? Welche sind hier erwähnenswert?
Dr. Kugler:
Zunächst einmal die Aminosäure Tyrosin. Diese ist Ausgangssubstanz für die Bildung der Schilddrüsenhormone. Tyrosin kann wiederum aus der Aminosäure Phenylalanin gebildet werden.
Moderator:
Kann ich Tyrosin einnehmen, wenn mir Schilddrüsenhormone fehlen?
Dr. Kugler:
Leider ist das nicht so ganz einfach. Es gibt derzeit keine wissenschaftlichen Daten dafür, in welchem Umfang ein möglicher Tyrosinmangel die Bildung der Schilddrüsenhormone beeinträchtigt. Eine ausreichende Verfügbarkeit von Tyrosin ist aber auf jedem Fall wichtig für die Schilddrüsenfunktion.
Moderator:
Welche Aminosäuren sind noch relevant?
Dr. Kugler:
Es gibt Hinweise aus Zellkulturversuchen, dass N-Acetylcystein die Entzündungsaktivität bei Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse und die Zerstörung von Schilddrüsenzellen reduzieren kann.
Schilddrüsenerkrankungen können in erheblichem Umfang den gesamten Stoffwechsel verändern. Grundsätzlich kommt es bei anhaltendem körperlichen Stress zu einer Glutaminverarmung des Organismus, der es notwendig macht, Glutamin zuzuführen. Bei Störungen der Herz-Kreislauf-Funktion in Folge einer Schilddrüsenüberfunktion kann auch die Aminosäure Taurin von Nutzen sein, da Taurin anti-arrhythmische Eigenschaften besitzt. Das heißt, Taurin kann Herz-Rhythmus-Störungen verhindern oder vermindern.
Moderator:
Aber man sollte vor einer Aminosäuren-Gabe immer erst eine Laboranalyse machen, oder?
Dr. Kugler:
Grundsätzlich sollte eine geplante Supplementierung von Aminosäuren auf der Basis einer Laboranalyse erfolgen, die aufzeigt, welche Aminosäuren tatsächlich fehlen.
Moderator:
Gibt es noch weitere Mikronährstoffe, die relevant sind?
Dr. Kugler:
Ja, zum Beispiel Carnitin.
Moderator:
Wieso Carnitin? Weil Schilddrüsenpatienten müde sind?
Dr. Kugler:
Ja, eine Supplementierung von Carnitin kann bei Erschöpfungszuständen
und Müdigkeit durch eine Schilddrüsenunterfunktion von Nutzen sein. Auch bei Patienten mit Schilddrüsenüberfunktion ist eine Carnitinsupplementierung zu erwägen. Aber nicht nur das, Carnitin verbessert eine Reihe von Symptomen, wie zum Beispiel Herz-Rhythmus-Störungen bei der Schilddrüsenüberfunktion.
Moderator:
Was ist mit Coenzym Q10?
Dr. Kugler:
Coenzym Q10 ist ein wichtiges, fettlösliches Antioxidans und hat auch antientzündliche Eigenschaften. Eine Supplementierung von Coenzym Q10 ist vor allem bei den Schilddrüsenerkrankungen sinnvoll, die mit einer vermehrten Bildung freier Radikale einhergehen, wie zum Beispiel Hashimoto-Thyreoiditis oder Schilddrüsenüberfunktion.
Moderator:
Die Omega-3-Fettsäuren wirken ebenfalls antientzündlich und müssten deshalb auch interessant sein – oder – bei der Hashimoto?
Dr. Kugler:
Generell können Omega-3-Fettsäuren das Auftreten von Autoimmunerkrankungen vermindern, zusammen mit Vitamin D. Deshalb sollte bei der Hashimoto-Thyreoiditis immer auch eine Supplementierung von Omega-3-Fettsäuren erwogen werden.
Moderator:
Man kann also abschließend sagen, Erkrankungen der Schilddrüse können in beträchtlichem Umfang sowohl die körperliche, wie auch die psychische Befindlichkeit beeinträchtigen. Für die Funktionsfähigkeit der Schilddrüse sind viele verschiedene Mikronährstoffe erforderlich. Bei jeder Schilddrüsenerkrankung ist die Durchführung einer Mikronährstoffanalyse zu empfehlen, um mögliche Defizite an Mikronährstoffen aufzuspüren.
Dr. Kugler:
Richtig, das Analysenergebnis dient als Grundlage für eine gezielte Supplementierung.
Moderator:
Bewährt hat sich hier die Durchführung des DCMS-Stoffwechsel-Profils. Es handelt sich hierbei um eine ausführliche Mikronährstoffanalyse des Blutes. Sie können sich hier gerne auf unserer Homepage noch einmal schlaumachen. Den entsprechenden Link finden Sie in den Shownotes. Liebe Zuhörer, vielen Dank fürs Zuhören. Bis zum nächsten Mal.
Dr. Kugler, Moderator:
Auf Wiederhören!
Typ-2-Diabetes wurde früher gerne als Altersdiabetes bezeichnet, inzwischen sind aber immer mehr jüngere Menschen betroffen. Beim Typ-2-Diabetes besteht zunächst kein Insulinmangel. Vielmehr sind die Insulinspiegel sogar erhöht, wobei das Insulin an den Zellen aber nicht so effektiv wirkt. Dies bezeichnet man dann als Insulinresistenz. Für die Entstehung ist Typ-2-Diabetes spielt die Insulinresistenz eine zentrale Rolle.
Moderator:
Wie kommt es zum Diabetes-Typ-2? Übergewicht fällt mir da ein und ein hoher Zuckerkonsum - liege ich da richtig?
Dr. Kugler:
Der auslösende Faktor Nummer eins ist Übergewicht, der zweitwichtigste ist Bewegungsmangel. Weitere Umstände sind eine fettreiche Ernährung, Stress, Rauchen sowie Mikronährstoffmängel.
Moderator:
Und welche Folgen hat der Diabetes dann für die Betroffenen?
Dr. Kugler:
Diabetes schädigt natürlich den ganzen Stoffwechsel. Ich nenne ein paar Beispiele: Die hohen Blutzuckerwerte beeinträchtigen die Funktion der Blutgefäße. Außerdem kommt es zu einer Verzögerung viele Moleküle und zu einer Anreicherung von Sorbitol, was dann zu Zellschäden führt.
Moderator:
Meines Wissens gibt es dann verschiedene Folgeerkrankungen.
Dr. Kugler:
Das ist richtig. Ja, dazu zählen z.B. die diabetische Retinopathie
- also eine Schädigung der Netzhaut. Übrigens sind in Europa 30 Prozent der Erblindungen darauf zurückzuführen. 35 Prozent der Diabetiker entwickeln eine Nephropathie, das heißt, eine Nierenerkrankung. Und sehr häufig ist die Polyneuropathie - also eine Schädigung der Nerven. Daran leiden dann fast die Hälfte der Diabetiker.
Moderator:
Jetzt kommen wir zu dem zentralen Thema: zu den Mikronährstoffen. Warum sollte ein Diabetes-Patient unbedingt auf eine optimale Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, Aminosäuren und Co. achten?
Dr. Kugler:
Die Mikronährstoffe haben eine wichtige Bedeutung für die Behandlung der Diabetes-Erkrankung, weil sie in die krankhaften Stoffwechsel-Regulationsvorgänge eingreifen. Die Mikronährstoffe haben ganz unterschiedliche Wirkungen, zum Beispiel Entzündungshemmung, antioxidativer Schutz, Verbesserung der Blutzuckerregulation und Insulinsensitivität. Wichtig ist zu wissen, dass sie das Risiko für diabetische Folgeerkrankungen vermindern können.
Moderator:
Dann fangen wir mal mit den Aminosäuren an.
Dr. Kugler:
Die Aminosäure Arginin spielt eine wichtige Rolle für die Endothelfunktion, das heißt Arginin kann in einem gewissen Umfang gegen die Störung der Durchblutung schützen.
Moderator:
Ich habe gehört, dass die Aminosäure Citrullin den gleichen Effekt hat oder sogar noch besser wirkt. Kannst du dazu was sagen?
Dr. Kugler:
Das kann ich, ja. Citrullin kann im Organismus in Arginin umgewandelt werden und wirkt nach bisherigen Studienergebnissen sogar besser als Arginin selbst. Ein Tipp von mir: Die Wassermelone ist eine ausgezeichnete Quelle für Citrullin. Die Bezeichnung Citrullin ist ja von dem lateinischen Begriff citrullus abgeleitet.
Übrigens, das Diabetes-Medikament Metformin führt zu einer Verminderung der Citrullin-Konzentration im Blut - so eine Studie von 2017 eines Forscherteams aus München.
Moderator:
Welche Aminosäuren sind denn sonst noch wichtig für den Diabetiker?
Dr. Kugler:
Weitere Aminosäuren, die bei Diabetes relevant sind, sind z.B. auch Glycin, dann die verzweigtkettigen Aminosäuren und Taurin.
Mehrfach wurde nachgewiesen, dass niedrige Glycin-Konzentrationen das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöhen. Die Patienten hatten verminderte Glycin-Konzentrationen, obwohl doch gar keine klinischen Symptome der Diabetes-Erkrankung nachweisbar waren.
Moderator:
Und was können für den Diabetiker dann die Folgen sein, wenn niedrige Glycin-Konzentrationen vorhanden sind?
Dr. Kugler:
Glycin spielt z.B. eine zentrale Rolle für die Kollagensynthese, also auch für die Wundheilung und für die Integrität der Blutgefäße.
Moderator:
Und die Wundheilung, die ist ja beim Diabetiker auch ein wichtiges Thema, z.B. der offene Fuß.
Dr. Kugler:
Dann könnte man auch noch die verzweigtkettigen Aminosäuren erwähnen, also Isoleucin Leucin und Valin. Erhöhte Konzentrationen der verzweigtkettigen, aber auch der sogenannten aromatischen Aminosäuren, waren in mehreren Studien mit einem erhöhten Diabetesrisiko assoziiert.
Modeator:
Was ist mit der Aminosäure Taurin?
Dr. Kugler:
Forscher aus der Türkei haben im März 2019 publiziert, dass die Taurin-Konzentration im Plasma bei Diabetes-Patienten signifikant niedriger war als bei Kontrollpersonen.
Moderator:
Und welche Folgen hat das?
Dr. Kugler:
Die Wissenschaftler fanden auch einen Zusammenhang mit der Neuropathie. Möglicherweise spielt der Taurin-Spiegel aber eine noch größere Rolle für die Entwicklung des Diabetes.
Moderator:
Was ist mit den B-Vitaminen: Vitamin B1, B2, B6, B12?
Dr. Kugler:
Das Vitamin B1 spielt eine zentrale Rolle im Stoffwechsel der Kohlenhydrate. Ein Vitamin-B1-Mangel fördert Stoffwechselwege, die im Zusammenhang stehen mit Komplikationen des Diabetes mellitus, z.B. mit einer vermehrten Bildung von Verzuckerungsprodukten.
Moderator:
Das heißt; Vitamin B1 ist bei Diabetes besonders relevant?
Dr. Kugler:
Das kann man sicher so sagen. Vitamin B1 kann die Entstehung schädlicher Stoffwechselprodukte vermindern, den oxidativen Stress reduzieren, die Endothelfunktion verbessern und hat auch sonst viele günstige Wirkungen.
Übrigens, auch interessant zu wissen: Beim Typ-1-Diabetes korrelierten die Thiaminspiegel mit Biomarkern der Diabetes-Erkrankung, einschließlich Cholesterin, HDL-Cholesterin, Glucose und Triglyceriden.
Moderator:
Also mit den Laborparametern, die bei Stoffwechselerkrankungen krankhaft verändert sind. Was ist mit den anderen B-Vitaminen?
Dr. Kugler:
Das Vitamin B2 ist die Ausgangssubstanz für die Bildung von sogenannten Flavoenzymen und hat dadurch eine zentrale Bedeutung für den Energiestoffwechsel. Wissenschaftler aus Polen konnte nachweisen, dass ein Vitamin-B2-Mangel die Entzündungsaktivität der Fettzellen verstärkte, wodurch dann unter anderem die Insulinresistenz erhöht wurde.
Die Kombination aus Metformin und Vitamin B6 konnte Verzuckerungsreaktionen vermindern, wobei Vitamin B6 hierbei einen stärkeren Effekt hatte als Metformin.
Moderator:
Das Diabetes-Medikament Metformin soll ja auch ein B-Vitaminräuber sein. Welche B-Vitamine betrifft das?
Dr. Kugler:
Das betrifft hauptsächlich die Vitamin-B12-Versorgung. Das wurde auch in zahlreichen Studien nachgewiesen; aber es betrifft auch die Versorgung mit Folsäure.
Moderator:
Kannst du das bitte näher erläutern. Warum ist denn die Folsäure wichtig bei Diabetes?
Dr. Kugler:
Die Folsäure hat einen günstigen Effekt auf die Insulinresistenz und auf die Blutzuckerkontrolle. Das haben chinesische Forscher in einer Metaanalyse festgestellt.
Moderator:
Hat eigentlich ein hoher Homocysteinspiegel einen Einfluss auf Diabetes?
Dr. Kugler:
Ja, zahlreiche Studien haben gezeigt, dass eine Erhöhung der Homocystein-Konzentration bei Typ-2-Diabetikern häufiger auftritt als bei gleichaltrigen Kontrollpersonen. Die Homocystein-Konzentration korrelierte auch mit der Dauer der Diabetes-Erkrankung.
Übrigens ist Homocystein ja auch bekannt als Risikofaktor für Osteoporose. Diesbezüglich haben die Diabetiker ein erhöhtes Erkrankungsrisiko.
Moderator:
Also sollten Diabetiker auch auf ihren Homocysteinspiegel achten. Welche Vitamine sind wichtig, um den Homocysteinspiegel zu senken?
Dr. Kugler:
Das sind hauptsächlich die Vitamine B6, B12 und Folsäure.
Moderator:
Diabetiker sollen ja auch von Biotin- und Chrom-Supplementen profitieren. Warum?
Dr. Kugler:
Biotin hat eine große Bedeutung für den Fettstoffwechsel und für die Neubildung von Glucose. Außerdem beeinflusst Biotin die Aktivität verschiedener Gene, die an der Insulinfreisetzung beteiligt sind. Ein Biotinmangel kann mit verminderte Glukosetoleranz und Glucoseverwertung assoziiert sein. Eine Biotin-Supplementierung kann sowohl bei Typ-1- wie auch bei Typ-2-Diabetikern die Glukosetoleranz und die Insulinsensitivität verbessern. Biotin-Supplemente werden gerne mit Chrom kombiniert
Karin:
was hat das mit dem Chrom auf sich?
Dr. Kugler:
Schon seit vielen Jahren wird Chrom als Nahrungsergänzungsmittel bei der Behandlung des Diabetes eingesetzt. Der Grund ist, dass Chrom bei Diabetikern die Nüchternglukosespiegel vermindert.
Karin:
Vitamin C ist ein wichtiges wasserlösliches Antioxidans. Bekanntlich ist es wesentlich für den Schutz der Gefäßwände und besitzt eine antientzündliche Wirkung. Vitamin C, könnte ich mir vorstellen, ist auch wesentlich für den Diabetiker.
Dr. Kugler:
Ja, genau. Verschiedene Studien haben auch gezeigt, dass die Vitamin-C-Konzentrationen im Blut bei Typ-2-Diabetikern signifikant niedriger lagen als bei Kontrollpersonen mit normaler Blutzuckerregulation.
Moderator:
Man hört in letzter Zeit viel von Vitamin D, auch in Zusammenhang mit Diabetes. Was weißt du zu berichten?
Dr. Kugler:
Grundsätzlich vermindert Vitamin D Autoimmunreaktionen und hat deshalb einen Schutzeffekt gegen die Entwicklung von Typ-1-Diabetes. Für den Typ-2-Diabetiker ist die Tatsache wichtig, dass die Bildung und Verwertung des Insulins maßgeblich von Vitamin D abhängt. Ein Vitamin-D-Mangel begünstigt auch die Entstehung der Folgeerkrankungen, z.B. der diabetischen Nephropathie und Neuropathie. Aus eigener Praxis weiß ich, dass sehr viele Menschen einen Vitamin-D-Mangel haben. Der Ausgleich eines Vitamin-D-Mangels bewirkt oftmals eine erstaunliche Besserung von Beschwerden.
Moderator:
Viele nehmen in der heutigen Zeit Megadosen an Vitamin D ein, z.B. 10.000 Einheiten täglich oder gar 100.000. Was ist davon zu halten?
Dr. Kugler:
Das ist ehrlich gesagt ein gefährlicher Unsinn! Ich empfehle dringend, vor einer Vitamin-D-Supplementierung den Spiegel im Blut zu bestimmen. Aus dem gemessenen Laborwert kann man dann eine sinnvolle Supplementierungs-Dosis festlegen.
Moderator:
Was ist eigentlich mit den anderen fettlöslichen Vitamine: Vitamin A und E?
Dr. Kugler:
Vitamin A ist ja bekannt als das Augenvitamin. Das heißt, man braucht Vitamin A für das Sehen, speziell für die hell-dunkel-Anpassung. Und Wissenschaftler aus dem Iran konnten also nachweisen, dass bei der diabetischen Neuropathie niedrige Vitamin-A- und Zink-Spiegel nachweisbar waren.
Forscher aus China haben dann auch noch festgestellt, dass Vitamin A einen Schutzeffekt auf die Betazellen der Bauchspeicheldrüse hatte. Die Betazellen sind ja die Zellen, die das Insulin herstellen.
Moderator:
Und Vitamin E?
Dr. Kugler:
Vitamin E ist auch ein wichtiges fettlösliches Antioxidans und hat einen Effekt auf den Fettstoffwechsel. Das heiß, es kann z.B. das Lipid-Profil verbessern. Eine Supplementierung von Vitamin E ist eine wirksame Strategie, um diabetische Komplikationen unter Kontrolle zu bekommen und um die antioxidative Kapazität zu verbessern. Das wurde also in einer Metaanalyse aus dem Jahr 2018 festgestellt.
Das Vitamin K gehört ja auch zu den fettlöslichen Vitaminen, und es gibt neuerdings auch Hinweise, dass Vitamin K eine Rolle im Glukosestoffwechsel spielen könnte.
Moderator:
Was ist mit Zink? Zink ist ja wohl bei Diabetes wichtig, aber warum?
Dr. Kugler:
Zink kann das Voranschreiten des Diabetes bremsen und zwar über mehrere Mechanismen.
Moderator:
Die wären?
Dr. Kugler:
Zink ist an der Insulinsekretion beteiligt. Zink kann in gewissem Umfang die Funktion von Insulin auch nachahmen.
Fast alle Diabetiker haben einen Zinkmangel, da sie über den Urin sehr viel Zink ausschalten. Eine Zink-Supplementierung kann die Nüchternglukose sowie den HbA1c-Wert verbessern. HbA1c ist ja der sogenannte Langzeitzuckerwert.
Moderator:
Zink ist ja bekanntlich auch wichtig für das Immunsystem und erforderlich für die Wundheilung. Sicherlich profitieren auch hier die Diabetiker.
Dr. Kugler:
Ja, genau. Zink hat ja sehr viele Eigenschaften, und es ist z.B. auch erforderlich zur Stabilisierung des Immunsystems bei Diabetikern und zur Vermeidung von Wundheilungsstörungen, die bei Diabetes-Patienten vermehrt auftreten. Denken wir hier z.B. an den diabetischen Fuß.
Alle Diabetiker haben einen Zinkmangel im Prinzip, da sie über den Urin viel Zink ausscheiden.
Moderator:
In letzter Zeit hört man immer wieder mal, dass Selen für den Diabetiker gefährlich ist. Was hat das auf sich?
Dr. Kugler:
Es gab tatsächlich einige Studien, in denen nachgewiesen wurde, dass eine Selen-Supplementierung das Diabetesrisiko erhöht hat. Allerdings muss hier beachtet werden, dass natürlich von einer Selen-Supplementierung bei ohnehin guter Selenversorgung keine vorteilhaften Effekte zu erwarten sind.
Moderator:
Wenn aber ein Selenmangel vorliegt, dann sollte auf jeden Fall Selen supplementiert werden, oder?
Dr. Kugler:
Das ist richtig. Diabetiker haben ja häufig einen sogenannten oxidativen Stress, und das Selen ist ein wichtiges antioxidatives Spurenelement, so dass man also auf jedem Fall einen Selenmangel vermeiden sollte.
Moderator:
Das sind aber viele Mikronährstoffe die für den Diabetiker relevant sind. Sind das jetzt alle oder gibt es noch mehr?
Dr. Kugler:
Also wichtig ist schon auch Magnesium für die Regulierung des Blutzuckerspiegels. Im Einzelfall kann auch eine Mangan- Supplementierung sinnvoll sein. Dann kann man erwähnen: die Fettsäuren, Carnitin und Coenzym Q10. Carnitin und Coenzym Q10 sind ja ganz wichtig für den Energiestoffwechsel.
Jedenfalls empfehle ich dringend bei Diabetes oder bei Prädiabetes, die Mikronährstoffversorgung durch eine Mikronährstoffanalyse abklären zu lassen. Man kann insgesamt sagen, dass die Mikronährstoffmedizin doch sehr viele gute Möglichkeiten bietet, den Verlauf der Diabetes-Erkrankung günstig zu beeinflussen und die Entstehung von Folgeerkrankungen hinauszuzögern.
Moderator:
Fazit: Eine optimale Mikronährstoffversorgung ist beim Diabetiker äußerst relevant. Beim Diabetiker ist es dringend anzuraten, eine Mikronährstoffmedizin durchzuführen.
Wir können bei Diabetes das DCMS-Stoffwechsel-Profil empfehlen. Das ist eine ausführliche Mikronährstoffanalyse für den Stoffwechsel. Hier werden zahlreiche Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und Aminosäuren bestimmt, die für den Stoffwechsel relevant sind. Die entsprechenden Infos bzw den Link finden Sie in den Shownotes.
Für heute verabschieden wir uns ganz herzlich:
Dr. Kugler, Moderator:
Auf Wiederhören.
Musik
28 حلقات
Todos os episódios
×مرحبًا بك في مشغل أف ام!
يقوم برنامج مشغل أف أم بمسح الويب للحصول على بودكاست عالية الجودة لتستمتع بها الآن. إنه أفضل تطبيق بودكاست ويعمل على أجهزة اندرويد والأيفون والويب. قم بالتسجيل لمزامنة الاشتراكات عبر الأجهزة.