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1 #52: Navigating the effect of AI on marketing jobs and the job market with Sue Keith, Landrum Talent Solutions 19:09
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This episode is brought to you by Landrum Talent Solutions, a national recruiting firm specializing in marketing and HR positions. Our guest today has been keeping us up to date with the current state of hiring for marketers on a quarterly basis, which has taken us on quite a roller coaster ride. Today we’re going to look at how marketing and communication execs are responding to the latest developments in the world while still needing to get their work done. To take a look at the latest here, I’d like to welcome back to the show Sue Keith, Corporate Vice President at Landrum Talent Solutions. About Sue Keith Sue Keith is Corporate Vice President at Landrum Talent Solutions. With deep expertise in navigating complex labor markets, Sue has a front-row seat to the evolving dynamics of marketing roles, hiring trends, and the broader implications of AI and economic uncertainty. RESOURCES Landrum Talent Solutions: https://www.landrumtalentsolutions.com Catch the future of e-commerce at eTail Boston, August 11-14, 2025. Register now: https://bit.ly/etailboston and use code PARTNER20 for 20% off for retailers and brands Online Scrum Master Summit is happening June 17-19. This 3-day virtual event is open for registration. Visit www.osms25.com and get a 25% discount off Premium All-Access Passes with the code osms25agilebrand Don't Miss MAICON 2025, October 14-16 in Cleveland - the event bringing together the brights minds and leading voices in AI. Use Code AGILE150 for $150 off registration. Go here to register: https://bit.ly/agile150 Connect with Greg on LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/gregkihlstrom Don't miss a thing: get the latest episodes, sign up for our newsletter and more: https://www.theagilebrand.show Check out The Agile Brand Guide website with articles, insights, and Martechipedia, the wiki for marketing technology: https://www.agilebrandguide.com…
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1 Kunstvolle Verwandlung - Drag-Workshop in Mainz macht alle zur Queen 3:35
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In vielen Städten ziehen im Sommer die Pride-Paraden durch die Straßen, um Vielfalt, Liebe und Lebensfreude zu feiern. Und um ein politisches Statement zu setzen. In Mainz gibt es außerdem ein breites Rahmenprogramm, zum Beispiel einen Drag-Workshop. Dabei werden alle Teilnehmer*innen zum Funkeln gebracht.…
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1 „Ankommen?“ – Starke Ausstellung über Migration stellt persönliche Geschichten ins Zentrum 4:58
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Menschen auf der Suche nach einem neuen Zuhause Noch sind sie zuhause. Gleich machen sie sich auf den Weg. Sechs Menschen suchen eine neue Heimat: Die kleine Hedwig, die im Zweiten Weltkrieg mit ihrer Mutter aus Ostpreußen vertrieben wird. Der jüdische Gelehrte Schlomo Ben Chaim, der im 14. Jahrhundert loszieht, um eine jüdische Gemeinde zu gründen. Rana Al Hassam, die 2015 vor dem Krieg in Syrien flieht. In einzelnen Videos erzählen sie, warum sie ihre Heimat verlassen. „Unser Zuhause fühlt sich immer mehr wie ein Käfig an“, sagt etwa Hakan Gündoğdu, der in den 1960er-Jahren von Istanbul als Gastarbeiter nach Deutschland kommt. „Wenn ich ehrlich bin, fühle ich mich seit dem Militärputsch vor zwei Jahren nicht mehr sicher.“ Keine Statistiken, sondern persönliche Geschichten Persönliche Geschichten, wie die von Hakan Gündoğdu, sind der Leitfaden der Schau. Denn Migration sei in aller erster Linie eine individuelle Erfahrung. „Das sind Menschen mit Geschichten, mit Bedürfnissen und Hoffnungen“, sagt Jan Werner, studentischer Projektmanager der Ausstellung. „Ihnen zuzuhören kann einem viel über Migration beibringen. Die Frage 'Migration als globales Thema' oder 'Migration als lokales Thema' – die gehören zusammen und müssen zusammen gedacht werden.“ Erfahrungen unterwegs erschweren das Ankommen Hunderte Stunden haben Studierende der Informatik in das Programmieren der KI-animierten Charaktere gesteckt, sie mit Informationen gefüttert, die wiederum andere Studierende in Interviews mit Zeitzeugen und in Quellen recherchiert haben. So erfahren wir von den Protagonistinnen und Protagonisten etwa, was auf der Strecke zwischen einer alten und neuen Heimat passieren kann. Auf dem Weg übers Mittelmeer, über den Balkan. Das „unterwegs sein“ sei ein wichtiger Aspekt, wenn man das Thema Migration differenziert beleuchten will: „Es wird hauptsächlich darüber diskutiert was mit Migrantinnen und Migranten passiert wenn sie schon an einem neuen Ort sind. Aber auf dem Weg dorthin hat ein Mensch oft schon viel erlebt – Erfahrungen, die das Ankommen und Integrieren schwer machen“. sagt Jan Werner. Religion verbindet in der neuen Heimat Im Themenraum „Ankunft“ stehen kleine Nachbauten von Moscheen, von Kirchen und Synagogen, die alle in der sogenannten „neuen Heimat“ stehen. Religion spielt für viele Migrantinnen und Migranten beim Ankommen eine große Rolle spielt. „Ankommen ist meistens damit verknüpft, dass man Menschen aufsucht, mit denen man etwas verbindet. Und das ist in vielen Fällen Religion“, sagt Prof. Stefan Hauser vom Ausstellungsteam. Aber was bedeutet Ankommen genau? Auch darum geht es. Zeitungsartikel berichten über verheerende Zustände in Flüchtlingsunterkünften. Ankommende schildern, warum sie sich fremd fühlen. Welche Vorurteile es gegen sie gibt. Migration – Ein zentrales Thema unserer Zeit „Aus welchen Gründen würdest du deine Heimat verlassen?“ „Wo würdest du in einem neuen Land Anschluss finden?“ Solche Fragen stehen in einem Identitätsdokument. Eine Art Pass, den man am Eingang bekommt. Die Antworten werden nach und nach an Stationen eingescannt und fließen in eine große Statistik aller Besucherinnen und Besucher, die im letzten Raum an die Wand projiziert ist und sich täglich ergänzt. „Ankommen Fragezeichen?" ist eine starke Schau. Multimedial auf höchstem Niveau. Inhaltlich klug vermittelt. Denn für wen Migration vor allem „Wir schaffen das“ oder „wir schaffen das nicht“ ist, kann hier einen neuen Blick auf eines der zentralen Themen unserer Zeit bekommen.…
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SWR2 Kultur Aktuell

1 Freigeist, Kämpfer, Künstler – Jan Bontjes van Beek im Keramikmuseum Westerwald 3:40
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Sein Leben war eng verwoben mit den politischen Umbrüchen seiner Zeit – und mit einer außergewöhnlichen Familie. Eine Einzelausstellung im Keramikmuseum Westerwald erzählt nun von seiner Kunst und seiner Haltung.
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SWR2 Kultur Aktuell

1 Faszination Tour de France: Warum wir Helden auf Fahrrädern beim Leiden zusehen wollen 5:49
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Wenn sich Hunderttausende an den Alpenpässen versammeln und selbst Radsportmuffel gebannt auf die Fernsehbilder schauen, wird klar: Die Tour de France ist mehr als nur ein Radrennen. „Die Tour ist ein Epos“, sagt Literaturwissenschaftler Frank Leinen – und verweist damit auf den französischen Theoretiker Roland Barthes. Wesentlich für den Reiz der Tour ist neben der Faszination für die nahezu übermenschlichen Leistungen auch das damit untrennbar verbundene Leiden der Fahrer, erklärt Leinen, selbst passionierter Rennradfahrer. Die Bilder erschöpfter, durchnässter Profis seien Teil der Ikonografie. „Die Fahrer schwitzen Blut und Wasser – manchmal fast wortwörtlich.“ Das mache den Mythos greifbar. Wie in der antiken Tragödie bringt das Leiden eine Läuterung. Wir als Zuschauer sind ganz nah dran, emotional wie visuell. Quelle: Prof. Frank Leinen, Der Fall Lance Armstrong: Zwischen Heldentum und Fallhöhe Die Fahrer werden zu modernen Helden stilisiert – doch genau das macht sie angreifbar. „Heldentum bringt immer eine Fallhöhe mit sich“, sagt Leinen. „Lance Armstrong war einst ein Gigant der Landstraße – und fiel umso tiefer.“ Mit nur 21 Jahren gewann Armstrong 1993 überraschend die Straßen-Weltmeisterschaft in Oslo – so jung hatte das bis dahin niemand geschafft. Zwischen 1999 und 2005 siegte er siebenmal bei der Tour de France. Doch alle Titel wurden ihm wegen Dopings aberkannt. Schuld sei auch ein System, das übermenschliche Leistungen erwarte und kaum Platz fürs Scheitern lasse, so Leinen. Auch wenn der Leistungsdruck im Rennradsport immer wieder kritisiert wird, bleibt die Tour ein harter Wettbewerb. „Es ist brutaler Leistungssport“, betont Leinen. Zwischen Millionengehältern und karger Entlohnung, Hightech-Material und purem Überlebenskampf entstehe ein extremes Spannungsfeld. „Die Konkurrenz ist riesig – jeder kämpft um seine Rolle im Team und im Mythos.“ Nähe als Teil des Konzepts Einzigartig sei auch die Nähe zu den Sportlern. „Es gibt kaum eine Sportart, bei der Fans buchstäblich neben den Athleten herlaufen können“, sagt Leinen. Die mediale Inszenierung verstärke das noch: Kameras zeigen jede Schweißperle, jede Geste, jede Schwäche – und ermöglichen eine emotionale Identifikation mit den „Helden der Landstraße“. Entlang der Strecke herrscht Volksfeststimmung: Schon Tage vorher kampieren Fans an den Bergetappen, um sich den besten Platz zu sichern. Sie schwenken Fahnen, halten selbstgemalte Plakate in die Höhe – „Every cyclist is a hero“ stand etwa auf einem Schild – und jubeln den Fahrern zu, als wären es Gladiatoren. Manche rennen sogar ein Stück neben ihnen her, um Teil des Spektakels zu werden. Mutmaßlicher Sieg von Tadej Pogačar fast nebensächlich Dass der Slowene Tadej Pogačar aller Voraussicht nach erneut gewinnt, ist für Leinen eher Randnotiz. Pogačar, der bereits mit Anfang 20 zweimal die Tour für sich entscheiden konnte, gilt als Superstar des modernen Radsports. Doch was wirklich zählt, ist das größere Bild: das kollektive Miterleben, das Drama, die Ästhetik der Erschöpfung. „Die Tour ist eine Heldenmaschine“, sagt Leinen. Und jede Etappe ein neues Kapitel einer nie endenden, schmerzhaften, glorreichen Geschichte.…
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SWR2 Kultur Aktuell

1 Auftakt der Bayreuther Festspiele: „Meistersinger“ mit Musical-Allüren? 7:25
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„Die Meistersinger von Nürnberg“ im Livestream in der ARD Mediathek Wagner witzelt über Judenkarikatur Für seinen Humor ist Richard Wagner nicht unbedingt bekannt. Meist geht er auf Kosten anderer. Seine einzige komische Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ sind da ein Beispiel. Der dilettierende, verbeamtete Künstler Sixtus Beckmesser wird als Judenkarikatur verspottet. Auf diesem Niveau bewegt sich der Humor des Bayreuther Meisters und Barrie Kosky hat das in einer bahnbrechenden Inszenierung vor einigen Jahren auf dem grünen Hügel als eine sehr deutsche Angelegenheit kritisch hinterfragt, aber durchaus mit Witz und Humor. Davids macht die „Meistersinger“ bunt und tanzbar Die Messlatte liegt also hoch für den diesjährigen Regisseur der Eröffnung der Bayreuther Festspiele mit eben den „Meistersingern von Nürnberg“. Matthias Davids ist ein ausgewiesener Musical-Experte. Musicals muss man inszenieren können, und zwar mit gleicher Ernsthaftigkeit wie im Falle einer Oper. Ob beides so einfach kompatibel ist, mag dahingestellt sein. Für Festspielleiterin Katharina Wagner scheinen sich die „Meistersinger“ mit ihrem Humor dem eines Musicals anzunähern. Die sind auch oft heiter und gehen meist gut aus, es sei denn es handelt sich um die „West Side Story“ . Man kann also gespannt sein, wie die Neuinszenierung von Matthias Davids gelingen wird. Bunt soll sie jedenfalls nach seiner Aussage werden, Humor ist auch dabei und die Massen dieser Choroper sollen originell choreografiert werden. Große Wagnerstimmen zu erwarten Musikalisch bewegt man sich bei dieser Aufführung auch auf Festspielhügelhöhen. Georg Zeppenfeld singt Hans Sachs mit seiner allüberall gefeierten baritonalen Stimmmacht, Michael Spyres, der Mozart genauso gut singen kann wie Heldisches, gibt sein Debüt als Walther von Stolzing. Das sind große Wagnerstimmen, die sich in den letzten Jahren in Bayreuth eher rar gemacht haben. Bei Daniele Gatti als Dirigenten darf man gespannt sein, ob er dem Dynamischen einer komischen Oper Rechnung trägt oder eher ins Schwergewichtige verfällt, wie bei seinem Bayreuther „Parsifal“-Dirigat. Der legendäre Festspielchor wurde unter dem neuen Chordirektor Thomas Eitler-de-Lint nahezu komplett neu besetzt. Das Festspielorchester jedenfalls ist bestens disponiert, wie beim Open-Air-Konzert am Vorabend der Festspieleröffnung im Park beim Festspielhaus zu hören war. Und dieses Orchester kann sogar Musical, was sie mit der virtuos blitzenden „Girl Crazy“-Ouvertüre von George Gershwin brillant unter Beweis gestellt haben. Karikaturen im Richard-Wagner-Museum Wer dem Humor mit Wagner wirklich auf die Spur kommen will, sollte die Sonderausstellung im Richard-Wagner-Museum besuchen: „Spot(t)-Light. Richard Wagner in der zeitgenössischen Karikatur“. Zu Beginn seiner Komponistenlaufbahn nimmt den noch wenig Bekannten sein Freund Ernst Benedikt Kietz aufs Korn, vor allem Wagners Vorliebe für phonstarke Instrumentationen. Aber auch das Private mit einer angeblich herrschsüchtigen Gattin Minna wird da liebevoll in Linien des Grotesken gezogen. In Frankreich hingegen ist Wagner Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer zentralen Figur der künstlerischen Öffentlichkeit geworden, deren visionäre Strahlkraft die bissige Feder der Karikaturisten herausfordert. Da dirigiert der Meister dann für seine Musik der Zukunft auch ein Orchester der Zukunft, das noch ganz in den Windeln steckt. Zurück in Deutschland nach dem Pariser „Tannhäuser“-Fiasko ist eher das Private die Steilvorlage der Karikaturisten: das ehebrecherische Verhältnis mit Cosima, die Verschwendungssucht des Meisters und der Bedarf nach luxuriöser Seidenunterwäsche. Und natürlich die notorisch gemeinen Spitzen seines Antisemitismus, der ihn nicht davon abhält, Juden das Geld aus der Tasche zu ziehen oder sie als willfährige musikalische Sachwalter auszubeuten. Freiwillig oder unfreiwillig: Man kann Richard Wagner jedenfalls auch mit Humor begegnen. Ernst ist das Leben, heiter die Kunst. „Rienzi“ und K.I.-Ring im Jubiläumsjahr 2026 geplant Für 2026 kündigen die Festspiele dagegen zum 150-jährigen Bestehen jedenfalls Schwergewichtiges an: Erstmals und einmalig soll es Wagners frühes Heldenepos „Rienzi“ geben, das Wagner eigentlich nicht für festspielwürdig erachtet hat. Das Duo Alexandra Szemerédy und Magdolna Parditka wird inszenieren und Nathalie Stutzmann die musikalische Leitung übernehmen. Viel weibliche Kraft für den römischen Superman. Den „Ring des Nibelungen“, mit dem das Festspielhaus 1876 eröffnet wurde, gibt es auch. Die Inszenierung übernimmt K.I. aus Archivdokumenten der Bayreuther Festspiele. Live gespielt und gesungen wird im unsichtbaren Graben und auf der Bühne unter der Leitung von Christian Thielemann. Hier wird das Musikdrama zum halben Kino. Ob das wirklich dramatisch genug ist für einen Theaterraum, der optisch und akustisch nun wirklich zu Recht legendär ist, mag dahingestellt sein. Es könnte aber auch die angebliche Kostenlawine aufgrund von Tarifsteigerungen verantwortlich sein, die Festspielleiterin Katharina Wagner zu einer gewissen Diät zu zwingen scheint. Bröckelt der Nimbus der Wagner-Exklusivität? Jedenfalls gibt es in diesem Jahr Aktionen, die so zuvor kaum denkbar waren. Auf dem grünen Hügel bekommt man einen Prospekt gereicht, der Paket-Angebote fürs kommende Jahr anpreist. Zehn bis zwanzig Prozent Ersparnis verspricht das Angebot bei rechtzeitiger Buchung noch vor dem offiziellen Vorverkauf bis zum Ende der Festspiele. „Wagner wie nie zuvor – exklusiv nur 2026“, heißt es da. Das gab’s noch nie, das kommt nie wieder. Mal schauen. Der Nimbus des exklusiven Festivals scheint jedenfalls etwas zu bröckeln und man muss sich wohl etwas einfallen lassen. Und sei es, Richard Wagner als Musical zu präsentieren. „Die Meistersinger von Nürnberg“ live aus Bayreuth am 25.7.2025 ab 16:00 Uhr in der ARD Mediathek…
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SWR2 Kultur Aktuell

1 Offen – aber nicht frei? So queer ist die Fußball-EM der Frauen 3:51
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Ein Fünftel aller Spielerinnen lebt queer Vor jedem großen Sportereignis begibt sich das Medienportal „Outsports“ auf die Suche nach Vorbildern. Auf die Suche nach Athletinnen und Athleten, die in der Öffentlichkeit zu ihrer Homosexualität stehen. Nun, bei der Fußball-Europameisterschaft in der Schweiz, waren laut „Outsports“ 78 Spielerinnen aktiv, die offen queer leben. Ein Fünftel aller Spielerinnen. Noch vor wenigen Jahren, bei der EM 2017 in den Niederlanden, waren es nur zehn Spielerinnen. Fußball als Safe Space „Bei den Männern im Fußball ist Homosexualität immer noch ein Tabu. Das ist bei den Frauen ganz anders, da ist Queerness längt normalisiert“, sagt die Journalistin Inga Hofmann. Sie berichtet für den Berliner Tagesspiegel seit Jahren über gesellschaftliche Themen im Sport. „Viele Spielerinnen haben mir geschildert, dass der Fußball gerade für sie ein Safe Space ist“, so Hoffmann. „Ein Ort, an dem sie genauso sein können wie sie sind, an dem sie sich wohl fühlen, an dem sie sich sicher fühlen.“ Zahlreiche Paare unter den Spielerinnen Bei der Europameisterschaft waren unter den Spielerinnen zahlreiche Paare mit dabei. Die deutsche Torhüterin Ann-Katrin Berger etwa ist mit der englischen Verteidigerin Jess Carter verlobt. Inga Hofmann berichtet immer wieder über Beziehungen wie diese, vor allem über deren politische Dimension. Legendär sei bei der EM 2019 der Kuss zwischen der dänischen Spielerin Pernille Harder und der schwedischen Spielerin Magdalena Eriksson gewesen. Harder hatte ihre heutige Verlobte Eriksson im Publikum angefeuert. Ikonische Kussszene ging um die Welt „Nach dem Sieg gab es ein total ikonisches Kussbild“, erinnert sich Hoffmann. „Und beide Spielerinnen haben danach viele Nachrichten von anderen queeren Spielerinnen aus dem Amateurbereich, aus dem Leistungsbereich bekommen, die gesagt haben, wie sehr ihnen das den Rücken gestärkt hat.“ Nun bei der EM waren 16 Nationen dabei, Demokratien aus West- und Mitteleuropa. Nur in zwei Ländern, in Italien und Polen, ist die gleichgeschlechtliche Ehe noch nicht gesetzlich verankert. Könnten sich viel mehr Spielerinnen outen? Dass bei der EM ein Fünftel aller Spielerinnen offen queer lebt, hält Manuela Kay für bemerkenswert, aber nicht für sensationell. Die Verlegerin des Lesbenmagazins L-Mag befasst sich seit Jahren mit queerem Sport, und sie glaubt, dass mindestens 80 Prozent der Spielerinnen in Teams lesbisch seien. Natürlich sei es positiv, dass bei der diesjährigen Frauen-EM überall die Regenbogen-Kapitänsbinde getragen wurde. „Aber es wird nie darüber gesprochen, auch nicht in Interviews mit Spielerinnen“, sagt Kay. „Nicht so offen wie sie alle tun“ „Es ist immer so pseudo-offen. Aber wenn es konkret lesbisch wird, wenn es anfassbar lesbisch wird, dann ist man doch noch ängstlich und nicht so offen wie sie alle tun.“ Im deutschen Fußball ist die Liberalisierung langsam verlaufen. Hartnäckig hält sich die Erzählung vom kontrollwütigen DFB aus den Neunzigerjahren, der das Lesbisch-Sein seiner Spielerinnen zwar duldete, aber nicht das öffentliche Reden darüber. Vereine geben für queere Anliegen kein Geld aus Der Verband hat zuletzt die Regenbogenfahne vor seiner Zentrale gehisst und 2021 eine Kompetenz- und Anlaufstelle zu queeren Themen eröffnet. Doch diese Anlaufstelle wurde 2024 wieder abgewickelt.. Das fühle sich für ihn wie ein Scheitern an, sagt dessen ehemaliger Leiter Christian Rudolph. „Wir haben es nicht hinbekommen, Workshop-Angebote zu schaffen. Nicht, weil wir das Konzept dafür nicht haben, sondern weil ich nicht gesehen habe, dass auch nur ein Bundesligaverein dafür Geld ausgeben würde.“ Christian Rudolph wünscht sich queere Vorbilder Christian Rudolph treibt nun „Sportpride“ voran. Ein Netzwerk für queere Sportlerinnen und Sportler. In diesem Sommer hat „Sportpride“ auf Veranstaltungen und Festivals mit 50 Organisationen zusammengearbeitet. Christian Rudolph hofft, dass es bald mehr werden. Dafür wünscht er sich queere Vorbilder, so wie gerade bei der EM der Frauen.…
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SWR2 Kultur Aktuell

1 Weniger Image, mehr Haltung: Warum der CSD in Stuttgart 2025 wieder politischer ist 6:43
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Zwischen Shitstorm-Angst und Solidarität Manche Unternehmen meiden den CSD aus Angst vor Reputationsschäden. Andere bleiben – auch, weil Vielfalt als wirtschaftlicher Vorteil gilt: „Diversität schafft Innovation“, so Desanti. Gleichzeitig werde queere Sichtbarkeit zunehmend vereinnahmt – von Rechtspopulisten und Parteien wie der CDU. Das verunsichere viele. Regenbogen ohne Kalkül Der CSD sei 2025 ein klarer Gradmesser für echte Haltung. „Wenn Opportunisten wegfallen, wird die Community lauter“, sagt Desanti. Er hofft auf Hunderttausende – als Zeichen für Gleichstellung und gegen jene, die queere Rechte wieder zur Verhandlungsmasse machen wollen.…
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SWR2 Kultur Aktuell

1 „The Bear“, „Sex and the City“ & Co: Wie Serien Modetrends setzen 5:27
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Längere Serienbindung, stärkerer Stileinfluss Ob schlichtes T-Shirt oder Designertasche – was Serienfiguren tragen, landet oft direkt in den Online-Shops. „Serien wirken nachhaltiger als Filme, weil wir uns über viele Staffeln hinweg mit Figuren identifizieren“, sagt Helen Roth aus der SWR Kulturredaktion. Mode ist dabei weit mehr als ein ästhetisches Beiwerk – sie erzählt von Haltung, Emanzipation und sozialer Zugehörigkeit. „The Bear“: Ein T-Shirt wird zum Statement Die Dramaserie „The Bear“ erzählt vom Koch Carmy, der nach dem Tod seines Bruders ein Sandwich-Lokal übernimmt – unter hohem Druck, aber mit viel Feingefühl. Sein schlichtes weißes T-Shirt wurde zum viralen Hype. „Es steht für Understatement, Qualität, neue Männlichkeit – und stammt aus dem Südwesten“, erklärt Roth. Produziert wird es vom Traditionslabel Merz b. Schwanen auf der Schwäbischen Alb. Mode als Spiegel von Rollen und Macht Serien erzählen Charakterentwicklung oft über Kleidung. In „Mad Men“ wird Peggy Olsons Weg vom schüchternen Blüschen zur souveränen Businessfrau sichtbar – ganz buchstäblich im Stil. In „Sex and the City“ ist Mode Teil weiblicher Selbstermächtigung: „Carrie Bradshaw trägt Mode nicht, um zu gefallen – sondern als Ausdruck von Freiheit, Stilwillen und Kaufkraft.“ Retro-Stil mit neuer Botschaft Von Schweißbändern bis Schiebermützen: Serien wie „Stranger Things“ – ein 1980er-Jahre-Teendrama mit Monstern in Kleinstadt-USA – oder „Peaky Blinders“, das Gangsterepos im England der 1920er, beleben vergangene Modetrends neu. „Retro wird hier nicht nur zitiert – es wird mit Bedeutung aufgeladen. Wer den Look übernimmt, greift auch nach einer bestimmten Attitüde“, so Roth.…
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1 Musik wie unter dem Winterwasserfall – der Shakuhachi-Meister Riley Lee 3:55
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Musik ist Meditation Der Großmeister mit den kurzen Haaren und den wachen Augen beginnt mit Einatmen, Gähnen, dann mit ganz wenigen Tönen. Einige Teilnehmende haben Bambusflöten, andere spielen auf präparierten hellgrauen Plastikröhren aus dem Baumarkt. Musik, so sagt Riley Lee, ist nicht nur Musik, es ist Meditation. Es geht um Intensität, Konzentration und Leichtigkeit, es geht ums Loslassen – schon bei den ersten Tönen der Anfängergruppe. Großmeister der Shakuhachi Riley Lee wurde als erstem Nicht-Japaner der Titel „Dai Shihan“ verliehen. Das heißt nichts anderes als „Großer Lehrer“: „Mir wurde beigebracht, dass ich meine eigene Musik nur verstehen kann, wenn ich sie anderen beibringe“, sagt Lee. „Die einzige Möglichkeit, die Botschaft meines Lehrers zu empfangen, besteht darin, sie jemand anderem zu geben. Das ist eine sehr buddhistische Denkweise.“ Es sei wie bei der Elektrizität, erzählt Lee. Als Lehrer sei er wie eine elektrische Birne: Sie leuchte erst, wenn der Strom des Wissens, der Fähigkeiten durch sie hindurchfließe. In der Tradition des Buddhismus Ähnlich ungewöhnlich klingen die Stationen seines Lernens: Riley hat barfuß im Schnee geübt, bei Sturm und – unter dem Wasserfall: „Es waren nicht nur Wasserfälle, es waren Wasserfälle in der Winterzeit. Du gehst in die eisige Kälte und zitierst die Lehrsätze. Wenn ich Shakuhachi unter dem Wasserfall spielen kann, dann kann ich sie überall spielen“, sagt Riley Lee. Alles fing an mit einer Platte von Tony Scott Angefangen hat alles mit einer Platte das Jazzklarinettisten Tony Scott. Als Sideman konnte er den Shakuhachispieler Hozan Yamamoto gewinnen. Als 16-Jähriger hörte Riley Lee die Shakuhachi-Passagen, bis die Platte abgewetzt war. Besonders hat ihn die Nähe der geschmeidigen Flötenklänge zur menschlichen Stimme gepackt: „Die Klangfarbe ist nicht nur schön, klar, flötig. Oft ist sie auch rau, kehlig. Sie kann laut sein, aber auch ganz sanft, fast still.“ Philosophieren über den Atem, die Natur, die Zeit Man hört es Riley Lees Spiel an: Er spielt nicht nur ein Instrument, er verbreitet einen Geist, er philosophiert über den Atem, die Stille, die Natur, die Zeit. Die Shakuhachi sei untrennbar mit seinem Leben verwoben, sagt Lee: „Mit meiner Familie, meinem eigenen Körper, meinen Gedanken. All das eröffnet sich, wenn ich meine Musik spiele.“ Entdeckungen wie die Musik und den Kosmos von Riley Lee machen den besonderen Geist des Festival Europäische Kirchenmusik aus: Es geht um Spiritualität. Nichts wird ausgeschlossen, irgendwie scheint alles möglich.…
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1 „The German“ mit Oliver Masucci: Lebenslüge zum Überleben 3:03
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Fragile Kibbuz-Idylle in den 1970er-Jahren Ein israelischer Kibbuz in den 1970er-Jahren: Das Leben in der Gemeinschaft am See Genezareth scheint für Uri Zahavi ideal zu laufen. Sein Sohn hat eine Karriere als Kampfpilot vor sich, mit seinem Patent für Wasserfilter macht Uri sogar Geschäfte mit deutschen Firmen. Mit seiner Frau Anna teilt er die Erinnerung an deutsche KZs. Beide haben sie ihre Häftlingsnummern eintätowiert. Allerdings will Uri diese Vergangenheit am liebsten komplett hinter sich lassen. Lügen, um zu Überleben Uri, der offensichtlich auch eine bewegte militärische Vergangenheit hat, gerät durch diverse Wendungen unter Zugzwang, bei einer Geheimdienstoperation mitzumachen. Er soll in eine Zelle von Altnazis in München eingeschleust werden, um an KZ-Arzt Josef Mengele heranzukommen. Ein Unternehmen mit kurzer Vorbereitung und hohem Risiko. Wieviel Lüge braucht man zum Überleben? Und wieviel Wahrheit, um als Familie zusammenzubleiben? Bei Nachforschungen zu ihrer eigenen Familie stolpert Uris Frau Anna in Yad Vashem über Ungereimtheiten in seiner Biografie. Und hinterfragt die eigentlich gefestigte Beziehung. Neben Ania Bukstein als Anna in einem wunderbaren internationalen Ensemble sticht Oliver Masucci als Uri noch einmal heraus – mit einer kraftvoll schillernden Figur, die er mit vielen emotionalen Nuancen spielt, empathisch aber zugleich auch undurchdringlich. Im Original spricht er hebräisch, was er extra für die Rolle gelernt hat. Serie überzeugt als Familien- und Beziehungsgeschichte Während der Spionageteil mit ein paar wächsernen Nazifiguren in den ersten Folgen noch etwas holprig erscheint, gewinnt die Serie umso mehr Kraft als Familien- und Beziehungsgeschichte: über den Holocaust als psychologische Konstante, über verschleierte Identitäten und vererbte Traumata. Produzent Asaf Gil erzählt, was das mit der israelischen Gesellschaft zu tun hat. Die Holocaustüberlebenden wollten oft ihren Kindern gegenüber nicht erzählen was sie erlebt hatten, um sie zu schützen. Indem sie es versteckten – und darum geht es in der Serie – haben sie es dann oft viel schlimmer gemacht. Und das hat uns auf nationaler Ebene auch als Gesellschaft geprägt. Quelle: Produzent Asaf Gil Dreharbeiten unter bizarren Umständen Die Dreharbeiten zu „The German“ fanden während der Raketenangriffe auf Israel im Gazakrieg statt. Eine bizarre Situation. Aber wer weiß, ob die Serie nicht irgendwann ein Beispiel geben kann für eine Gesellschaft, die trotz aller individuellen Risse und Geheimnisse, trotz Schuld und Trauma, in Vielfalt und Lebensmut zusammenfindet. Trailer „The German“, Magenta-TV…
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1 Die Feldbühne bei Das Fest 2025 – Hier spielt die nächste Generation Pop aus Karlsruhe 3:08
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Nachwuchsförderung auf der Feldbühne Der Bereich vor der Hauptbühne ist längst abgeriegelt, weil dort noch eifrig aufgebaut wird und man für diesen Teil des Festgeländes kostenpflichtige Tickets braucht. Jochen Werner ist verantwortlich für das Programm auf der etwas kleineren Feldbühne. Er versteht den Ort auch als Plattform der Nachwuchsförderung. Werner arbeitet normalerweise fürs Booking beim Karlsruher Jubez, dem Jugend-Begegnungszentrum. Inzwischen hat er ein großes Netzwerk aufgebaut. Viele der Bands, die er jetzt für Das Fest auf der Feldbühne gebucht hat, kennt er schon länger und hat ihre Karrieren oft von Anfang an begleitet. Das Hiphop-Duo schlecht. präsentiert erstes Album So wie das Duo mit dem Namen „schlecht.“. Die beiden Musiker aus Karlsruhe machen seit der ersten Klasse zusammen Musik, erst harten Punk, jetzt instrumentalen Hiphop. Gefühlt seien sie „schon immer“ auf das „Fest“ gegangen, sagt Johnny von schlecht.. Inzwischen haben die beiden Musiker viel Erfahrung gesammelt und präsentieren beim Festival ihr erstes Album. Es könnte dafür keinen besseren Ort geben, sagen sie. Indie-Pop-Band feintonfilter eröffnet das Programm Vom ganz besonderen Das Fest-Feeling schwärmen auch die sechs Mitglieder der Indie-Pop-Band „feintonfilter“, die ebenfalls aus der Region kommen und das Programm der Feldbühne eröffnen werden. Neben guter Laune legen sie besonderen Wert auf ihre Texte, so Bandmitglied Lukas Falk. Das Fest ist auch für feintonfilter die Krönung ihrer bisherigen Karriere. Und wer weiß, vielleicht stehen sie irgendwann mal auf der Hauptbühne. Soffie und Clueso auf Mount Klotz So wie in diesem Jahr die Stars aus der Region: Max Giesinger, Soffie oder JxP, die neben Faithless, Clueso oder Amy Macdonald den legendären Hügel, den sogenannten Mount Klotz, sicher wieder zum Beben bringen werden. Und wer dem großen Gedränge mal entkommen und Newcomer treffen möchte, sollte auf jeden Fall den Schlenker zur Feldbühne machen. Dort, wo noch der Spirit der ersten Ausgaben von Das Fest weht.…
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SWR2 Kultur Aktuell

1 „Grand Prix of Europe“ – Europapark startet im Kino durch 5:22
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Von der Achterbahn zum Animationsfilm Was Disney mit „Fluch der Karibik“ vormachte, versucht der Europapark nun auf deutscher Bühne: Aus Fahrgeschäften werden Geschichten, aus Maskottchen Helden. Möglich macht das eine Kooperation mit Animationsprofi Holger Tappe. „20 Millionen Euro Budget – das reicht für einen Kinofilm mit internationalem Look“, so Rodek. Als Nächstes dürfte das Wasserpark-Universum „Rulantica“ folgen. Synergien im Freizeitbusiness Kino trifft Karussell: Der Europapark schaffe eine perfekte Markenverlängerung. „Der Park bewirbt den Film – und der Film bewirbt den Park“, sagt Rodek. Mit Warner Bros. als Verleih im Rücken und ganz ohne Filmförderung sichert sich das Unternehmen Sichtbarkeit auf der großen Leinwand. Die Mäuse Ed und Edda rollen damit nicht nur ins Ziel – sondern in eine neue Medienära. „Grand Prix of Europe“, ab 24.7.2025 im Kino…
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1 Stefanie Schüler-Springorum – Unerwünscht 4:09
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Westdeutschland gilt bei der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit vielen als vorbildlich. Wer das Buch „Unerwünscht“ der Historikerin Stefanie Schüler-Springorum liest, wird begründete Zweifel an dieser Zuschreibung hegen. Auf zweihundert Seiten blättert die Autorin in sieben Kapiteln eine Geschichte der westdeutschen Demokratie auf, die wenig mit erfolgreicher Vergangenheitsbewältigung zu tun hat. Ob Sinti und Roma, Juden, Zeugen Jehovas, sogenannte „Berufsverbrecher“, Homosexuelle, Kommunisten oder psychisch Kranke: Für sie alle setzten sich Stigmatisierung und Ausgrenzung nach dem Untergang der NS-Diktatur fast nahtlos fort. Um jahrelange Gerichtsprozesse zu führen, fehlten den traumatisierten Opfern Kraft und Geld. Allein die Zahlen, die Schüler-Springorum zusammenträgt, sind erschütternd: Von etwa 200.000 Tätern, die Millionen Zivilisten ermordeten, wurden in Deutschland nur circa 7.000 Personen juristisch belangt. Die Erklärung für dieses Missverhältnis liegt in der „Elitenkontinuität“ nach der Gründung der Bundesrepublik. In Ministerien und Verwaltung, Justiz und Polizei, Wirtschaft, Medien, Bildungs- und Gesundheitswesen besetzten Männer die gleichen oder ähnliche Positionen, die sie zuvor im Nationalsozialismus innehatten. Was dies konkret bedeutet, macht Stefanie Schüler-Springorum mit Auszügen aus Urteilen, Interviews und Gerichtsakten deutlich. Das Ziel einer homogenen, „gesunden Volksgemeinschaft“ bleibt auch nach 1945 in Westdeutschland bestehen. Befreit, aber ausgegrenzt Viele der Überlebenden fanden sich nach der Ermordung ihrer gesamten Familie heimat- und orientierungslos in überfüllten Unterkünften für „Displaced Persons‘“ in der Obhut der Alliierten wieder. Wer in den früheren Wohnort zurückkehrte, sah sich mit dem kollektiven Schweigen der ehemaligen NS-Anhänger konfrontiert. Oft folgten zähe Kämpfe um Rückerstattungen oder Deals mit den einstigen Verfolgern: Ein „Persilschein“ gegen die Rückgabe von Eigentum. Mancher Erlass atmet auch 1948 noch den Geist des Nationalsozialismus. So wollte das Präsidium des Deutschen Städtetages Sinti und Roma, die als „kriminalistisches Problem“ galten, in Dörfer im Emsland umsiedeln und dort umerziehen. Die alliierte Oberaufsicht verhinderte solche rassistischen Praktiken. Wenn es um die Anerkennung der Spätfolgen von Lagerhaft und Gewalt ging, ist die Lektüre der ärztlichen Gutachten für die Autorin heute schwer erträglich: Bei Sinti und Roma wurde meist ihre »geringe Intelligenz« ins Spiel gebracht, bei Osteuropäern eine »gewisse geistige Primitivität« und bei weiblichen jüdischen Opfern »konstitutionell bedingte« emotionale Störungen. Oder aber man benutzte, wie im Verfahren einer Leipziger Jüdin, die das Ghetto Riga überlebt hatte, gerade ein gelungenes Nachkriegsleben als Argument. Als gutsituierte bürgerliche Frau habe sie doch Entschädigung eigentlich nicht nötig – trotz der sieben Fehlgeburten und anderer, offensichtlich haftbedingter Symptome. Quelle: Stefanie Schüler-Springorum – Unerwünscht „Mischung aus Rachsucht, Pedanterie und Ignoranz“ Was trieb die Juristen, ärztlichen Gutachter und Behördenmitarbeiter, mögliche Klagen und Ansprüche der Opfer unbedingt abzuwehren? Für Stefanie Schüler-Springorum ist es eine „Mischung aus Rachsucht, Pedanterie und Ignoranz“, die der Aufrechterhaltung des eigenen Überlegenheitsgefühls dient. Frauen kommen in diesem Buch als Opfer, Mütter und Partnerinnen vor, nicht als Täterin. Vor dem Hintergrund der aktuellen Migrationsdebatte sowie Forderungen nach Grenzschließungen und Abschiebungen von unerwünschten Personen ist diese fundierte Analyse, die durch dreißig Seiten Anmerkungen und ein ausführliches Literaturverzeichnis ergänzt wird, unbedingt empfehlenswert.…
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1 Zwischen Bollywood und bitterem Ernst: Indisches Filmfestival Stuttgart zeigt Vielfalt des Subkontinents 7:23
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Zensur verhindert oft den Kinostart Zum 22. Mal lädt das Indische Filmfestival Stuttgart dazu ein, in die farbenfrohe, widersprüchliche und bewegende Filmwelt Indiens einzutauchen. Festivalleiter Oliver Mahn sagt in SWR Kultur: „Wir zeigen Filme, die den Wandel des Landes greifbar machen: sei es durch Altersarmut, Familienzerfall oder jugendliche Arbeitslosigkeit – für Indien ein neues Phänomen.“ Viele Filme setzen sich kritisch mit gesellschaftlichen Themen auseinander, die auch in Indien selbst oft kaum im Kino zu sehen sind. „Einige Arbeiten laufen dort nur auf Festivals oder Streaming-Plattformen, weil die Zensur den Kinostart verhindert“, erklärt Mahn. Visuelle Opulenz ist typisch für indisches Kino Besonders eindrucksvoll ist dabei die visuelle Opulenz mancher Produktionen, die in Indien mit echten Menschenmengen gedreht werden können: „Solche Massenszenen sehen Sie heute nur noch im indischen Kino – weil man sich das woanders gar nicht mehr leisten kann.“ Die Auswahl reicht von queeren Coming-Out-Geschichten bis hin zu spektakulären Actionfilmen wie A.R.M., dem diesjährigen Publikumsmagneten. Noch bis zum 27. Juli bringt das Festival den „Spirit of India“ nach Stuttgart – mit Komödien, Tragödien und tiefem gesellschaftlichem Blick.…
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1 Kann Kunst KI? – Experimentelle Medienkunst von Francis Karat aus Karlsruhe 3:38
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Die Medienkünstler arbeiten vor allem mit künstlicher Intelligenz, erproben neue Anwendungen und erforschen deren Auswirkungen – spielerisch, aber durchaus auch kritisch. Dafür wurde Francis Karat mit dem diesjährigen Kunstpreis der Technologieregion Karlsruhe ausgezeichnet. Der Preis wolle junge Künstlerinnen und Künstler aus Karlsruhe ansprechen, unsere Gesellschaft und die Themen unserer Zeit in zeitaktueller künstlerischer Sprache beziehungsweise mit entsprechenden Medien zu reflektieren.…
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1 „Die Fledermaus“ in Schloss Weikersheim – Karrieresprungbrett für die Stars von morgen 3:23
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Das Bundesjugendorchester spielt unter Dirk Kaftan Eine riesige Tribüne steht mitten im Weikersheimer Schlosshof. Die großen Glasfenster, der Balkon, die historischen Bögen des Renaissance-Schlosses dienen als Kulisse für die Operette „die Fledermaus“. Die Bühne ist minimalistisch: ein Bett, zwei Hocker und ein Tisch. Das Bundesjugendorchester steht in Position, voll konzentriert auf die Ansagen des renommierten Bonner Generalmusikdirektors Dirk Kaftan. Eine echte Chance für die jungen Solisten Ernst wird es jetzt aber vor allem für die 18 Solistinnen und Solisten, die sich im Auswahlverfahren eine Rolle in der jungen Oper in Weikersheim ergattern konnten. Eine echte Chance. Manch einer vor ihnen hat die Opernakademie schon als Karriere-Sprungbrett nutzen können: „Einer unserer Absolventen, Matthias Klink, hat es bis an die Metropolitan Opera nach New York geschafft“, sagt Geschäftsführer der Jeunesses Musicales Deutschland, Ulrich Wüster, stolz. Vorfreude auf den großen Auftritt Auch Kilian Staud, diesjähriger Solist, legt große Hoffnung in seinen Auftritt bei der jungen Oper. „Es ist eine sehr dankbare Arbeit und macht großen Spaß, aber es ist auch anstrengend.“ Hinter der Bühne steht Valerie Haunz im Kostüm der Adele, bereit für ihren Auftritt. Sie ist aufgeregt, aber „voller Vorfreude, das jetzt zum ersten Mal im kompletten Kostüm machen zu dürfen und so richtig in diese Welt einzutauchen und zu feiern.“ Einzelcoachings gibt es im Gewehrhaus, am Rande des Weikersheimer Schossgartens. Regisseur Dominik Wilgenbus schaut sechs Wochen lang ganz genau hin: „Es geht hier nicht darum, sich als Regisseur selbst zu verwirklichen. Hier geht’s darum, den jungen Menschen möglichst viel zu vermitteln.“ Für „Die Fledermaus“ braucht es Timing und Schauspielkunst Die arbeiten und leben während der Vorbereitungszeit alle zusammen in Weikersheim: „Es fühlt sich ein bisschen an wie damals im Schullandheim. Wir essen alle zusammen, man ist super nah beieinander, mal gibt es einen Filmeabend auf dem Zimmer. Was super schön ist“, sagt Gesangpädagogik-Masterstudent Paul Frey. Am Nachmittag bekommen die Künstlerinnen und Künstler das Handwerkszeug vom Profi beigebracht: „Es sind grundsätzliche Sachen: Wenn ich Komik inszeniere, brauche ich ein gutes Timing, schauspielerisches Handwerk. Wenn ich das hier bei der 'Fledermaus' lerne, kann ich das später in anderen Produktionen immer wieder verwenden.“ Beim Openair will auch der Regenfall geübt sein Neben 18 Solisten sind 20 Chorsänger mit dabei und 70 Musiker des Bundesjugendorchesters. Dass „Die Fledermaus“ im Freien aufgeführt wird heißt übrigens für das Orchester, dass sie bei aller Disziplin und Professionalität zuallererst für den Regenfall üben müssen – sollte es regnen, müssen die Instrumente sofort ins Trockene. Da muss jeder wissen, wohin er zu laufen hat. Ein Zahnrädchen greift ins andere in Weikersheim. Aber nach 60 Jahren junge Oper sind sie geübt. Akademieleiter der Jeunesse Musicales Deutschland, Ulrich Wüster: „Eine gewisse Grundspannung muss immer sein, der Kitzel, ob das jetzt alles klappt oder nicht. Ich weiß, dass wir gut sind. Wenn das Wetter mitspielt und uns das zeigen lässt, dann ist alles in Butter.“…
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Schon mit dem Titel schließt sich ein Kreis. Denn Dieter Kühns erster Roman von 1971 hieß „Ausflüge im Fesselballon“. Figuren, Motive und Konstellationen des Frühwerks hat er nun erneut aufgegriffen. Hauptfigur der Handlung, die in den achtziger Jahren spielt, ist wiederum ein Studienrat. Gequält korrigiert Lothar Bremer Schülerhefte und sitzt Elternabende ab. Dieter Kühn hat in seinen Romanen und Biographien gerne den erzählerischen Möglichkeitssinn spielen lassen und alternative Lebens- und Handlungsoptionen ausfabuliert. Lothar Bremer aber steckt in seiner ungeliebten Lehrerexistenz fest wie in einem Schraubstock. Ehekrise und Affären Ausgiebig hadert er auch mit seiner Familiensituation. Seine Frau Renate ist leidenschaftliche Dolmetscherin und ständig unterwegs auf Kongressen. Zwar hat Bremer ein offenes Ohr, wenn sie ausführlich vom Tagungsbetrieb erzählt, von den Eitelkeiten der Forscher und den Tücken des Dolmetscheralltags. Aber während Renate weg ist, bleiben Bremer der Haushalt und die offenbar von ihm wenig geliebte Tochter überlassen. Dass seine Schwiegermutter dann regelmäßig zur Unterstützung anrückt, beglückt ihn auch nicht gerade. So reist Bremer herum, als wäre er auf Flucht, verbringt Tage an der Nordsee, hat Affären, etwa mit einer VHS-Dozentin und Orchideen-Liebhaberin, die allerdings nicht von ihrem bisherigen Partner loskommt, von dem sie sich eigentlich längst getrennt haben wollte. Bremer gefällt sich auf Dauer nicht in der „Rolle als Mann nur für den Nachmittag dann und wann“, er will mehr: Und Lothar wieder: Aber merkst du denn nicht, dass ich dich brauche? Dass ich aus Not angerufen habe?“ „Aber nur, weil deine Renate mal wieder auf einer Konferenz ist.“ „Nicht nur, nicht nur… Sie bleibt ja auch sonst weg. Du weißt genau, diese Ehe ist ein auslaufendes Modell.“ „Ja, und so weiter und so weiter. Wir können uns am Montag sehn, aber heute geht es nicht.“ Quelle: Dieter Kühn – Ausblicke vom Fesselballon Porträt eines Jahrzehnts „Ausblicke vom Fesselballon“ hat viel Achtziger-Jahre-Atmosphäre. Einmal landet Bremer mitten in einer Anti-AKW-Demo; die Landschaft, in der der Roman spielt, das Rheinische Braunkohlerevier, ist noch schwer gezeichnet vom Tagebau. Die Menschen streiten über die Grundwasserabsenkung, die weggebaggerten Ortschaften und die Umsiedlungen. Weggebaggert wird allmählich auch die herkömmliche Ordnung der Geschlechter. Frauen gehen eigene Wege, entwickeln Eigensinn und berufliche Ambitionen, Bremer tut sich nicht leicht damit. Seine Affäre mit der VHS-Dozentin endet in einem beklemmend beschriebenen Gewaltausbruch. Überhaupt neigt sich der Roman am Ende ins Düstere. Bremers Versuche, mit Forschungsaufträgen der Lehrerexistenz zu entkommen, scheitern. Das Angebot, für einen Baukonzern eine Festschrift zu verfassen, lehnt er ab, als ihm klar wird, wie tief die Firma in den Nationalsozialismus verstrickt ist. Schließlich reist er allein nach Neapel und irrt dort über vermüllte Hänge, die mit dystopischer Intensität beschrieben werden: Bretter, Styroporplatten, Styroporbrocken, vom Meer noch nicht aufgelöst in Granulat. Das Meer als Müllzerkleinerer, vor allem im Brandungsbereich. Kühlschränke, Sessel, Stellagen – alles den Steilhang hinab, dem Meer zum Fraß vorgeworfen, aber dieser Sperrmüll lässt sich nicht verdauen, wird nur immer wieder ausgespien, angeschwemmt, ausgewürgt.“ Quelle: Dieter Kühn – Ausblicke vom Fesselballon Sprachlust und Beschreibungskunst Das Buch lebt – typisch für Kühn – nicht von in einem spannend konstruierten Plot, sondern von den vielen Exkursen und Abschweifungen, von genauen Beobachtungen und detailfreudig ausgemalten Erlebnissen, sei es ein desaströser Familienurlaub in Südfrankreich oder Bremers scheiternder pädagogischer Hausbesuch beim alkoholisierten Vater eines Problemschülers. Die Sprachmacht, Sprachlust und Beschreibungskunst, die Dieter Kühns Werke auszeichnet, ist auch in seinem letzten Roman noch wirksam.…
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1 „Oxana – Mein Leben für Freiheit“: Eindrucksvolles Biopic über Femen-Aktivistin Oxana Schatschko 3:47
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Anfänge als Ikonenmalerin Am Anfang sieht man Frauen und ihre Töchter in russischer Tracht, dazu ein großes Feuer. Wir lernen ein junges Mädchen kennen. Sie malt Ikonen. Wir befinden uns irgendwann in den frühen Nullerjahren. Oxana Schatschko, die eine weltberühmte Aktivistin und Künstlerin werden sollte, ist in diesen ersten Szenen noch ein Teenager. Sie wird im religiös-konservativen Milieu der 1990er-Jahre groß. Die Kindheit ist geprägt von Armut, väterlicher Gewalt und rigiden patriarchalen Strukturen – und von der Kirche. Bewusster Bruch mit der sakralen Tradition Als begabte Ikonenmalerin wird Oxana früh von der orthodoxen Kirche gefördert – die religiöse Welt fasziniert und enttäuscht sie zugleich. Später bricht sie mit der Religion und ihre politischen Kunstaktionen sind nie nur feministisch, sondern auch bewusst blasphemisch. In ihren Bildern zeigt sie Maria in Burka, Jesus in homoerotischen Szenen – eine radikale Relektüre sakraler Motive. Der Film deutet all dies behutsam an, ohne didaktisch zu werden. Coming-of-Age-Film der Femen-Bewegung Im Folgenden passiert Charlène Faviers Spielfilm gewisse Stationen der künstlerischen und politischen Sozialisation Schatschkos. Er ist eine Art Coming-of-Age-Movie des Aktivismus. Fast naiv gezeichnet ist jene Szene, in der Oxana in einem Katalog blättert und offenbar zum ersten Mal das berühmteste Gemälde von Eugène Delacroix erblickt: „Die Freiheit führt das Volk“, auf dem die revolutionäre Freiheit von einer barbusigen jungen Frau symbolisiert wird. Kunst und Leben verschmelzen in dieser Biographie Die Regisseurin rekonstruiert nicht einfach eine Biografie, sondern erzählt von einer Frau, die sich selbst zur Ikone machte, bei der Kunst und Leben verschmolzen – und die an dieser Verschmelzung zerbrach. So ist dieser Film auch eine Reflexion über das Verhältnis von Körper, Religion und Widerstand. Oxana Schatschko wurde selbst zur Ikone Die Protestform von Femen – nackte Brüste als Schild gegen Macht und Objektifizierung – wird so in Rückblenden skizziert, aber nicht im Detail analysiert. Zwischen den letzten Tagen im Leben von Schatschko im Sommer 2018 in Paris und Rückblenden in die postsowjetische Ukraine entsteht das kaleidoskopische Porträt einer Frau, die selbst zur Ikone wurde – politisch, medial und künstlerisch. Éric Dumonts Kamera bleibt nah, aber zurückhaltend, ohne Dramatisierung und psychologische Überzeichnung. Stattdessen: atmosphärisches Tasten. Oxana wird von Albina Korzh mit großer Variationsbreite und innerer Spannung gespielt. Zugleich kommt man nie ganz an diese junge Frau heran. Sie wirkt oft seltsam verschlossen und enigmatisch. Leidenschaftlicher, engagierter Film Charlène Faviers Film ist ein visuell starkes, melancholisches Porträt zwischen Kunst, Protest und persönlichen Krisen – mehr Gefühlsskizze als Analyse. Ein leidenschaftlicher, engagierter Film, der exzellent gespielt ist und berührt. Ein filmisch sensibles, visuell starkes Porträt – doch trotz vieler mutiger Momente bleibt es emotional zu vorsichtig und politisch zu vage, um das ganz einzulösen, was seine Protagonistin verkörperte: Eigensinn, unbedingten Widerspruch und konsequente Provokation. Trailer „Oxana – Mein Leben für Freiheit“, ab 24.7.2025 im Kino…
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1 Drag Queen Barbie Breakout kämpft für die Rechte queerer Menschen 16:15
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Barbie Breakouts Einsatz für die Rechte queerer Menschen erregte vor zwölf Jahren internationales Aufsehen: In den sozialen Medien veröffentlichte sie 2013 ein Video, in dem sie sich selbst den Mund zunähte, als Protest gegen die gewalttätigen Übergriffe auf Schwule und Lesben in Russland. Seitdem habe sich das Bild von Drag in der Öffentlichkeit deutlich verändert, erklärt Barbie Breakout im Gespräch mit SWR Kultur. Früher verstand man unter dem Begriff Drag Männer, die sich als Frauen verkleiden. Heute sei die Drag-Szene deutlich diverser: Es gibt neben Drag Queens auch Drag Kings; Drag Artists sind mitunter transgeschlechtlich oder non-binär. Trotzdem: Drag Queens sind nicht zwangsläufig auch trans Personen, stellt Barbie Breakout klar. Drag sei eine Performance, Transgeschlechtlichkeit gehöre zur persönlichen Identität. Drag als Handwerk Drag ist ein Handwerk, das man sich aneignen muss, so Barbie Breakout weiter: „Wenn man das beherrscht, dann ist das schon ein wahnsinniges Gefühl.“ Die non-binäre Barbie Breakout gehört heute zu den bekanntesten Drag Performer*innen Deutschlands. Barbie selbst tritt nur noch selten in Drag auf, verrät sie. Sie ist Make-Up-Artist, Podcast-Host, Autor*in und Moderator*in. Zuletzt moderierte sie 2023 deutsche Fassung des erfolgreichen Reality-Formats „RuPaul's Drag Race“ . Die Serie wurde nach einer Staffel seitens des Streamingdiensts Paramount+ wegen Sparmaßnahmen eingestellt.…
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1 Eine berührende und eindrucksvolle Recherche: Lorenz Hemickers „Mein Großvater, der Täter" 4:09
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Persönlich hat Lorenz Hemicker seinen Großvater nie kennengelernt, er starb 1973, fünf Jahre vor der Geburt des Autors. Inzwischen, nach jahrelangen Recherchen, glaubt sein Enkel diesen Mann aber gut genug zu kennen, um sich ein Urteil über ihn erlauben zu können. Was nichts daran geändert hat, dass es dem FAZ-Redakteur noch immer schwerfällt, diesen Mann seinen Großvater zu nennen, im Gegenteil. Lieber nenne er ihn nach seinem Vornamen, Ernst, schreibt Lorenz Hemicker in seinem Buch. Nach der Lektüre dieser eindringlichen Spurensuche in einer deutschen, allzu deutschen Familiengeschichte dürfte das niemanden verwundern. Immerhin war Ernst Hemicker als SS-Offizier an Massenerschießungen von Juden beteiligt. Unter anderem. Er war ein williger Vollstrecker. Ein Massenmörder, der geholfen hat, Zehntausende zu töten. Und er wurde zum Fluch für meinen Vater, den diese Schuld sein Leben lang bedrückte. Meinen Frieden kann ich mit ihm darum niemals schließen. Quelle: Lorenz Hemicker – Mein Großvater, der Täter Folgenreiches familiäres Schweigen Tatsächlich handelt Lorenz Hemickers Buch nicht nur vom Nazi-Großvater. Sondern auch von der Last des familiären Schweigens nach dem Krieg, das erst durch eine drohende Anklage wegen Beihilfe zum Massenmord in den späten Sechzigern beendet wurde. Seinen Vater Peter habe das Wissen um die Taten seines Erzeugers zeitlebens verfolgt; geradezu zwanghaft sei er bei jedem Familienessen auf den Holocaust zu sprechen gekommen, erinnert sich der Autor. Zugleich habe sein Vater aber die Rechtfertigungen des Großvaters ein ums andere Mal reproduziert, habe sich regelrecht an sie festgeklammert. Ernst Hemicker behauptete bis zuletzt, er habe nur Befehle befolgt. Und sei sogar, als er im November 1941 die Erschießung Tausender Jüdinnen und Juden im Wald von Rumbula überwachen musste, zusammengebrochen. „Natürlich lief alles reibungslos“ Eine Behauptung, für die Lorenz Hemicker in den Aussagen anderer Beteiligter keinerlei Belege fand. Fakt ist dagegen, dass sein Großvater als gelernter Tiefbauingenieur für einen SS-General die berüchtigten Gruben im Wald von Rumbula konstruierte, inklusive der nach unten führenden Rampen. Schließlich habe man es den „armen Menschen“ nicht zumuten können, auch noch hinunterzuspringen, wie es der Großvater bei einer Vernehmung formulierte. Die Ermordung der Juden und der zivilisierte Umgang mit Menschen standen nebeneinander, ohne dass dies für ihn zu einem offenkundigen Widerspruch wurde: Mal sprach er wie ein Techniker, mal mitfühlend wie ein Mensch, dem seine Arbeit zuwider war. „Natürlich lief alles reibungslos“, gab Ernst zu Protokoll. Gedanken habe er sich keine gemacht. Der Auftrag sei ja eine Fachaufgabe gewesen. Quelle: Lorenz Hemicker – Mein Großvater, der Täter Auch bislang unbekannte Verbrechen Überzeugend rekonstruiert Lorenz Hemicker den Lebensweg seines Großvaters, der einer, Zitat, „ideologischen Stringenz“ gefolgt sei: vom enttäuschten Kriegsfreiwilligen des Ersten Weltkriegs über den umtriebigen Unternehmer mit rassistischen Elitefantasien in den Weimarer Jahren bis zum SS-Offizier, der als begehrter Fachmann 1941 ins besetzte Lettland abkommandiert wurde. Abwechselnd zu den Lebensstationen des Großvaters erzählt der Autor in bester Reportagemanier auch von seiner jahrelangen Spurensuche, ausgelöst vom Tod seines Vaters. Eine berührende Recherche Lorenz Hemicker vergräbt sich in Archive, spricht mit letzten Zeitzeugen, darunter lettische Shoah-Überlebende. Und bittet im Wald von Rumbula unter Tränen um Vergebung für die Taten seines Großvaters. Zuletzt entdeckt er im österreichischen St. Pölten Zeugnisse für bislang unbekannte Verbrechen seines Vorfahren, als Leiter einer Nazi-Großbaustelle, auf der sich Tausende Zwangsarbeiter zu Tode schuften sollten. Mit „Mein Großvater, der Täter“ hat Lorenz Hemicker eine eindrucksvoll erzählte, berührende Recherche vorgelegt, die sich mutig den Fragen nach deutscher Schuld und familiärem Wissen stellt.…
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1 „Boxing Culture“ – Kunstverein Pforzheim zeigt erste Ausstellung unter neuer Leitung 4:09
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Auf einem staubigen Platz mit Blick über das Häusermeer von Istanbul stehen eine Reihe von Tänzerinnen und Tänzern in Boxershorts, Trainingstrikots und Boxhandschuhen. Ihre Bewegungen sind eine Mischung aus Tanz und Schattenboxen. Inspiriert zu diesem Film wurde die Choreographin und Tänzerin Gizem Aksu durch die tragische Lebensgeschichte des Deutschen Box-Meisters Johan Trollmann. Weil Trollmann Sinto war, wurde ihm sein Titel 1933 von den Nazis aberkannt und später wurde Trollmann im KZ ermordet. Der Film vom Gizem Aksu ist eine Hommage an ihn. Trollmann inspirierte die Künstlerin zur Entwicklung eines neuen Tanzstils „Ich war von dieser Lebensgeschichte wirklich sehr berührt“, sagt Gizem Aksu, „und als Tänzerin war ich von seinem besonderen, tänzerischen Bewegungs-Stil fasziniert – für den er aber damals auch hart angegriffen wurde. Ich nutze ihn als eine kraftvolle Körpersprache, für alle marginalisierten Gruppen." Sie habe diesen Tanzstil nach Istanbul gebracht, erzählt Aksu weiter. Dort habe sie mit einer Gruppe von Aktivist*innen zusammengearbeitet, darunter auch queere Personen, die wegen ihrer Körpersprache oft beleidigt und angegriffen werden. „Wenn wir alle zusammen mitten in Istanbul tanzen, hat das etwas sehr Ermächtigendes, eben eine Mischung aus Tanzen und Boxen – und Trollmann war meine Inspiration“, so Gizem Aksu. Räume für die Menschen der Stadt schaffen Gizem Aksu geht es mit ihrer choreographischen Arbeit auch darum, öffentliche Räume einzunehmen und Freiräume zu verteidigen. Und genau da trifft sich ihr Anliegen mit dem von Janusz Czech und Daria Schroth, dem neuen Leitungsteam des Kunstvereins Pforzheim. Auch sie wollen Räume für gesellschaftspolitische Diskurse schaffen, offene Räume gestalten, auch für Menschen, die sonst in der Stadt kaum gesehen und selten beteiligt werden. Beide arbeiten schon länger in der Pforzheimer Kulturszene, Janusz Czech als Künstler und Kurator und Daria Schroth als Kulturmanagerin und Kunstpädagogin. Sie haben Erfahrung darin, neue Publikumsschichten anzusprechen und einzubinden und wissen auch, dass es nicht einfach ist. Kulturarbeit erinnere manchmal an einen Box-Kampf Manchmal erinnert Kulturarbeit eher an einen Kampf, sagt Janusz Czech – „Boxing Culture“ eben: „Wir haben gedacht: das ist eigentlich ein schöner Begriff, dieses ‚Boxen‘. Das hat auch verschiedene kulturelle Zuschreibungen. Es hat so was Ehrliches, Leute aus verschiedenen Sozialisationsgruppen mögen das.“ Auf der anderen Seite sage es auch etwas über den täglichen Kampf aus, so Czech: „Auch Künstlerinnen und Künstler oder Menschen mit Migrationshintergrund oder auch alle möglichen anderen Menschen sind ja im täglichen Leben damit befasst.“ Viel Unterstützug durch die lokale Kunstszene Doch schon während der Vorbereitung auf die Ausstellung hat das neue Team viel Unterstützung durch die lokale Kunstszene erhalten, von allen Seiten wurde Hilfe angeboten und die Menschen wollten sich einbringen, was sie sehr freut, sagt Daria Schroth und für die zukünftige Arbeit optimistisch stimmt. „Janusz und ich sind da nur ein wirklich kleiner Teil davon, die vielleicht etwas anstoßen“, so Schroth. „Aber da ist so viel, was es dann auslöst und was es an Menschen und kollektiven Stärken und Kräften in Bewegung bringt.“ „Boxing Culture“ als Brückenbauen „Boxing Culture“ steht also für Kultur als verbindendes Element, das Menschen zusammenbringt, und keineswegs für einen „Kampf der Kulturen“, wie er ja oft in unserer immer diverser werdenden Gesellschaft propagiert wird. Für dieses Brückenbauen steht auch die große Installation des Pforzheimer Künstlers Firat Yildiz, die er speziell für die neue Ausstellung des Kunstverein Pforzheim erarbeitet hat: Mitten im großen Saal liegen 70 zusammengerollte orientalische Teppiche, eng aneinandergeschmiegt. „Und so ist es jetzt aus meiner migrantischen Perspektive, dass Geschichten aus der Türkei hergeholt wurden, aber man hat nicht wirklich hingeschaut“, sagt Firat Yildiz. „Und diese Geschichten gehen immer mehr verloren – und das macht dann auch etwas mit der Identität.“ Für den Künstler ein Bild für viele Geschichten der sogenannten Gastarbeiter-Generation, für die sich lange niemand interessiert hat und die darauf warten, entrollt zu werden. Der Kunstverein Pforzheim möchte diesen Geschichten jetzt Raum geben – eine Einladung!…
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1 Spaciger Familiensound – die Stuttgarter Band Los Santos 4:05
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Seitdem hat die Band ihren besonderen Stil mit Erfolg immer weiter vorangetrieben. Los Santos ist sozusagen ein schwäbisches Familienunternehmen. Zu den drei Familienmitgliedern Stefan Hiss, Lucia Schlör und Jonas Brettschneider gesellt sich noch der Schlagzeuger Bernd Öhlenschläger.
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1 Andreas Bareiß: „Die Filmindustrie erfindet sich fortwährend neu“ 5:42
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Dennoch entstünden hier pro Jahr so viele Filme wie an keiner anderen Filmhochschule in Deutschland. Der Einsatz von KI sei zwar ein Gamechanger für die Branche. Aber: „Was man nicht ersetzen kann, ist die künstlerische Haltung.“
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1 Soziologe Armin Nassehi zur Diskussion um Brosius-Gersdorf: Schon ein Kulturkampf? 5:18
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„Es geht kaum mehr um Inhalte“, sagt der Soziologe Armin Nassehi zur Diskussion um die SPD-Kandidatinnen für die Wahl als Richterinnen am Bundesverfassungsgericht Frauke Brosius-Gersdorf und Ann-Katrin Kaufhold. Das Ganze sei schon zu einem Kulturkampf geworden: „Es geht in jedem Detail ums Ganze.“ Ein Thema, das normalerweise das Licht der Öffentlichkeit kaum erblickt hätte, benutze man jetzt, um eine allgemeine Systemkritik zu äußern. „Das Problem ist, dass man hier mit einem Argument nicht weiterkommt“, so Nassehi.…
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1 Ein leidenschaftliches Memoir: Anna Katharina Fröhlichs „Roberto und Ich“ 4:08
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Anna Katharina Fröhlichs neues Buch ist ein poetisches Memoir, eine Erinnerung an die erste Begegnung und die ersten Monate mit dem berühmten Mailänder Verleger und Autor Roberto Calasso. Eine literarische Begegnung Sie lernt ihn 1995 kennen – an einem Stand des Verlags Matthes & Seitz auf der Frankfurter Buchmesse, die sie zusammen mit ihrer Mutter besucht. Auch wenn ich in meinem grünen Kleid mit den Puffärmeln wie eine Komparsin aus einem Goldoni-Stück neben meiner Mutter stand, muss ich etwas so Heiteres und Verlockendes verströmt haben, dass Roberto nicht die Flucht ergriff, wie es oft seine Art war. Er war neugierig auf mich, bodenlos neugierig. Später schrieb er mir in einem Brief, dass meine Erscheinung eine Epiphanie für ihn gewesen sei. Quelle: Anna Katharina Fröhlich – Roberto und Ich Die Puffärmel, Goldoni, eine Epiphanie: Von Anfang hat diese Annäherung in der Beschreibung Fröhlichs nicht nur etwas Überbordendes, sondern vor allem etwas Literarisches. Die nun beginnenden und sich immer weiter fortsetzenden Gespräche mit Calasso drehen sich um Bücher und Autoren, nicht um irgendwelche, sondern die absoluten und übergroßen der Weltliteratur. Für das Mittelmäßige sind sie beide nicht geschaffen. Aber das Szenario, das Fröhlich aus ihrer Erinnerung hervorzaubert, ist selbst Literatur. Ihre Protagonisten „Roberto und Ich“ verwandeln sich in Figuren aus Prousts „Recherche“ oder Balzacs menschlicher Komödie. Die junge Frau, die vor [Roberto Calasso] saß, war, wie eine Flickendecke aus verschiedenen Stoffresten, aus all den Büchern gemacht, die sie bis dahin gelesen hatte. Quelle: Anna Katharina Fröhlich – Roberto und Ich Liebe, Literatur und Eros Anna Katharina Fröhlich schildert die Wochen und Monate der Verliebtheit, die Verlustängste und Eifersucht, die gemeinsamen Reisen und Beschwörungen einer Zukunft mit einer großen Intensität: Da ist einerseits die noch sehr junge, von ihrem Äußeren überzeugte, mit ihren Reizen spielende Frau, die sich bei Fröhlich in eine Novellenfigur aus dem späten 19. Jahrhundert verwandelt. Sie will gefallen und lernen, wird angezogen von der intellektuellen Brillanz dieses Mannes, der ihr Vater sein könnte. Da ist andererseits der mit der Schriftstellerin Fleur Jaeggy verheiratete Calasso, der zwischen Abgeklärtheit und Enthusiasmus schwankt, diszipliniert ist und doch zu uneingeschränktem Genuss fähig. Ihm widmet Fröhlich ein liebevolles Porträt. En passant stellt sie Themen seines Werks vor, verbeugt sich voller Bewunderung vor dem geistreichen Schriftsteller. Gleichwohl flirrt dieses Buch von Erotik, auf eine zugleich kokette und dezente Weise, wie sie auch in einem Roman des 19. Jahrhunderts nicht schöner zu finden wäre. Zwischen Rausch und Abschied Der ornamentale Stil hat etwas Berauschtes. Die gemeinsamen Lektüren von Calasso und Fröhlich sind förmlich in „Roberto und Ich“ eingesickert – als Spuren einer Literatur, die ästhetisch weder kompromissbereit ist noch Scheu vor Detailversessenheit und Grandezza hat. Man könnte das epigonal nennen. Vielleicht auch lasziv. Sogar ein bisschen angeberisch. Das Liebespaar von 1995, die modernen Nachfolger von Pluto und Proserpina, Venus und Zeit, Venus und Vulkan, das damals viel Staub aufgewirbelt hatte, existierte nicht mehr auf der Bühne der Welt, doch lebte es in mir weiter. Quelle: Anna Katharina Fröhlich – Roberto und Ich Es ist bei Fröhlich aber zugleich von so schöner Originalität und von Lust befeuert, dass man ihr gerne zurück ins romanhaft entrückte Glück folgt und alle Maßlosigkeit verzeiht. Aber auch auf das Glück legt sich früh schon ein Schatten. Ein leidenschaftliches Memoir Im Januar 1996 stirbt Calassos bester Freund, der große Dichter Joseph Brodsky. Anna Katharina Fröhlich, nur die Geliebte Calassos, darf der Trauerfeier nicht beiwohnen. Knapp 30 Jahre später besucht sie das Grab Brodskys in Venedig. Das Buch endet dort auf dem Friedhof San Michele, wo Brodsky seinerzeit beigesetzt wurde. Und wo auch Roberto Calasso 2021 seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Die angemessene Nachbarschaft. Und das adäquate Finale dieses leidenschaftlichen Memoirs.…
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1 Die Puppenspielerin Rahel Wohlgensinger und der Theatermacher Simon Engeli: „Künstlerisch zusammen schon viel ausgelotet“ 4:09
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Mit Rahel Wohlgensinger, Simon Engeli und Giuseppe Spina übernimmt ein Trio aus erfahrenen Theaterschaffenden die Leitung des See-Burgtheaters. Rahel Wohlgensinger und Simon Engeli sind darüber hinaus miteinander verheiratet. Ein Paar werden und die Kunst zum Beruf machen fiel bei ihnen vor über 20 Jahren zusammen.…
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1 Gestiegene Zahl der Drogentoten: „Wir sehen einen gefährlichen Mischkonsum“ 6:33
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Die Zahl der Drogentoten in Baden-Württemberg ist mit 195 Todesfällen im Jahr 2024 auf einem neuen Höchststand seit 20 Jahren. In der Szene beobachte man einen zunehmend unreflektierten Konsum synthetischer Drogen, sagt Justus Bartlewski, Vorstandsvorsitzender von Clubkultur BW, im Gespräch mit SWR Kultur. Diese Entwicklung sei durch die Corona-Pandemie zusätzlich verstärkt worden: „Wir sehen einen gefährlichen Mischkonsum, vor allem bei jungen Menschen, die oft gar nicht wissen, was sie einnehmen“, erklärt Bartlewski. Flächendeckendes Drug-Checking Er fordert deshalb dringend ein flächendeckendes Drug-Checking, also die Möglichkeit, Drogen anonym auf ihre Inhalte testen zu lassen: „Die Menschen müssen wissen, was in den Substanzen drin ist. Das kann Leben retten.“ Die gesetzliche Lage mache Drug-Checking zwar schwierig, aber nicht unmöglich. Gleichzeitig fordert Bartlewski auch politische Unterstützung: „Wir brauchen Drogenkonsum-Räume, Aufklärung und echte Förderungen.“ Im Herbst 2024 habe man intensiv versucht, auf den Landeshaushalt einzuwirken – vergeblich. „Da hat die Landesregierung bis jetzt versagt“, fasst Bartlewski zusammen.…
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1 Anhörung im Rechtsstreit zwischen Harvard und Trump: „Es geht ans Eingemachte“ 5:36
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Der Rechtsstreit zwischen der Elite-Universität Harvard und US-Präsident Trump ist grundsätzlicher Natur. Anlässlich einer gerichtlich Anhörung in dem Verfahren meint der Journalist und USA-Kenner Martin Klingst im Gespräch mit SWR Kultur: „Hier geht es wirklich ans Eingemachte – einerseits um Regierungsgeld, andererseits um die Freiheit der Lehre und um freie Meinungsäußerung.“ Klingst ist sich allerdings sicher, dass es im Hintergrund bereits Verhandlungen gibt, um den Streit unter Gesichtswahrung beizulegen. Kürzungen für öffentliches Radio-Netz NPR Auch das rückwirkende Streichen von Geldern für das öffentliche Radio-Netz NPR, die das US-Parlament auf Betreiben Trumps vergangene Woche beschloss, hat aus Klingsts Sicht prinzipiellen Charakter. Von einer möglichen Schließung betroffen seien vor allem viele Lokalsender in ländlichen Regionen der USA. „Der staatliche Geldhahn ist existentiell“, sagt Klingst, „denn die Sender haben eine wesentliche Informationsrolle in den Weiten Amerikas.“…
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1 Nevin Aladağ erhält den Landespreis für Bildende Kunst 3:26
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Die Künstlerin Nevin Aladağ überschreitet gerne Grenzen: Basketbälle verkleidet sie mit Teppichen aus aller Welt. Sessel oder Kommoden bekommen Saiten aufgespannt und werden zu Musikinstrumenten. Aus Pfotenabdrücken von Igeln macht sie bunte, ornamentale Kunstwerke. „Ich sammle aus unterschiedlichen Städten und Ländern Muster, die mir in der Architektur und im öffentlichen Raum begegnen“, erklärt sie gegenüber SWR Kultur. Für diese Vielfalt und dem Spiel mit Zuschreibungen, Bedeutungen und Materialen wurde Nevin Aladağ mit dem baden-württembergischen Landespreis für Bildende Kunst ausgezeichnet.…
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1 Das Opernfestival „Rossini in Wildbad" zeigt „La Cenerentola“ 4:56
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1856 war in Bad Wildbad im Schwarzwald ein berühmter Kurgast: Der Komponist Gioachino Rossini, er suchte dort Erholung und nutzte die Thermalquellen der Stadt. Ihm zu Ehren findet in Bad Wildbad jedes Jahr ein Opernfestival statt, Rossini in Bad Wildbad. Dieses Jahr ist die 36. Ausgabe des Festivals und gezeigt wird die märchenhafte Rossini-Oper „La Cenerentola“.…
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1 Theater trifft Aktivismus: Nepalesische Shilpee-Gruppe zu Gast im Südwesten 6:23
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Die Gruppe thematisiert soziale Missstände in Nepal, etwa die Diskriminierung staatenloser Frauen. „Was mich beeindruckt hat, ist, wie jung und politisch das Theater in Nepal ist“, sagt Mitorganisator Philipp Neuweiler. Die Stücke sind teils nonverbal, teils auf Nepali mit deutschen und englischen Untertiteln. „Aktivismus und Theater fließen bei dieser Gruppe nahtlos ineinander“, erklärt Neuweiler. Besonders sei auch der kulturelle Austausch: „Für viele in der Gruppe ist es das erste Mal in Europa – und für uns eine einmalige Gelegenheit, diese Stimmen zu hören.“ Die Nepalesische Shilpee-Gruppe auf Tour im Südwesten…
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1 ARD Serie „The Morning After“: Dramedy über Kater, Krisen und Selbstfindung 3:40
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Nina wacht mit verschlafener Miene am Strand von Kapstadt auf. Sie ist kurz irritiert – dann realisiert sie, dass sie splitternackt ist, ihre Klamotten, Rucksack und Geld weg. Höchstwahrscheinlich wurden ihre Sachen von dem Typen geklaut, mit dem sie den Vorabend verbracht – und dann eben auch nackt am Strand gelandet ist. Wie es der Zufall will, begegnet die Engländerin Nina, inzwischen mit einer Plastikfolie bekleidet, dem Frauenpärchen Mandisa und Cleo. Die beiden laden sie zu sich in ihr Strandhaus ein – und gemeinsam schmieden sie einen Plan. Dramedy trifft WG-Idylle mit Meerblick Zusammen mit Hippie-Vermieterin Michaela und deren attraktivem Bruder Justin komplettiert Nina bald eine Party-WG mit Traumblick aufs Meer. Sich von Männern nicht ausnutzen oder dominieren zu lassen, ist das eine. Das Leben aber irgendwie bestreiten zu können, Geld zu verdienen und sich dabei eine möglichst lässige Grundhaltung zu bewahren, erweist sich als die größere Herausforderung. Zumal Nina, wie man allmählich erfährt, Alkoholprobleme hatte und eigentlich für eine Reha nach Südafrika gekommen ist. Was ihr später noch ziemlich auf die Füße fällt. "The Morning After": Leichtigkeit trotz ernster Themen Wie die Serie versucht, dabei nicht in ein Sozial- oder Psychodrama abzugleiten, sondern ihren entspannten Dramedy-Duktus beizubehalten – das macht ihren Reiz aus. Beschwingte, reggaeinspirierte Musik, Off-Kommentare von Nina als direkte Ansprache an die Zuschauenden verleihen „The Morning After“ spielerischen Charakter. Dazu kommt ein charmanter Trick: Jede Folge beginnt an einem neuen Morgen, an dem Nina mehr oder weniger verpeilt aufwacht – und dann folgt die Rückblende, was am Abend zuvor passiert ist. Gesellschaftskritik mit Humor und Leichtigkeit Sehr bewusst und mit leichter Ironie setzt die Serie ihre Wendungen, die sogenannten Plottwists, ein. Dabei überbieten sich die Dialoge nicht gerade in Komplexität. Dennoch gelingt es der Serie, Fragen von Rassismus, sexueller Selbstbestimmung oder Alkoholismus zu stellen – und auf unterhaltsame Weise den Pseudoproblemen eines weißen Wohlstandsbürgertums entgegenzusetzen. „The Morning After“ ist damit zweifellos in der südafrikanischen Gesellschaft verankert. Die Serie funktioniert aber in der Regie der oscarnominierten Cindy Lee auch als allgemeine Geschichte über die Lebenswelt von Mitt- bis Endzwanzigern, die im Begriff sind, ein eigenes Leben zu starten – und doch schon ein ganz schönes Päckchen an Erfahrung mit sich herumtragen. Trailer „The Morning After“:…
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1 Museum für Brot und Kunst in Ulm serviert „Delikatessen“ 3:50
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Es gibt auffällig viele Künstler, Musiker und Komponisten, die gerne und gut kochen. Die Schnittmenge von Kunst und Essen ist so groß, dass daraus im 20. Jahrhundert eine eigene Kunstrichtung entstanden ist, die EatArt. Denkt man an barocke Stillleben hat das Ganze ja eigentlich schon viel früher begonnen. Der Verbindung aus Kulinarischem und Kunst hat das Museum für Brot und Kunst in Ulm nun eine Ausstellung gewidmet. „Delikatessen“ heißt sie.…
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1 75 Jahre Zentralrat der Juden (19.7.): Ausgerechnet im Land der Täter 6:04
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Nur fünf Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und des Holocausts wurde am 19. Juli 1950 der Zentralrat der Juden in Deutschland gegründet. Am 19. Juli 2025 feiert er seinen 75. Geburtstag – offiziell gefeiert wird allerdings erst im September, zum jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schana. Professorin Dani Kranz, Inhaberin des Humboldt-Lehrstuhls am Colegio de México und Vorsitzende des Vereins „Präsenzen – Netzwerk jüdische Gegenwartsforschung“, sieht in der Gründung des Zentralrats ein klares Signal: „Ab dem Moment war eigentlich klar: Juden werden in Deutschland bleiben.“ Sie spricht von einer „Verfestigung jüdischer Strukturen in Deutschland“. Antisemitismus gefährdet die Demokratie Während in den Anfangsjahren die Repräsentation und das Aushandeln von Reparationen und Restitutionen im Vordergrund standen, beschäftigen den Zentralrat seit dem 7. Oktober 2023 vor allem antisemitische Tendenzen. Kranz betont: „Im Moment ist die Hauptaufgabe, zu sagen: Halt, stopp – hier ist eine Demokratiegefährdung. Wir werden gefährdet, dieses Land wird gefährdet.“ Der Zentralrat bemühe sich, Brücken zu schlagen, Verbündete zu finden und politisch wirksam zu bleiben.…
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1 Vaclav Smil – Wie die Ernährung der Welt wirklich funktioniert 4:09
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Mögen im Supermarkt auch Zigtausende Nahrungsmittel zu kaufen sein – ihre agrarischen Grundlagen sind überschaubar. Der Umweltwissenschaftler Vaclav Smil erzählt in seinem neuen Buch, wie die Menschheit im Laufe der Jahrtausende durch Versuch und Irrtum nur wenige geeignete Arten auswählte. Innerhalb der riesigen biologischen Vielfalt wurden schließlich genau jene wenigen Tier- und Pflanzenarten domestiziert, die sich als besonders geeignet erwiesen. Allen voran: Schweine, Schafe, Rinder und Hühner sowie Reis, Weizen, Mais und Zuckerrohr. Um zu erklären, wie die „Ernährung der Welt wirklich funktioniert“, beschäftigt sich Smil mit Ernährungsphysiologie, Agrarökonomie und Nutztierbiologie. Er wägt die Vorzüge und Grenzen des Biolandbaus ab und widmet sich den Vor- und Nachteilen verschiedener Ernährungsweisen wie dem Veganismus oder der fleischlastigen Paläo-Diät. Ein entscheidender Aspekt in seiner Argumentation ist die Energiedichte von Lebensmitteln. Selbst wenn wir (wie die Gorillas) die Fähigkeit besäßen, uns ausschließlich von Gemüse und Obst zu ernähren, müsste ein Durchschnittsmensch täglich 5-8 Kilo Gemüse vertilgen; erwachsene Männer müssten pro Tag 18 Kilo Blattsalat, zehn Kilo Blumenkohl oder 4,5 Kilo Äpfel futtern. (…) Hingegen genügen 640 Gramm Getreidekörner, um dieselbe Energiemenge zu liefern – das wären rund 3,5 Tassen Reis. Quelle: Vaclav Smil – Wie die Ernährung der Welt wirklich funktioniert Dank Reis oder Weizen müssen wir nicht halbe Tage lang Grünzeug kauen – und gewinnen Zeit für Arbeit und Kulturleistungen. Lob des Getreides Prominente Historiker wie Yuval Noah Harari oder Jared Diamond vertreten allerdings die Auffassung, dass die Menschheit fatal falsch abgebogen sei, als sie vor etwa 12.000 Jahren sesshaft wurde und die Landwirtschaft erfand. Klassengesellschaften, Kriege und Hungersnöte seien die Folge gewesen, während Jäger und Sammler zuvor ein glückliches Leben mit abwechslungsreicher Kost geführt hätten. Für Smil ist das die alte Schwärmerei vom „edlen Wilden“ in neuem Gewand. Die Jäger- und Sammler-Lebensweise kann mal gerade eine Viertelperson pro Quadratkilometer ernähren; in heutigen Großstädten leben aber bis zu 70.000 Menschen pro Quadratkilometer. Es war unbestreitbar der Getreideanbau, der die Entstehung und das Wachstum menschlicher Siedlungen und alles Weitere ermöglichte: die Entwicklung großer Städte, die Erfindung der Schrift, die künstlerische Betätigung, den technischen Fortschritt. Quelle: Vaclav Smil – Wie die Ernährung der Welt wirklich funktioniert Mängel der Photosynthese Grundlage der gesamten Nahrungskette ist die Photosynthese. Smil zeigt, dass diese natürliche Reaktion erstaunlich ineffezient ist, schon deshalb, weil von den Pflanzen nur ein Teil des Lichtspektrums genutzt wird und die CO2-Konzentration in der Atmosphäre noch unter jenem Optimum für das Wachstum ist, wie es in Treibhäusern künstlich hergestellt wird. Ineffizient ist auch die Stickstoff- und Wasseraufnahme, weshalb die Nahrungsmittelproduktion vielfach mit den Problemen der Überdüngung und der Wasserverschwendung zu kämpfen hat. Allein für die Erzeugung der 7 Gramm Kaffeebohnen für einen Becher Kaffee sind 130 Liter Wasser nötig – entspricht 20 Toilettenspülungen. Lieber Huhn statt Rind Am Ende entzaubert Smil die Utopien des optimierten Genfoods und des aus Stammzellen gezüchteten Retortenfleisches. Um die Ernährung der Menschheit sicherzustellen und die Ressourcen zu schonen, plädiert er für weniger spektakuläre Strategien – etwa eine Reduktion des Fleischkonsums, denn derzeit wird weltweit ein Drittel der Ackerbauprodukte an Nutztiere verfüttert. Besonders fragwürdig ist dabei der Verzehr von Rindfleisch, weil für die Fütterung zehnmal soviel Nahrungsenergie nötig ist wie beim Hühnerfleisch. Vaclav Smil ist ein hellwacher Realist, der seine floskelfrei und verständlich geschriebenen Bücher mit viel nüchternem Zahlenwerk unterfüttert. In den zunehmend ideologiegetriebenen Debatten sind sie eine Wohltat.…
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1 Die Bühne ist sein Fitness-Studio - Kabarettist Urban Priol 16:48
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Priol ist auch ein geistreicher Moderator – zum Beispiel bei der diesjährigen Ausgabe des Kabarettpreises Salzburger Stier . Der zornige Gestus ist eines seiner Markenzeichen, neben den zu Berge stehenden Haaren. Bundesweit bekannt wurde er durch die ZDF-Fernsehsatire „Neues aus der Anstalt“, in der er bis 2013 auftrat. Kabarett macht er aber schon viel länger. Er habe zeitgleich mit Kanzler Kohl das politische Kabarett angefangen, sagt Priol süffisant. Der Zorn übers Weltgeschehen halte ihn jung, und dann natürlich die abendlichen Auftritte – „Die Kabarettbühne ist mein Fitness-Studio“.…
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1 Zum Tod der großen Theaterlegende : Harald Schmidt erinnert sich an Claus Peymann – „Das war wie ein Rock-Konzert“ 7:06
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Peymann hat für ein ganz neues Theatergefühl gesorgt jenseits von politischer Theorie, so Schmidt im Gespräch mit SWR Kultur: „Dieser ganze theoretische Überbau, das hat uns gar nicht interessiert.“ Peymann setzte auf das Ensemble und auf die besten Regisseure Schmidt erinnert sich an vollbesetzte Vorstellungen und legendäre Inszenierungen wie die beiden Teile des „Faust“. Besonders beeindruckten ihn die herausragenden Schauspieler und Schauspielerinnen in Peymanns Ensemble: „Man ging da hin wie zu einem Rockkonzert.“ Peymanns Stärke sei es gewesen, mit den besten Regisseuren zu arbeiten und dabei die Texte ernst zu nehmen. Rastloser Theatermann voller Energie Ein Markenzeichen des Intendanten sei seine kompromisslose Genauigkeit gewesen. Schmidt erzählt von einem Interview, das er mit Peymann auf der Bühne geführt hat: „Er hat diese zwei Stühle eine Stunde lang beleuchtet – da hätte ich gar nicht die Energie gehabt. Aber es hat sich ausgezahlt.“ Auch seine politischen Gesten wie der Aushang eines Briefes von Gudrun Ensslins Mutter seien typisch gewesen: mutig, provozierend und stets mit Haltung. Eine der großen Theaterkarrieren des letzten Jahrhunderts Trotz seines patriarchalischen Führungsstils sei Peymann für viele ein Magnet geblieben. Schmidt sagt: „Er war Tag und Nacht mit seinen Mitarbeiter*innen im Theater, das Ergebnis war eine der großen Theaterkarrieren des letzten Jahrhunderts.“ Die Wirkung sei bis heute spürbar – bis zu den Parodien: Wenn im Theater heute der Name Peymann fällt, fangen fünf Leute an, ihn nachzumachen. Quelle: Harald Schmidt über die bleibende Wirkung Peymanns am Theater Mit dem Tod von Claus Peymann verliert das deutschsprachige Theater einen, der Generationen geprägt hat – darunter auch Harald Schmidt.…
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1 Wie rechte Netzwerke Juristin Brosius-Gersdorf diffamierten 5:33
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„Viele der verbreiteten Inhalte waren bewusste Fehlinformationen mit dem Ziel, ihre Wahl zu verhindern“, sagt Philipp Sälhoff, Geschäftsführer von Polisphere. Seine Analyse zeigt: Die Kampagne begann auf der Plattform X, dem früheren Twitter, und gewann dort rasant an Fahrt. „Getrieben wurde sie vor allem von neurechten Medien und Akteuren mit klarer politischer Agenda“, erklärt Sälhoff weiter. Besonders kritisch bewertet er den Einsatz von Online-Petitionen, Briefaktionen an Abgeordnete und bezahlter Werbung. Diese Elemente hätten der Kampagne „eine strategische und zugleich dezentrale Dynamik“ verliehen. Grenze zur Diffamierung vielfach überschritten. Zwar seien nicht alle kritischen Stimmen Teil dieser Kampagne gewesen, doch die Grenze zur Diffamierung sei vielfach überschritten worden. Sälhoff warnt vor langfristigen Folgen: „Solche Vorwürfe bleiben oft hängen – auch wenn sie falsch sind.“ In der Öffentlichkeit sei Brosius-Gersdorf nun stärker für die Angriffe gegen sie bekannt als für ihre juristischen Positionen. Der Fall sei ein Warnsignal für zukünftige politische Auseinandersetzungen. „Das bedeutet, dass wir besser uns darauf vorbereiten müssen, dass wir diese Diskurse, die eben aus einer bestimmten Ecke kommen, früher sehen und ernster nehmen müssen.“, betont Sälhoff.…
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1 Young / New Adult – Stuttgarter Kinder- und Jugendbuchwochen mit neuer Ausstellung 3:49
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Die Kinder- und Jugendbuchwochen in Stuttgart sind dieser Entwicklung gefolgt und zeigen nun in einer neuen Ausstellung in der Stuttgarter Stadtbibliothek, was die Young Adult Szene für die Jugendlichen und was die New Adult-Szene für junge Erwachsene bietet. Wobei die Übergänge – wie so oft – fließend sind.…
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1 Claus Peymann – Der Meister der Zumutung ist tot 7:29
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Claus Peymann, einer der bedeutendsten Theatermacher des deutschsprachigen Raums, ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Als Intendant in Stuttgart, Bochum und später am Wiener Burgtheater prägte er das Theater über Jahrzehnte. Theaterkritiker Janis El-Bira nennt ihn „einen Titan des Theaters – und einen, der das Bürgertum gern aufscheuchte“. Legendär war seine Lust an der Provokation, etwa als er 1977 eine Spendenaktion für RAF-Terroristin Gudrun Ensslin im Theater aushing. Arbeiten an und mit dem Skandal „Das gefiel ihm – die Gesellschaft zu dynamisieren, das Bürgertum aufgescheucht zu haben mit einer kleinen Notiz am schwarzen Brett“, so El-Bira im Gespräch mit SWR Kultur. Auch mit Skandalstücken wie „Heldenplatz“ stellte er das konservative Publikum auf die Probe – und gewann es doch oft für sich. „Er glaubte an die Macht des Wortes – und an das Theater als Waffe“, beschreibt El-Bira Peymanns künstlerisches Selbstverständnis. Peymann sei immer inmitten des Tumults gewesen, sagt El-Bira, „Ich glaube, das ist der Idealzustand von Theater, von dem Claus Peymann immer geträumt hat."…
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1 70 Jahre Disneyland – Das reine Vergnügen in der Kunstwelt 5:32
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Kindheits-Nostalgie, Achterbahnen und Karussells: Etwa 140 Millionen Menschen besuchen jährlich einen der Freizeitparks von Disney. Das erste Disneyland wurde am 17. Juli 1955, also vor 70 Jahren, in Anaheim in Kalifornien eröffnet. Der Freiburger Popsoziologe Dr. Sascha Sabo war selbst schon Disneyland-Besucher, für ihn wie der Eintritt in eine „andere Welt“. Grund dafür sei unter anderem das Konzept der Parks, alle Sinne der Besucher anzusprechen. Die Parks seien „von dem Gestaltungswillen von Walt Disney durchkomponiert worden bis ins kleinste Detail.“ Wirklichkeit in einer künstlichen Welt Aber funktioniert analoges Vergnügen auch weiterhin in einer immer stärker digitalisierten Welt? Sabo bejaht das: „Diese Fahrgeschäfte sind etwas, was Digitalisierung im Moment noch gar nicht erfüllen, ausfüllen kann – und zwar den Körper anzusprechen, den Körper als Erlebnisinstanz.“ In Achterbahnen und Karussells würde auf den Körper Bezug genommen: „Der Körper ist dann, so tautologisch sich das vielleicht anhört, die Instanz, wo man merkt, dass Wirklichkeit wirklich ist – und das in einer künstlichen Welt.“…
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Es tut gut, Graham Swifts Erzählungen zu lesen. Einfach weil sie mit ihrer Textur schmetterlingshafter Zartheit auf eine Gegenwart treffen, in der Wut, Lügen und Maulheldentum dabei sind, die Oberhand zu gewinnen. Eine der Stories handelt sogar genau davon: „Crystal Palace“. In den Siebzigern verheddert sich ein Bahnangestellter aus London immer mehr in seinen Zorn gegen alles und jeden. Haupt-Leidtragender ist sein 11-jähriger Sohn Dickie, denn der Vater benutzt ihn als Abladeplatz für seine Wutreden. Obwohl ich noch klein war, verstand ich, dass er sich, trotz der starken Meinungen, die er vertrat, in wilde Verwicklungen verstrickte. Er fing an und konnte nicht aufhören. Er widersprach sich selbst. Ich sah, wie die Dämonen ihn packten, und wollte mich dazwischenwerfen, aber ich wusste nicht wie. Quelle: Graham Swift – Nach dem Krieg Die Nöte der Figuren Fast alle zwölf im Band „Nach dem Krieg“ versammelten Erzählungen Swifts spielen in der Zeit rund um den zweiten Weltkrieg, aber die Nöte der Figuren haben nicht immer mit dem Krieg zu tun. Manch einer scheint sein Leben sowieso wie einen Krieg zu führen. Zum Beispiel der Bergmann in der Story mit dem Titel „Schwarz“. Kommt er nach seiner Schicht nach Hause, verprügelt er seine Frau regelmäßig. Tochter Nora, gerade 18, tut eines Tages etwas Geniales, um die Herrschaft des Vaters zu brechen. Auf der Fahrt von ihrer Arbeit nach Hause setzt sie sich im Bus neben einen schwarzen Soldaten aus Alabama – ein Skandal im ländlichen England im Jahr 1944. Nach dieser nur 20 Minuten dauernden Heldentat ist zuhause alles anders. Das Vergehen Noras hat sich herumgesprochen und war so groß, dass der Vater die Hand nicht mehr gegen seine Frau erheben konnte. Denn wenn er seine Frau dafür schlug, dass sie sein Badewasser zu kalt einließ, was müsste er dann mit seiner Tochter tun? Eine Vollbremsung im Prozess der gesellschaftlichen Aufladung Swift zu lesen ist wie eine Vollbremsung hinzulegen, mitten im Prozess der gesellschaftlichen Aufladung. Sein Ton ist versöhnlich. Seine Gangart beim Schreiben: langsam. Er scheint sich gemächlich ins Leben seiner Figuren vorzutasten. Durch die Fassade der Gewissheit hindurch ins Innere vorzutasten, wo allenthalben Unsicherheit, Schuld und Scham herrschen. Bei Hans Büchner etwa, einem Amtsleiter im Rathaus von Hannover. Er hasst sich für solche Gefühle – Scham und Schuld. Es will sie nicht haben. Aber an einem Tag im Jahr 1956 kommen sie mit Joseph Benjamin Caan durch die Tür seines Amtszimmers. Der 19-Jährige jüdische Gefreite der britischen Armee wurde Büchner avisiert. Caan legt ihm eine Liste von vermissten Familienangehörigen vor und bittet um Aufschluss über ihr Verbleiben. Aus den Papieren geht hervor, dass Vater Benjamin Caan in Tobruk, Libyen durch die Kugel eines deutschen Soldaten fiel. Hans Büchner war in Tobruk. In ihm brechen jetzt Schuldgefühle auf. Er gesteht sogar – fast – indem er sagt: Dann sollte ich Ihnen erzählen, dass auch ich in Nordafrika im Einsatz war. Auf der anderen, der Gegenseite, versteht sich. Quelle: Graham Swift – Nach dem Krieg Medizin für den Krieg in der Seele Als Caan nichts entgegnet, sondern nur seinen, wie Büchner findet, „stechenden Blick“ in ihn bohrt, erklärt er schließlich umständlich, nicht zuständig zu sein. Die Story heißt „Das Nächstbeste“ und eröffnet den Reigen mit Kurzgeschichten unter dem Titel „Nach dem Krieg“. In dieser nur 28 Seiten langen, aus der Perspektive Hans Büchners geschilderten Geschichte, hat Swift dessen Schillern zwischen Scham und Aggression minutiös eingefangen. Die Figur wirkt wahrhaftig, sie erregt unser Mitgefühl und provoziert die Frage: Wie hätten wir reagiert an Büchners Stelle? Es tut gut, diese Geschichten von Swift zu lesen. Sie wirken wie eine Medizin, die den Krieg in der Seele besänftigen kann. Sage keiner, Literatur könne nichts verändern.…
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1 Noemi Somalvico erhält für ihre Erzählungen den Clemens Brentano-Preis 2025 der Stadt Heidelberg 4:05
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Ihre Liebesgeschichten aus dem Band „Das Herz wirft in der Brust keinen Schatten“ erzählen von der Liebe unserer Gegenwart in allen Spielformen: mal zärtlich und poetisch, mal ironisch und desillusioniert, mal surreal und bitterkomisch. „Mühelos verbinden Somalvicos Erzählungen dabei das Spielerische mit dem Existentiellen“, so die Jury, die ihr den Clemens-Brentano Preis 2025 zugesprochen hat. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert.…
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1 Shoa-Überlebende Eva Weyl berichtet in Stuttgarter Schulen: : „Ich will, dass die Jugend weiß, was damals geschehen ist“ 4:13
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Die Holocaust-Überlebende Eva Weyl ist zu Gast in Stuttgart. Eingeladen haben sie die lokalen Stolperstein-Initiativen. Weyl wurde 1935 geboren, überlebte als Kind das KZ Westerbork – und erzählt heute unermüdlich davon. Besonders an junge Menschen will sie ihre Geschichte weitergeben. Für eine Woche besucht Eva Weyl ausschließlich Schulen in Stuttgart. In ihren Gesprächen geht es um Verfolgung, Ausgrenzung und das Erinnern. Weyl, die deutsch-holländische Wurzeln hat, war schon an über 600 Schulen. Sie sagt: „Ich will, dass die Jugend weiß, was damals geschehen ist – damit es nie wieder passiert.“…
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1 #SchwarzeSchafe: Zwischen urbaner Identitäten und gesellschaftlicher Spannungen 3:42
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Ein arabischer Drogenclan aus Berlin-Neukölln will klimaneutral werden – das ist ein ungewöhnlicher Plot, der zunächst neugierig macht. In Zeiten, in denen deutsche Indie-Filme klassische Erzählmuster hinter sich lassen, wirkt der Film wie ein urbanes Gegenstück zum weichgespülten Mainstream. Doch aus der vielversprechenden Momentaufnahme einer zerrissenen Generation wird schnell ein Flickwerk aus Anachronismen, Neunzigerjahre-Zynismus, formalen Spielereien und greller gesellschaftlicher Pose. Trotz ehrlicher Ambitionen bleibt der Film hinter seinem Potenzial zurück. Episodisches Erzählen und Berliner Subkulturen Regisseur Oliver Rihs erzählt in „#Schwarze Schafe“ lose verbundene Episoden. Sie porträtieren Berliner Subkulturen und sogenannte „schwarze Schafe“ der Gesellschaft: arabische Drogendealer, Start-up-Gründer, Aktivisten und frustrierte Hausfrauen – alle zwischen Wut, Witz und Weltflucht. Diese Disparatheit ist gleichzeitig Stärke und Schwäche. Die Episoden setzen auf unterschiedliche Stilmittel und Erzählformen, was manchmal an Tom Tykwers experimentelle Stadtcollagen erinnert. Vielschichtige Filmsprachen und erzählerische Brüche Jede Episode scheint eine eigene Filmsprache zu fahren – von Handkamera über surreale Traumsequenzen bis Social-Media-Clips. Statt sich zu ergänzen, wirken die Brüche oft beliebig. Die filmische Zersplitterung erscheint als Konzept, nicht als Notwendigkeit. Das erschwert dem Film erzählerische Stringenz, die nur selten erreicht wird. Atmosphäre und Schauspieler bringen gelegentlich Dichte in den Film. Doch der Humor ist oft bemüht und altbacken: Schenkelklopf-Humor, der auf Randgruppen herabblickt. Themen wie Clan-Kriminalität, Genderfragen und Klimaschutz werden grotesk zugespitzt. Das nimmt dem Film teilweise die Ernsthaftigkeit. Haase, Böwe und Harrouk: Ensemble und Produktion als Rettungsanker Das engagierte Ensemble hält den Film über Wasser: Jella Haase, Jule Böwe, Yasin El Harrouk und Frederik Lau überzeugen. Auch das technische Niveau ist hoch: Sounddesign und Musik schaffen dichte Klangwelten, die Montage ist pointiert, das Produktionsdesign überspitzt comichaft. „#Schwarze Schafe“ ist ein Film, der mehr will, als er halten kann. Zwischen Experiment, postmoderner Pose und gesellschaftlicher Themensetzung verliert der Film oft den Fokus. Wer sich auf das episodische Konzept einlässt, wird mit starken Szenen, aufrichtigem Spiel und einer spannenden Reflexion urbaner Identitäten belohnt. Offizieller Trailer zu „#SchwarzeSchafe…
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1 Pressefreiheit in der Türkei: „De facto gibt es sie nicht mehr“ 5:44
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Fünf Jahre nach der Verurteilung von Deniz Yücel zeigt sich: Für unabhängige Journalistinnen und Journalisten ist die Lage in der Türkei heute nach wie vor problematisch. „Man kann zwar immer noch Kritik äußern, aber man zahlt dann auch den Preis“, sagt Katharina Weiß von Reporter ohne Grenzen. Präsidentschaftsvorwahl löste Verhaftungswelle aus Nach der jüngsten Festnahmewelle kritischer Medienschaffender, ausgelöst durch die Verhaftung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem İmamoğlu nach seiner Vorwahl zum türkischen Präsidentschaftskandidaten, haben sich die Repressionen erneut verschärft. Besonders Online-Medien, YouTube-Kanäle und soziale Netzwerke sind zu wichtigen Plattformen für regierungskritische Stimmen geworden. Doch auch dort agieren viele unter großer Unsicherheit. „Gesetze werden instrumentalisiert, um prominente Journalistinnen und Journalisten mundtot zu machen“, so Weiß. Exempel statuiert Fälle wie der des verhafteten TV-Journalisten Fatih Altay verdeutlichten das systematische Vorgehen der Behörden. „Er wurde festgenommen, um ein Exempel zu statuieren.“ Auch internationale Reporter wie der Schwede Joakim Medin sind betroffen. Weiß kommt zu dem Schluss: „De facto gibt es keine Pressefreiheit mehr in der Türkei.“…
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1 35 Kilogramm schwerer Marsstein bringt Millionen: Meteoritenverkauf bei Sotheby’s 5:38
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Ein 25 Kilogramm schweres Stück Mars wird versteigert – das größte bekannte auf der Erde. Bei einem Asteroideneinschlag aus der Marsoberfläche geschleudert, hat der Brocken eine Millionenjahre lange Reise hinter sich. Der Verkauf entzieht ihn nicht der Forschung, sagt Uwe Gradwohl vom SWR – das Stück sei bereits eingehend untersucht worden. Was verrät Marsgestein über den Roten Planeten? Und wie groß ist die Hoffnung, darin Spuren von Leben zu finden? Schon in den 1990er-Jahren sorgte ein ähnlicher Fund für Aufsehen. Auch um solche Fragen geht es im Gespräch mit Uwe Gradwohl – ebenso wie um die ethische Debatte, ob Weltraumforschung Privatsache werden darf.…
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1 Kommentar: Büchner-Preis für Ursula Krechel: Eine folgerichtige Wahl 3:08
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Die diesjährige Büchnerpreisträgerin Ursula Krechel denkt politisch wie literarisch. Das zeigt schon der Titel ihres neuen Buchs: „Vom Herzasthma des Exils“ – ein Zitat von Thomas Mann. Sie entwirft darin eine Kulturgeschichte der Flucht- und Migrationsbewegungen vom 19. Jahrhundert bis heute. Dass sie den mit 40.000 Euro dotierten Büchnerpreis bekommt, ist für Literaturkritiker Christoph Schröder keine Überraschung – sondern eine konsequente Entscheidung. Denn Themen wie Exil, Flucht und Verdrängung ziehen sich seit Jahrzehnten durch Krechels Werk. Exil, Verdrängung und Gerechtigkeit In ihrem Roman „Landgericht“ etwa erzählt sie die Geschichte eines Heimkehrers aus dem Exil, der auf das Schweigen der Nachkriegsgesellschaft trifft. Auch „Shanghai fern von wo“ und „Geisterbahn“ gehören zu dieser Trilogie über das lange Echo der NS-Zeit. Ursula Krechel ist eine vielfach ausgezeichnete, vielseitige Autorin – bekannt für Romane, Lyrik, Theaterstücke und Essays. Christoph Schröder sieht in der Entscheidung für sie keine Provokation, sondern schlicht: die richtige Wahl.…
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1 Wilhelm Schmid – Die Suche nach Zusammenhalt 4:08
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Als sich Anfang der 1980er Jahre nach den Ölpreiskrisen das dauerhafte Ende der hohen Wachstumsraten abzeichnete, entwickelte sich daraus auch eine gesellschaftliche Krise. Die Aussicht auf eine Wohlstandswelt für alle verringerte sich merklich. Arbeitslosigkeit wurde zum Dauerzustand. Und Margaret Thatcher läutete eine neue Ära der Eigenverantwortung ein. War bis dahin mit dem gesellschaftlichen Fortschritt auch eine gemeinsame Perspektive verbunden, stellte sich nun zunehmend die Frage, was die Gesellschaft eigentlich zusammenhält, wenn sich jeder vor allem um sich selbst kümmert. Seitdem hat die Debatte darüber, wieviel Gemeinschaft eine Gesellschaft braucht, nichts an Aktualität eingebüßt. Die Praktiken des Zusammenhalts In seinem Buch „Die Suche nach Zusammenhalt“ hat der Philosoph Wilhelm Schmid nun versucht, das Thema aus der gängigen Sichtweise einer Konkurrenz zwischen dem Ich und dem Wir herauszulösen. Sein Vorschlag lautet, den Zusammenhalt nicht in der großen Politik zu suchen, sondern die alltäglichen Praktiken des Füreinanderdaseins in den Blick zu nehmen: Ein Ich muss bereit sein und die Kraft dafür haben, Anderen zur Seite zu stehen. Die Wahrscheinlichkeit für die Bereitschaft dazu oder gar die Freude daran wird größer, wenn es mit sich selbst gut zurechtkommt. Wer sich auf den Umgang mit sich versteht, kann sich auch eher Anderen zuwenden. Quelle: Wilhelm Schmid – Die Suche nach Zusammenhalt Die Gesellschaft der Sorge Ausgangspunkt seiner Überlegungen ist die neue Aufmerksamkeit für die Sorgearbeit, die heute viel weiter gefasst wird als traditionell üblich. Ursprünglich als Fürsorge im familiären Bereich verstanden, die vor allem von Frauen unentgeltlich und hingebungsvoll zu leisten war, lässt sich die Sorgearbeit inzwischen in fast allen Lebensbereichen auffinden. Das gegenwärtige Spektrum reicht von der Sorge um sich selbst bis zur Sorge um andere oder auch um die Natur. Man kann sich um sein Seelenheil kümmern oder um das Gemeinwohl oder den Erhalt der natürlichen Umwelt. Wo etwas zum Gegenstand einer Pflege wird, wird auch Sorgearbeit geleistet, wie Schmid am Beispiel der Kultur ausführt: Das Carework der Kultur ist eine Arbeit am Gemeinwohl, […]. Nicht nur äußerliche, körperliche und materielle Faktoren tragen dazu bei, sondern auch innerliche, seelische und geistige, sei es als Fürsorge für aktuelle Bedürfnisse, als Vorsorge in Form von frühzeitiger Aufmerksamkeit auf problematische Entwicklungen oder als Nachsorge im Sinne einer ‚Reparatur‘ und Heilung des Lebens. Quelle: Wilhelm Schmid – Die Suche nach Zusammenhalt Die kuratierte Gesellschaft Nicht nur die Kultur, auch viele andere Aktivitäten von der Bildung bis zum Sport lassen sich so als Sorgearbeit auffassen, die zugleich auf das Ich und das Wir abzielt. Und selbstverständlich gehört für Schmid, der in zahlreichen Büchern das antike Ideal einer Lebenskunst für unsere Gegenwart wiederentdeckt hat, auch die Philosophie dazu. Dass das Bedürfnis nach einem sorgsamen Umgang mit sich selbst und anderen groß ist, hat inzwischen allerdings auch das Marketing verstanden. Heute werden nicht nur Ausstellungen in Museen kuratiert, sondern die gesamte Konsumwelt ist zu einem großen Showroom geworden, in dem die Dinge mit besonderer Sorgsamkeit präsentiert werden: Dass das Kuratieren von der Kunst auf andere Bereiche übergreift, könnte ein Zeichen dafür sein, dass Menschen in wachsendem Maße bereit sind, nicht nur für sich, sondern auch über sich hinaus Sorgende sein zu wollen, die sich für das, was sie tun, verantwortlich fühlen. Quelle: Wilhelm Schmid – Die Suche nach Zusammenhalt Auch wenn diese optimistische Einschätzung des Autors nicht jeder teilen wird, lohnt es sich sehr, seiner Suche nach Zusammenhalt mit ihren überraschenden Wendungen zu folgen. Sein Buch kommt zur richtigen Zeit. Angesichts der politischen Lage dürfte inzwischen den meisten deutlich vor Augen stehen, wie zerbrechlich unsere Gesellschaft geworden ist.…
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1 Ursula Krechel erhält den Georg-Büchner-Preis 2025 8:02
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Anerkennung ihrer literarischen Karriere Ursula Krechel hat sich ihren Ruf über Jahrzehnte hinweg kontinuierlich erarbeitet – mit einem Werk, das seit den 1970er-Jahren stetig gewachsen ist. „Der Büchner-Preis wird auch als Krönung einer literarischen Karriere verliehen“, erklärt die Literaturkritikerin Beate Tröger. Die Kontinuität als Merkmal Krechel ist eine Autorin, die Themen über lange Zeiträume hinweg verfolgt. So arbeitete sie über zehn Jahre an ihrem Roman-Triptychon „Shanghai fern von wo“, „Landgericht“ und „Geisterbahn“. Die drei Romane erzählen vom Alltag im Nationalsozialismus und von dessen Nachwirkungen nach 1945. Schon der Gedichtband „Stimmen aus dem harten Kern“ von 2005 sei eine Art Übergangsarbeit gewesen – ein Vorgriff auf Themen, die Krechel später in ihrer Trilogie erzählte, sagt Tröger. Das zeige, wie stark ihre Arbeitsweise von Kontinuität geprägt sei. Vor allem die Kontinuität ist es, die Ursula Krechels Arbeitsweise auszeichnet, dieses hartnäckige Schreiben-Müssen, Schreiben-Wollen. Quelle: Literaturkritikerin Beate Tröger Die Suche nach dem Verborgenen Nicht nur Krechels Art zu schreiben sei besonders, sondern auch das Poetische in ihren Texten, sagt Literaturkritikerin Beate Tröger: „Die Suche nach einer möglichst genauen Sprache für das, was verdrängt und verborgen ist.“ Eine ihrer großen Stärken sei es, unter die Oberfläche zu schauen, so Tröger. Krechel betrachte, wie Gesellschaften zu bestimmten Zeiten verfasst seien, was verdrängt oder tabuisiert werde – und wie sich das in Sprache übersetzen lasse. Besonders ist, so Tröger, wie Krechel es schafft, „auch eine bestimmte Form von Sprachlosigkeit in Sprache zu übersetzen“. Ursula Krechel hat Theaterstücke wie „Erika “ oder „Aus der Sonne “ geschrieben, ebenso Lyrikbände wie „Nach Mainz“ und Romane wie „Zweite Natur“, ihr Prosadebüt von 1981. Zuletzt erschien im Januar 2025 der Roman „Sehr geehrte Frau Ministerin“.…
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1 Google und KI – Verleger in Sorge über Suchmaschinen als Informationsquelle 5:44
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Seit März testet Google in den USA sogenannte KI-Überblicke. Dabei fasst eine künstliche Intelligenz Inhalte aus dem Netz zusammen und spielt sie ganz oben in der Suchmaschine aus, noch vor den eigentlichen Quellen. Das bedeutet weniger Klicks, mehr Bequemlichkeit, doch Verlage und Medienschaffende schlagen Alarm. Helmut Verdenhalven, Leiter Medienpolitik beim Bundesverband der Digitalpublisher und Zeitungsverleger, warnt: Die KI-Anwendungen von Gatekeepern wie Google sind ein existenzielles Problem für freie Meinungsbildung in Deutschland. Quelle: Helmut Verdenhalven Chance oder Gefahr? Wenn journalistische Inhalte ohne klare Quellenzuordnung von KIs weiterverarbeitet werden, drohen laut Verdenhalven auch Markenschäden für klassische Medien und eine gefährliche Entwicklung in Richtung KI-generierten „Pseudo-Journalismus“. Gleichzeitig sieht er in der aktuellen Situation auch eine Chance: „Eine Sternstunde für verlässlichen, echten Journalismus“ könne es werden – wenn Redaktionen Haltung zeigen und Qualität sichtbar bleibt.…
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1 Wäre Jesus ein Klimaaktivist? Theologe über Glaube und Protest 6:21
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„Wäre Jesus Klimaaktivist?“ Diese Frage stand im vergangenen Jahr auf einem Banner am Ulmer Münster. Klimaaktivist*innen hatten es dort angebracht und waren dafür selbst auf den Kirchturm gestiegen. Es folgten eine Strafanzeige und die Entfernung des Banners. Doch der Gedankenanstoß blieb. Der Mainzer Theologe Prof. Ruben Zimmermann greift ihn nun in seinem Buch „Wäre Jesus Klimaaktivist? – Biblische Inspirationen für eine zeitgemäße Schöpfungsethik“ auf. Für ihn liegt der Vergleich nahe: „Jesus selber hat auch solche provokanten Symbolhandlungen vollzogen.“ Für die Wahrheit Jesus sei in der Bibel immer wieder als „Wahrsprecher“ beschrieben – jemand, der unbequeme Wahrheiten ausspricht und sich mit den Mächtigen anlegt. Auch der Schutz der Schöpfung sei ein christlicher Auftrag. Christinnen und Christen, so Zimmermann, dürften sich nicht heraushalten: Wir sollten eher versuchen, noch ein Motor in dieser Bewegung zu sein. Quelle: Ruben Zimmermann…
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1 Kunst als digital detox? - (K)eine Pause in der Galerie der Stadt Esslingen 3:59
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Zwischen Klosterarchitektur und Datenflut Die Galerie der Stadt Esslingen residiert in der Villa Merkel – einem prachtvollen Bau aus dem späten 19. Jahrhundert. Die zweigeschossige Halle mit ihrem säulenumsäumten Grundriss erinnert an einen Klosterhof. Passend dazu plätschert hier ein Brunnen, oder genauer gesagt: vier. Doch anstelle von Heilwasser sprudeln die Grundfarben unserer digitalen Gegenwart. Die libanesische Künstlerin Caline Aoun hat die vier Brunnen installiert – gefüllt mit Druckerflüssigkeit in den CMYK-Farben des Digitaldrucks. Ein Sinnbild für das Übermaß an Information, aus dem sie sich bewusst zurückzieht. „Sie ruht sich sozusagen aus von der Datenflut“, sagt Galerieleiter Sebastian Schmitt. Ein poetischer Stillstand im Farbrauschen der Gegenwart. Elf Positionen zur digitalen Überforderung „(K)eine Pause – Ausruhen im digitalen Zeitalter“ lautet der Titel der Ausstellung, die sich der Frage widmet, wie viel Ruhe im Zeitalter ständiger Erreichbarkeit noch möglich ist. Gezeigt werden elf künstlerische Positionen – darunter Skulpturen, Videos, Fotografie, Malerei und Performancekunst. Die Spannbreite reicht vom 2024 verstorbenen Videokünstler Bill Viola bis zur Generation Z. Es gibt eine zunehmende Entgrenzung zwischen digitalem und analogem Leben. Immer mehr Menschen wünschen sich eine Pause, aber gleichzeitig überwachen wir mit unseren Handys das Schlafverhalten unserer Babys. Quelle: Sebastian Schmitt, Leiter der Villa Merkel Atemzüge, Farben, Steine: Der Körper als Gegenwelt Der Däne Jeppe Hein setzt bewusst auf körperliche Erfahrungen: Mit Neonschriften animiert Hein zum rhythmischen Atmen. In einem anderen Raum können Besucher farbige Striche auf eine Wand malen, im Takt der eigenen Atemzüge. Die polnische Künstlerin Wiktoria macht ein besonderes Angebot: Wer will, kann für die Dauer des Ausstellungsbesuchs das eigene Handy eintauschen gegen ein Ersatz-Objekt aus poliertem Stein: Gleich groß, gleich schwer, gleich glatt. Einmal in die Hosentasche gesteckt, spürt man fast keinen Unterschied. „Ich habe es schon getestet. Man erlebt tatsächlich eine digitale Pause“, sagt Schmitt. „Gleichzeitig wird einem bewusst, wie sehr das Handy emotional, aber auch körperlich bereits mit uns verwachsen scheint.“ Wenn Stadtmöbel zur Waffe werden Ebenfalls körperlich, und zwar auf die harte Tour, hat die aus Russland nach Wien geflohene Künstlerin Anna Jermolaewa das Thema Pause erkundet. Anfangs war sie auf Ruheorte im öffentlichen Raum angewiesen; doch immer mehr Bänke, Stufen und Simse sind mit Stacheln und anderen Hindernissen ausstaffiert, die Sitzen und Liegen verhindern sollen. In quälenden Videos kann man nun Jermolaewas Selbstversuche betrachten, diesen Hindernissen zum Trotz eine Ruhehaltung zu finden. „Man sieht, wie schwer ihr das fällt. Sie widersetzt sich dieser feindlichen Architektur und nutzt sie trotzdem, auch unter Schmerzen“, so Schmitt. „Sie treibt es wirklich bis an die Grenze zur Verletzung.“ Erschlaffung als Widerstand Genau das Gegenteil von Kampf ist die Strategie des jungen Genfer Künstlers Thomas Liu Le Lann. Aus bunten Textilien näht er menschenähnliche, lebensgroße Figuren, die komplett erschlafft in den Seilen hängen. Und in einem Video, unterlegt von sanften Flötentönen, agiert er als Fecht-Athlet - der aber keinen einzigen Streich tut, sondern in voller Rüstung kopfüber in einen See springt. „Wir sind alle ständig im Wettkampf miteinander, auch in der Kunstwelt“, sagt Liu Le Lann. „Ich möchte aber Zusammengehörigkeit, keine Konkurrenz. Meine Kunst soll ein Safe Space sein. Und dort versuche ich, nicht allzu viel über kapitalistische Strategien zu grübeln", sagt Thomas Liu Le Lann. Und lacht.…
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1 Die „Wiederholer“ im Fluthilfe-Camp der Deutschen Stiftung Denkmalschutz 3:07
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Die Reparaturen und Wiederherstellungsarbeiten erfordern zeitaufwendige Handarbeit und Know-How traditioneller Techniken. Das Fluthilfe-Camp der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ist deshalb mit Freiwilligen und Anleitern vor Ort. Fünfzig Freiwillige packen mit an Lina Platz, 22, die zum dritten Mal dabei ist, geht es unter anderem darum Flutbetroffenen das Gefühl zu geben „Es passiert was, es geht endlich los und es ist so ein Hoffnungsanschubser.“ Das bestätigt auch Gabi Franke deren denkmalgeschütztes Fachwerkensemble bei der Flut zu einem großen Teil unter Wasser gesetzt wurde: „Ich hätte das nicht geschafft.“ Im Ahrtal werden die Jugendbauhütten in diesem Sommer zum letzten Mal helfen. Diese Art der Fluthilfe könnte aber Vorbild dafür sein, wie sich bedrohte historische Bausubstanz auch anderswo retten lässt.…
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1 Lennart Schaefer und seine LiteradTour durch Deutschland 6:35
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Impulsgeber sein Mit seiner Tour macht Schaefer viele Menschen wieder auf das Lesen aufmerksam: Über seine Tour berichtet er unter anderem auf Instagram. Dort und auf anderen Stationen seiner Reisen bekommt er viele Nachrichten von Menschen, die durch ihn wieder auf das Lesen aufmerksam geworden sind: „Ich erlebe das bei vielen, die eigentlich sagen, ich würde gern mehr lesen oder ich habe auch eine Affinität zu Büchern, aber mir fehlt so dieser Impuls. Und dieser Impulsgeber, der möchte ich sein.“…
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Sie hat gehört, es gibt eine Sprache, die hat ein Wort für jene Stille, die eintritt, nachdem der Besuch gegangen ist. Quelle: Katharina Hagena – Flusslinien Das ist der erste Satz des Romans „Flusslinien“ von Katharina Hagena . Und er trifft. Jeder weiß, wie sich diese Stille anfühlt. Es hat auch was Paradoxes: Jedes Wort zerstört die Stille schließlich. Die Heldin in Katharina Hagenas Roman „Flusslinien“ denkt über so etwas nach. Sie hat die Zeit. Margrit ist stolze 102 Jahre, wohnt in einem Altersheim, pardon, einer Seniorenresidenz. Früher war sie Sprech- und Stimmtrainerin. Jetzt ist sie fast taub und abhängig von den kleinen Schweinchen, wie sie ihre Hörgeräte nennt. Regelmäßig bekommt sie Besuch von ihrer Enkelin Luzie, die beiden haben ein beneidenswert vertrautes Verhältnis, das sie im Roman dringend brauchen, denn Luzie wurde von ihrem Exfreund im Austauschjahr in Australien vergewaltigt und hat traumatisiert nach der Rückkehr die Schule geschmissen. Jetzt bringt sie sich das Tätowieren bei, ihre Großmutter bietet ihren Körper zu Übungszwecken an: Das mach ich nicht, eine Tätowierung ist schließlich für immer.“ „Glaub mir, Kind, mein für immer ist eine sehr absehbare Zeit. Das einzige Risiko wäre, dass ich sterbe, bevor Du fertig bist. Quelle: Katharina Hagena – Flusslinien Die römischen Gärten der Familie Warburg Luzie wohnt am Elbstrand in einer Rettungsschwimmerhütte, und nebendran Arthur, der Fahrer der Seniorenresidenz. Auch er ist belastet nach dem Tod seines Zwillingsbruders, er läuft als Schatzsucher durch die Gegend – und verdient Geld als professioneller Entwickler von Kunstsprachen für Computerspiele, Die drei begleitet der Roman über 12 Frühsommertage am Hamburger Elbufer. Immer wieder begibt man sich in den römischen Garten, angelegt von Elsa Hoffa, der einzigen Frau des Romans die so wirklich gelebt hat – Gärtnerin der Bankiersfamilie Warburg, die mit dem römischen Garten ein verstecktes Paradies geschaffen hat. Mythologie ist eine Art Motor im Keller des Buchs Beim Lesen taucht das Bild einer gemeinsamen Reise auf, man kann sich einen Odysseus vorstellen, der am Ort bleibt, der kein Meer überquert, sondern dem Wasser in einem Fluss beim Vorbeifließen zuschaut. Katharina Hagena hat über James Joyce promoviert. Dessen Roman „Ulysses“ macht etwas, was sich auch in Katharina Hagenas Roman findet: Er sucht Bilder der griechischen Sagenwelt in der Welt, in der wir leben. Der Held bei James Joyce erlebt an einem Tag Rasur, Toilettengang und Mittagessen als Abenteuer, eine Art ziemlich profaner Odysseus. Katharina Hagena hat davon gelernt, ihr Arthur ist ein antiker Fährmann, hat auch was von Herkules, wenn es um den toten Zwilling geht. Der Römische Garten wird sogar als Elysium bezeichnet. Mythologie ist eine Art Motor im Keller des Buchs, gibt die Energie, auf eine federleichte Weise riesige Fragen zu stellen. An allen Ecken schlummern Tod, Vergessen, Sprache und die Mythen der Menschheit. Und immer auch die Frage, ob diese Fragen nicht eigentlich unwichtig sind, wenn man nur den Pflanzen im Garten zuschauen kann, oder in den Menschen um sich rum auf einmal Freunde findet. Frauen dominieren die Handlung deutlich „Flusslinien“ schließt in vielen Motiven an Katharina Hagenas großen Erfolg „Der Geschmack von Apfelkernen“ an, ein Buch, das mehr als eine Million Mal verkauft wurde. Auch da dominierten die Frauen die Handlung deutlich, auch da spielte Naturnähe eine ganz zentrale Rolle, auch da ging es um Erinnern und Vergessen, um Demenz und die Frage, wie Sprache unsere Wahrnehmung prägt. Die Stärke des Buchs ist es wieder einmal, sich in poetischen, immer stilsicheren Bildern um Dinge zu kümmern, die sich der Sprache entziehen. Auf eine sehr, sehr angenehme Weise denkt „Flusslinien“ unaufgeregt nach über die Welt von heute.…
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1 Time Well Spent - erklärt von Bernhard Pörksen 6:50
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Ursprünglich eine Graswurzelbewegung, die als Gegentrend zu den Überredungs- und Unterbrechungstechniken der digitalen Welt ins Leben gerufen wurde von dem ehemaligen Google-Mitarbeiter Tristan Harris. Doch die Initiative wurde von den Tech-Konzernen „geschluckt": Seit einigen Jahren bieten diese u.a. innovative Apps an, die den User*innen mehr Achtsamkeit in ihrem individuellen digitalen Verhalten ermöglichen sollen. Doch der Nutzen solcher Apps ist trügerisch. In dem man die Verantwortung individualisiere, so der Medienwissenschaftler Prof. Bernhard Pörksen, würde verschleiert, dass sich das Problem der ständigen digitalen Verfügbarkeit nur auf der gesellschaftlichen Ebene lösen lässt.…
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1 Badischer Kunstverein zeigt Werke des rumänischen Künstlers Stefan Bertalan – „Ich bin nur noch Wurzeln“ 3:30
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In den 1960er- und 70er-Jahren war Stefan Bertalan ein wichtiger Vertreter der experimentellen, rumänischen Kunstszene, bevor er 1986 nach Deutschland emigrierte und einige Jahre in Heilbronn lebte. 2014 starb er in in seiner Heimat Rumänien.
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1 30 Jahre nach Srebrenica: Gedenken, Schmerz und die Stimmen der Frauen 5:42
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Das Massaker von Srebrenica, bei dem im Juli 1995 über 8000 muslimische Männer und Jungen von bosnisch-serbischen Einheiten ermordet wurden, gilt als das größte Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Drei Jahrzehnte später bleibt der Schmerz lebendig – und mit ihm das Gedenken. „In Potočari, wo das große Morden begann, findet jedes Jahr eine zentrale Gedenkveranstaltung statt“, erklärt Historikerin Marlene Weck. An diesem Ort befindet sich heute eine Gedenkstätte mit Friedhof, auf dem jedes Jahr am 11. Juli neu identifizierte Opfer beigesetzt werden. Marlene Weck ist Referentin für Bosnien und Herzegowina beim Verein Freiburger AMICA e.V., der Frauen in Kriegs- und Krisengebieten unterstützt. Sie kritisiert das mangelnde Bewusstsein für das Verbrechen in Westeuropa: „Ich merke doch immer wieder, dass in der Mehrheitsgesellschaft dieser Genozid vielen unbekannt ist.“ Auch in Serbien wird der Völkermord bis heute häufig geleugnet. Besonders wichtig ist Weck die feministische Erinnerungskultur: „Frauen sind nicht nur Hinterbliebene und Trauernde, sondern auch Akteurinnen in der Erinnerungskultur.“ Denn neben den ermordeten Männern litten viele Frauen unter systematischer sexualisierter Gewalt – ein Aspekt, der noch immer zu selten thematisiert wird. Das Gedenken an Srebrenica bleibt eine europäische Aufgabe – nicht nur als Rückblick, sondern als Mahnung für Gegenwart und Zukunft.…
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1 Auftakt der Nibelungenfestspiele – Lied der Nibelungen auch nach über 1000 Jahren brandaktuell 6:34
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Am Freitagabend starten die Nibelungenfestspiele in Worms. Auf der Freilichtbühne vor Dom feiert „See aus Asche – Das Lied der Nibelungen“ von Roland Schimmelpfennig Uraufführung. Für Regisseurin Mina Salehpour, bleibt „Das Lied der Nibelungen“ auch nach über 1000 Jahren „brandaktuell“, sagt sie in SWR Kultur. Auch wenn Figuren wie Siegfried oder der Drache selbstverständlich nicht fehlen dürfen – Neuinterpretationen sind für Salehpur nicht nur ein Geschenk, sondern auch ein Auftrag: „Dem Thema der Nibelungen wäre es nicht dienlich, wenn man sagt, wir erzählen das Altbekannte, das ist nicht unsere Aufgabe.“ So kommt auch diese Variante des Epos, vertraut und doch ganz anders daher. Die deutsch-Iranerische Regisseurin Mina Salehpour hat bereits am Wiener Burgtheater, am Schauspiel Köln und vielen internationalen Bühnen inszeniert. Mit Roland Schimmelpfennig konnten die Festspiele einen der meistgespielten deutschsprachigen Dramatiker der Gegenwart gewinnen.…
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1 Felix Bohr – Vor dem Untergang. Hitlers Jahre in der Wolfsschanze | Buchkritik 4:09
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Den meisten dürfte der Begriff „Wolfsschanze“ im Zusammenhang mit Stauffenbergs Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 schon einmal begegnet sein: Die Bombe explodierte; doch Hitler wurde nur leicht verletzt. Von dem Attentat einmal abgesehen, spiele die Wolfsschanze in der deutschen Erinnerung keine Rolle, es gebe kaum Forschungsliteratur, sagt der Historiker Felix Bohr, Autor von „Vor dem Untergang. Hitlers Jahre in der Wolfsschanze“: Die Wolfsschanze war ja nach dem Krieg hinter dem Eisernen Vorhang. Anders als der Berghof in Berchtesgaden, wo schon 1945 Ewiggestrige und Touristen hinpilgerten, war die Wolfsschanze abgeschnitten, von der westdeutschen Öffentlichkeit zumindest. Auch deswegen wurde dieser deutsche Täterort in Polen nie wissenschaftlich fundiert aufgearbeitet. Ein Indiz dafür ist, dass im letzten Jahr Skelette gefunden wurden unter dem ehemaligen Bunker von Göring. Quelle: Felix Bohr Bollwerk gegen die Sowjetunion Im sogenannten Führerhauptquartier Wolfsschanze – der Name stammt von Hitler persönlich – hielt sich der Diktator mit seiner Entourage seit Juni 1941, also seit dem Überfall auf die Sowjetunion, insgesamt 800 Tage auf, so lang wie an keinem anderen Ort bis Kriegsende. Über 40 Bunker und drei Sicherheitsringe mit bewaffneten Wachen schirmten die nationalsozialistische Elite dort ab. Warum wurde gerade Ostpreußen als Standort ausgewählt? Ostpreußen, der ehemalige Ordensstaat, galt immer als Bollwerk gegen das Slawentum und später gegen die Sowjetunion. Das war symbolisch aufgeladen, dass er diesen Ort ausgesucht hat, diese Niederringung des jüdischen Bolschewismus, wie das damals hieß, und des sowjetischen Untermenschen, möglichst in Frontnähe. Quelle: Felix Bohr Zweite Hauptstadt des NS-Staates im Osten In Ostpreußen gab es nicht nur die Wolfsschanze, sondern einen ganzen Ring von NS-Festungen. Das heutige Masuren wurde zu einem Dreh- und Angelpunkt des NS-Regimes, sagt Felix Bohr. Alle NS-Größen hatten dort ihre Sitze. Das war sowas wie die Wilhelmstraße plötzlich, also das Machtzentrum wurde für 3,5 Jahre nach Ostpreußen verlegt. Das Auswärtige Amt saß noch in Berlin. Ribbentrop saß in Ostpreußen auf einem Gut in der Nähe der Wolfsschanze. Göring hatte ein paar Kilometer weiter ein riesiges Jagdgut. Quelle: Felix Bohr Rekonstruktion des Lebens in der „Wolfsschanze“ Den Alltag im nationalsozialistischen Mikrokosmos mitten im Wald hat Felix Bohr auch auf Basis einer kritischen Sichtung von Ego-Dokumenten rekonstruiert, den oft beschönigenden Erinnerungen etwa von Hitlers Kammerdiener, seinen Sekretärinnen oder ehemaligen NS-Größen wie Albert Speer. Zu den interessantesten Quellen gehören die heimlichen Aufzeichnungen des noch sehr jungen Historikers Felix Hartlaub, der in der Wolfsschanze das offizielle Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht mitverantwortete. Felix Hartlaub war der Einzige, der zeitgenössisch, nicht erst in der Rückschau, den Alltag in der Wolfsschanze sehr kritisch beobachtet hat. Er hat diese Führerfigur zum Teil lächerlich gemacht in seinen literarischen Skizzen, das ganze traditionelle nationalsozialistische Weltbild. Quelle: Felix Bohr Felix Bohrs chronologisch erzähltes Buch liefert einzigartige Einblicke in Hitlers Privatleben, seine Marotten, wie das Ausschlafen bis elf Uhr und die Vorliebe für dünne vegetarische Süppchen, das obsessive Spielen mit Wolfshund Blondi und die Potenzspritzen, die er sich vor Besuchen von Eva Braun verabreichen ließ. Gegen Kriegsende war Hitler, der seinen Privatbunker nicht mehr verließ, ein Wrack, komplett abhängig von seinem Leibarzt Theo Morell. Dankenswerterweise verliert sich Bohr in seinem Buch nie in Schlüssellochperspektiven, sondern stellt die Situation in Ostpreußen immer in den Zusammenhang mit dem Kriegsgeschehen und dem Holocaust, sodass die Monstrosität Hitlers und seiner Verbrechen keine Sekunde in Vergessenheit gerät.…
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1 Erschlaffte Kräfte - warum Superhelden im Kino nicht mehr richtig zünden 5:04
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Der Hype um Superhelden ist vorbei, sagen viele und haben dafür auch einen eigenen Namen: Superhero Fatigue. Hat der neue „Superman“-Film im Kino trotzdem eine Chance?
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1 „La Boum“: Das Festival für elektronische Musik in Rheinhessen 3:46
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Alternative Musik-Kultur mitten in Rheinhessen: Die Komponistin und Performance-Künstlerin Charlotte Simon und ihr ehrenamtliches Team stellen zum zweiten Mal das Festival „La Boum“ für elektronische Musik, Rock und Punk auf die Beine. Als Festival-Gelände dient ein ehemaliges Weingut bei Wörrstadt. Zum Programm gehören unter anderem Live-Bands, DJs, ein DJ-Workshop, ein Audiowalk und eine Tanz-Performance.…
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1 Legendäres Live-Aid-Konzert – 40 Jahre Promi-Humanitarismus 6:11
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Bryan Adams, die Beach Boys, David Bowie, Bob Dylan, Mick Jagger, Elton John, Madonna, Tina Turner, The Who und mehr: Die Liste der Stars, die vor 40 Jahren bei dem Mega-Event parallel in London und Philadelphia auftraten, ist lang und prominent. Über 1,5 Milliarden Menschen weltweit verfolgten das Spektakel live im Fernsehen oder Radio. Besonders der Auftritt der Band Queen, bei dem Freddie Mercury es mit seiner gewaltigen Stimme schaffte, Schallwellen über dem Publikum sichtbar zu machen, blieb vielen als legendär in Erinnerung. Die Konzerte spielten rund 150 Millionen Dollar Spenden ein Wie schon bei seinem Vorläufer-Projekt „Band Aid“ sollte das Mega-Event Geld für den guten Zweck sammeln, konkret für die damals akute Hungerkrise in Äthiopien. Das funktionierte: Fachleute schätzen, dass die Konzerte insgesamt rund 150 Millionen Dollar Spenden einspielten. Freddie Mercury singt Bohemian Rhapsody bei Live Aid 1985: Das wohl größte Rock-Konzert der Geschichte Das Live Aid-Konzert war zu diesem Zeitpunkt das wohl größte Rock-Konzert der Geschichte. Es sollte allerdings nicht das letzte seiner Art bleiben: 1989 und 2004 wurde gab es Wiederauflagen des Events, die jeweils allerdings in Größe und Popularität nicht an das Original herankamen. So viel Aufmerksamkeit für Hunger oder HIV wie noch nie Entwicklungspolitik-Forscherin Dr. Stefanie Marung sieht in dem Konzert ein Ereignis mit nachhaltiger Bedeutung. Noch nie sei vorher so viel transnationale Aufmerksamkeit auf Themen wie Hungerbekämpfung oder HIV gelenkt worden. Das habe eine Tradition des „Promi-Humanitarismus“ etabliert, wie er heute etwa noch in Form von Emma Watson oder Angelina Jolie als UN-Sonderbeauftragte existiert. Schon damals gab es Kritik an der vermeintlichen Selbstlosigkeit der Stars. Zum einen gab es Gerüchte über gezahlte Aufwandsentschädigungen, zum anderen vermuteten Kritiker hinter den Auftritten für die Musiker vor allem eine Gelegenheit zur Selbstinszenierung. Man dürfe auch nicht vergessen, so Dr. Marung. „Ich glaube, man kann den Künstlern selber nur zum Teil einen Vorwurf machen“ Quelle: Dr. Stefanie Marung, Politikwissenschaftlerin Uni Leipzig Kritk an Organisator Bob Geldof Lediglich dem Organisator des Events, Bob Geldof, könne man vorwerfen, sich nicht ausreichend mit der Lage beschäftigt zu haben. Er hatte etwa mehrfach das Angebot von NGOs ausgeschlagen, über einen sinnvollen Einsatz der Spenden zu beraten. Außerdem wurde er mehrfach für die Tatsache kritisiert, nur wenige schwarze Künstlerinnen und Künstler eingeladen zu haben. Proteste gegen Klischeebild vom hungernden Kontinent Auch wenn es gezielt um die Hungerkrise in Äthiopien ging, wurde damals wie heute oft pauschal von „Hilfe für Afrika“ gesprochen – gegen diese Klischee-Darstellung des „hungernden Kontinents“ gibt es wachsenden Protest. Äthiopien versucht seit Jahren, diesen Ruf loszuwerden, zumal er auch nur noch bedingt der Realität entspricht, so ist das Land eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften Afrikas. Was also bedeutet das für die Wohltätigkeits-Veranstaltungen der Zukunft? Dr. Marung glaubt nicht, dass es eine bessere Form von „Live Aid“ bräuchte. Viel mehr sei ein Zusammenspiel gefordert: Von medialer Aufmerksamkeit auf die Komplexität der Themen und Akteure, die dafür sinnvolle Ansätze finden.…
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1 „Between War and Sea“- Videokünstler Anas Kahal aus Damaskus erhält Kalinowski-Preis an der Kunstakademie Karlsruhe 3:45
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Der Künstler Anas Kahal hat kurz vor Ausbruch des Krieges in Syrien einen Studienplatz an der Kunstakademie Karlsruhe bekommen und konnte so dem Grauen entkommen. Doch die Situation in seiner Heimat ließ ihn nicht los. In seinen Arbeiten verwendet der Videokünstler vor allem Filmmaterial aus dem Internet, das von Krieg, Gewalt und Flucht erzählt. Jetzt hat Anas Kahal für seine Werke den Kalinowski-Preis verliehen bekommen. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert und wird jährlich an Absolvent*innen der Kunstakademie Karlsruhe vergeben.…
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1 Annäherung an eine Kultfigur – die Graphic Novel „Lagerfeld“ von Simon Schwartz und Alfons Kaiser 4:17
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Besonderes Augenmerk auf der Kindheit und Jugend Lagerfelds Er gibt sich rätselhaft, unnahbar, die dunkle Sonnenbrille hält neugierige Blicke auf Distanz. Karl Lagerfelds Selbstinszenierung ist perfekt, bis auf die letzte weiße Haarsträhne. Doch welcher Mann steckt eigentlich hinter der glamourösen Fassade? Eine Frage, die den Comic-Künstler Simon Schwartz umgetrieben hat. Und so wirft seine Graphic Novel ein besonderes Augenmerk auf Kindheit und Jugend des legendären Modedesigners. 1934 findet sich das Hamburger Großstadtkind plötzlich auf dem Land in Bad Bramstedt auf dem elterlichen Gut Bissenmoor wieder. Eine bedrückende Erfahrung, wie Simon Schwartz bei seiner Bildrecherche vor Ort herausgefunden hat. In der Provinz-Schule als queeres Kind gequält „Ein für mich sehr zentraler Ort war das Schulgebäude, wo er ja als relativ offen queeres Kind in der Nachkriegszeit in der Provinz von seinen Mitschülern und Lehrer gequält wurde“, erzählt Simon Schwartz. Der Comic-Künstler ist dann tief in Archive gestiegen und fand Bildmaterial aus der Hamburger Schulbehörde aus den frühen 50er-Jahren, das die Klassenräume sehr gut dokumentiert hätte, so Schwartz weiter. Vor allem habe die Schulbehörde moniert, dass Schülerinnen und Schüler ihre Notdurft in Kübeln hinter dem Schulgebäude entsorgen mussten: „Das schafft noch einmal ein ganz anderes Bild, woher dieser Mann eigentlich kam.“ Das Geburtsjahr 1933 wird kurzerhand aus der Vita getilgt Und aus welcher Zeit. Mit seinem Geburtsjahr 1933 hadert Lagerfeld sein Leben lang. Das Jahr, in dem die Nazis die Macht an sich reißen, tilgt er kurzerhand aus seiner Vita. Er macht sich fünf Jahre jünger, um keinesfalls mit irgendwelchen Kriegs- und Nazigeschichten in Verbindung gebracht zu werden. Denn gerade in Paris, wo Lagerfeld seine Karriere als Modemacher startet, werden die Deutschen in den 1950er-Jahren noch immer argwöhnisch betrachtet. Simon Schwartz findet ausdrucksstarke, klare, reduzierte Bilder, um die komplexen Zusammenhänge dieser frühen Jahre zu erzählen. Die Traumatisierung in der Kindheit als prägende Zeit in Lagerfelds Leben Der Vater ist ein überzeugter Nazi und erfolgreicher Glücksklee-Kondensmilch-Produzent, die Mutter, eine gelangweilte Industriellen-Gattin, der körperliche Nähe zuwider ist. Dazwischen der kleine Karl, der für Friedrich den Großen und alles Preußische schwärmt. Inhaltlich hat sich der Comic-Künstler an der Lagerfeld Biografie seines Co-Autors Alfons Kaiser orientiert. „Das ist meine erste Graphic Novel, die ich nicht auch komplett selbst geschrieben habe, sondern die auf einem anderen Buch fußt“, sagt Schwartz. Alfons Kaiser habe ihm seinen Text gegeben und den Comic-Künstler damit machen lassen, was er wollte: „Ich habe den Text zerschnitten, zerlegt, collagiert, völlig neu arrangiert, eigene Textpassagen hinzugefügt und, ich glaube, auch andere Schwerpunkte gesetzt. Für mich war diese Kindheit und diese Traumatisierung in der Kindheit sehr wichtig, weil sie, glaube ich, dazu führte, dass Lagerfeld später diese unverletzbare Kunstfigur kreiert hat.“ Klassisch linear erzählte Comic-Biografie Die Comic-Biografie von Karl Lagerfeld wird ganz klassisch, ganz linear erzählt und konzentriert sich auf die großen Etappen im Leben des Stardesigners: auf den Durchbruch in der Modewelt, die Zusammenarbeit mit so berühmten Häuser wie Chanel und Chloé, die schicksalshafte Begegnung mit Yves Saint Laurent. Simon Schwartz‘ Zeichnungen scheinen mit dem illustren Lebenswandel Lagerfelds und seiner zunehmenden Selbstinszenierung zu wachsen, werden raumgreifender, bunter, spiegeln das Lebensgefühl der verschiedenen Jahrzehnte perfekt wider. Eine gelungene Graphic Novel garniert mit einigen pfiffigen Ideen. So taucht Lagerfeld immer wieder als ironisch launiger Kommentator seiner eigenen Inszenierungen auf. Mit großem Ernst hat sich Simon Schwartz dem Phänomen Lagerfeld genähert und macht bei allem Glamour auch die Tragik dieses Lebens sichtbar.…
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1 Beziehungsgeschichte für Millennials: „Too Much“ 4:11
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Job langweilig, Beziehung zerbrochen Für Jessica kommt das Angebot, von New York nach London zu ziehen, zum richtigen Zeitpunkt: Die Beziehung zu ihrer großen Liebe Zev ist gerade zerbrochen und ihr Job als Producerin bei einer Filmfirma macht sie auch nicht gerade glücklich. In England angekommen hat sie erstmal so manchen kulturellen Unterschied zu verarbeiten. Die gleiche Sprache zu sprechen, bedeutet nicht unbedingt, gleich alles zu verstehen. Zum Beispiel die Frage, ob es sich be einem Jaffa Cake um einen Keks oder eine Kuchen handelt. Und warum ein Bär namens Paddington erwachsene Männer zum Weinen bringt. Jessica träumt von der Hauptrolle bei Jane Austen Dabei bringt Jessica schon viele Dinge für eine Klischee-Engländerin mit: ihren fellfreien Schoßhund mit Namen Astrid zum Beispiel, ihre Vorliebe für exaltierte Kleidung und am liebsten sähe sie sich eigentlich als Heldin in einer Jane-Austen- oder Charlotte-Brontë-Verfilmung. Ihren „Mr Darcy“, Mr Perfect oder vielleicht auch „Mr nächstes Desaster“ findet sie gleich am ersten Abend in einer Bar bzw. einem Pub: den Punkmusiker Felix. Und was folgt, ist der Versuch, eine Beziehungsgeschichte für Millennials als romantische Komödie zu erzählen, ohne peinlich oder rückständig zu wirken. Was ziemlich gut funktioniert. Gelungene RomCom für Millennials Im Genre der RomComs finden sich viele bemitleidenswert eindimensionale und überraschungsarme Geschichten. Was Lena Dunham daraus macht, ist das Gegenteil davon. Sie verweist ironisch auf Vorbilder wie „Notting Hill“, „Tatsächlich Liebe“ oder „Schlaflos in Seattle“ und bürstet sie gegen den Strich mit schnellen, kantigen Dialogen, die sich nicht mit sanftem Geplänkel abgeben. Und die hinter einer schrillen, neurotischen oder auch einfach nervigen Oberfläche eine tiefe Unsicherheit, Verletzlichkeit und Suche nach Anerkennung verraten. Megan Stalter ist als Jessica umwerfend, in einer Rolle, die das Thema Body Positivity schon lange hinter sich gelassen zu haben scheint, die sich vielleicht auf der Suche nach „Red Flags“ bei ihrem Gegenüber etwas zu sehr im Weg steht. Die am Ende aber auch mit diesem „zu sehr“ ziemlich gut leben kann. Serie für eine Generation, für die in Liebesdingen Vieles möglich ist Lena Dunham hat mit der Serie auch ein Stück ihrer eigenen Biografie verarbeitet, insbesondere den Umzug nach London und die glückliche Beziehung zu einem Musiker. 13 Jahre nach „Girls“ ist ihr mit „Too much“ gleichzeitig eine Feel good- und eine Feel different-Serie gelungen, für eine Generation zwischen Polyamorie und Monogamie, zwischen Straight und LGBTQ+ mit Sternchen. Für die also in Liebesdingen Vieles möglich ist. Sogar ein Happy End. Trailer „Too Much“, ab 10.7. auf Netflix…
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1 Komparse bei „Die Tribute von Panem“: Bitte totenbleich, vernarbt und ungefärbt 2:34
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Ein Komparse? Früher hätte die Ehefrau gesagt: „Naa? Einfach nur untätig im Hintergrund herumstehen – das ist doch genau das Richtige für Dich!“ Pah, von wegen untätig. Komparse beim neuen Prequel der „Tribute von Panem“, etwas Besseres gibt es doch gar nicht. Zumal Panem bei den kommenden Dreharbeiten praktisch vor der Haustür liegt. Ich dachte ja immer: diese graue Stadt im zerstörten Nordamerika, das sei eigentlich Berlin. Dort wurde nämlich sehr viel gedreht, bei den bisherigen-Filmen. Wird in Köln im Dauer-Karneval durch die Dystopie durchgeschunkelt? Aber jetzt kommt das Filmset der „Tribute von Panem“ nach Köln und nach Duisburg. Mit Ralph Fiennes, Lord Voldemort persönlich, als neuem Präsidenten und Oberschurken. Toll, oder? Duisburg ist vermutlich die neue Koks-und-Kohle Landschaft von Panem. Und Köln? Vermutlich gibt’s einen Distrikt in diesem Endzeit-Reich, wo junge Menschen gar nicht auf den Tod gegeneinander kämpfen müssen, sondern im Dauer-Karneval durch die Dystopie hindurchschunkeln. Das wäre für mich genau der richtige Komparsen-Job. Gesucht werden Leute, die das Leben schon hinter sich haben Allerdings, so ganz sicher bin ich mir da nicht mehr, nachdem ich die Anforderungen gelesen habe. Gesucht werden vor allem Chinesen. Also nicht die rheinische Urbevölkerung. Und in Panem gibt’s auch keine Tattoos. Also, wer tätowierte Haut zeigt, hat gleich verloren. Dasselbe gilt für gefärbte Haare und für Sonnenbräune. Nein, das Filmteam sucht nach Leuten, die das Leben eigentlich schon hinter sich haben. Erwünscht seien „Menschen mit versehrten, vom Leben gezeichneten Körpern“. Vielleicht lässt sich so etwas kurzfristig noch herstellen, durch ein dreimonatiges Pils-und-Currywurst-Exerzitium oder ein paar Wochen im Schlafsack auf dem Feldberg. Oder beides. Kein Friseur bis September Aber auch das könnte am Ende zu wenig sein. Verlangt werden außerdem nämlich Narben, Amputationen oder „sonstige Handicaps“. Also, ich weiß nicht. Das ist auch mit „Pils und Currywurst non stop“ nicht zu schaffen. Eines allerdings spricht klar für das Casting: Wer teilnehmen will, soll sich ab sofort die Haare nicht mehr schneiden. Bis September. Für den Dreh sollen sie dann nämlich in die passende Form geschnitten werden. Ich glaube, dann mache ich doch mit. Und wenn ich nicht genommen werde, erkennt mich wenigstens keiner mehr.…
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1 François Bégaudeau – Die Liebe | Buchkritik 4:09
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Fallen Sie nicht auf den Titel herein. Von überschäumender Leidenschaft, verzehrendem Schmerz, übersprudelnden Glückshormonen ist in „L‘Amour“ nichts zu finden. „Die Liebe“, der neue Roman des französischen Autors François Bégaudeau, ließe sich als simpel und still bezeichnen. Es ist ein geradezu unspektakulärer Text, in dem nur ganz am Anfang so etwas wie Sehnsucht oder aussichtsloses Begehren aufscheint. Als die junge Hotelangestellte Jeanne ihrer Mutter bei deren Putzjob in einer Sporthalle zur Hand geht, begegnet sie Pietro – zwei Meter hoch, halblanges schwarzes Haar, der junge Schwarm der örtlichen Basketballmannschaft. Man sieht nur ihn. Irgendwann hüpft der Ball zu ihr, sie schrubbt gerade den Boden und sendet ihn mit einer ungelenken Bewegung zurück. Er hebt die große raue Kugel mit einer Hand auf, sie bräuchte drei dafür. Sie denkt, das ist nicht ihr Kaliber. Sie wagt nicht mal, davon zu träumen. Quelle: François Bégaudeau – Die Liebe Modellflugzeuge, Flipper und Bier Jacques hingegen ist eher ihr Kaliber: Er ist der Sohn des Maurers Moreau, baut in seiner Freizeit Modellflugzeuge, flippert und trinkt Bier mit Freunden. Nicht gerade ein Hauptgewinn. Jeanne und Jacques lernen sich bei einem Bingoabend kennen. Sie umkreisen sich ein wenig, führen hilflose Gespräche, fahren mit Jacques‘ Moped durch die Gegend, sehen sich hin und wieder. Und dann schlittern sie in eine Beziehung, die recht unromantisch in einem der Zimmer des Hotels beginnt, in dem Jeanne arbeitet. Bist du wenigstens nicht mehr Jungfrau?‘ ‚Nein, das nun nicht.‘ Als sie nackt sind, fragt sie ihn, ob er alles dabei hat. Er sagt, er passt auf. Sie sagt, mach bloß keinen Mist. Quelle: François Bégaudeau – Die Liebe Ein Miteinander ohne große Sensationen Es sind die frühen 70er Jahre. Im Fernsehen laufen Samstagabendshows, im Radio Chansons, Johnny Halliday hängt als Poster überm Bett, Präsident Georges Pompidou stirbt. Und Jeanne und Jacques heiraten. Da ist mehr als die Hälfte des schmalen Romans vorbei; die zweite Hälfte erzählt vom gewöhnlichen Lauf der Dinge: von einem Miteinander ohne große Sensationen, noch nicht einmal kleinen. Das erste Kind kommt. Sie gehen zuweilen ins Kino, sehen etwa „Jenseits von Afrika“, worin es um eine aufwühlende Liebe geht – um einen ganz anderen Gefühlskontinent, den sie beide noch nie betreten haben. Sie teilen sich das Leben ein, in kleine Häppchen, und die Mikroveränderungen des Alltags werden prosaisch registriert. Die Telefone haben jetzt Tasten, die Wasserflaschen sind aus Plastik, die Taschentücher aus Papier, die Schädel der Männer sind kahl, die Nähmaschinen auf und davon, die Tapeten an der Wand aus der Mode, die Baguettes Tradition, die Zugwaggons für Nichtraucher, die kurzen Fußballhosen lang, und Jeanne und Jacques bleiben am liebsten zu Hause. Quelle: François Bégaudeau – Die Liebe 50 Jahre im Zeitraffer Es ist die nüchterne Beschreibung einer kleinbürgerlichen Ehe, in der es keine alarmierenden Ausschläge nach oben oder unten gibt. Von den frühen 70ern an begleitet François Bégaudeau seine unscheinbaren Helden, sie werden gemeinsam alt, und sie lieben einander auf sachliche Weise. Die Erzählhaltung und Sprache – in ihrer Zurückgenommenheit und fast schon aufreizenden Einfachheit kongenial übersetzt von Hinrich Schmidt-Henkel – ist mehr als unaufgeregt, fast schon kühl. Das Ganze hat enthnografischen Charme. Ein bisschen muss man an Chantal Akermans Filmklassiker „Jeanne Dielman“ denken – so analytisch distanziert wird dieses Leben aufgefächert. Aber anders als bei Akerman werden hier nicht drei Tage im Leben einer Frau in Zeitlupe gezeigt, sondern 50 Jahre im Zeitraffer. Ist das radikal oder banal? Schwer zu entscheiden. Man weiß nicht so recht, ob Bégaudeau seine Figuren und deren Innenleben unterschätzt und bagatellisiert. Oder ob hier etwas Anrührendes gezeigt wird: die durchschnittliche Verlaufskurve einer Liebe, wie sie vermutlich üblicher ist als das Tohuwabohu im Herz-Schmerz-Kino. Das literarische Verfahren der Verknappung und Verdichtung beherrscht Bégaudeau auf jeden Fall – vielleicht wird es Jeanne und Jacques und den allermeisten Menschen sogar gerecht. Aber so ganz eben doch nicht: Ein bisschen mehr Tiefe, einen Hauch von Zweifel und Bedauern oder auch Glück hätte er seinen Helden doch gönnen dürfen.…
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1 Neuer „Superman“-Film startet in den Kinos – Superman wieder jung – und fast der alte 6:44
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MGM reagiert auf Welt-Krisen Nach den letzten Filmen der „Superman“-Saga mit Hauptdarsteller Henry Cavill, der dem Helden auch düstere Seiten gab, ist der neue Action-Film ein Gegenmodell. Der Mainzer Filmexperte Stiglegger spricht im Interview von einer „positiveren, utopischeren Variante“. Er interpretiert dies als Reaktion der Produktionsfirma MGM auf die Krisen unserer Zeit, „weil es keine einfachen Lösungen mehr gibt.“ Wichtig ist die Perspektive Stiglegger glaubt, es komme nicht darauf an, welche Facetten das Drehbuch dem Protagonisten gibt. Wichtig sei vielmehr, dass die Handlung überhaupt die Perspektive einer Lösung anbietet: „Die Identifikation muss nicht über den Helden verlaufen.“ Superman und die Römer Die „Superman“-Figur als solche steht für Stiglegger in einer über Jahrtausende gepflegten Tradition von Heldenerzählungen: „Superman ist eine moderne Variante der antiken Heroen – Superman, er hat etwas vom antiken Herakles.“ Optisch erinnere ihn Hauptdarsteller David Corenswet an Figuren aus römischen Sagen. Allerdings breche der Film die Anspielungen mitunter auf „etwas ironische Weise“. Menschlicher und weniger ambivalent Gefragt, weshalb derlei Helden-Epen weiter funktionieren, meint Stiglegger: „Die Übermenschlichkeit des Helden ist die Sehnsucht nach dem Beschützer“. Auffällig ist für ihn, dass „Superman“ in der aktuellen Version wieder nahbar wird: Handlungsstränge, in denen eine Freundin und Adoptiveltern auftauchen, habe Regisseur und Produzent David Gunn stärker ausgebaut. Es gebe sogar einen Hund als Neben-Figur. So sei Superman weniger ambivalent als zuletzt und besinne sich so auf das Erfolgsrezept des ersten Kino-Erfolgs von 1978, bei dem Christopher Reeve die Hauptrolle spielte: „Ich denke, dieser Film versucht eine neue Waage, da ähnelt er dem Christopher-Reeve-Film.“ Marcus Stiglegger hat eine Vertretungsprofessor für Medienkulturwissenschaft an der Universität Freiburg und lehrt Filmwissenschaft an der Uni Mainz. Superman, ab 10.7.2025 im Kino…
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1 „Best of Stuttgart“ – ein Streifzug durch die Stuttgarter Stadtgeschichte 3:38
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Der silbergraue Business-Koffer aus dem Stuttgarter ‚Magazin‘ Er ist der Liebling stahlharter Manager: der silbergraue Business- Aluminiumkoffer mit den geradezu ikonischen Rillen, gestaltet vom Stuttgarter Industrie Designer Otto Sudrow für die Firma Rimowa. Das Koffer-Exemplar in der neuen StadtPalais-Ausstellung hat sichtbar schon einige Jahre auf dem Buckel, denn es gehörte zu einer Reihe von Produkten einer ganz neuen Warenwelt – dem „Magazin“, einer bis heute bekannten Anlaufstelle für Designliebhaber in ganz Deutschland „In den 1950er, 60er und 70er Jahren war die Ausbildung zum Produktdesign führend in Stuttgart“, erzählt Edith Neumann, die Sammlungschefin im Stuttgarter Stadtpalais. „Damals hat Herr Sudrow studiert, war frischer junger Designer und hat diesen Koffer entworfen. Das Besondere ist, dass der Koffer im ‚Magazin‘ verkauft worden ist. Damals war es ein Geschäft, das junge Designer selbst gegründet und ihre eigenen Stücke dort verkauft haben.“ Der weltweit erste „Atomanzug“ Seit der Gründung des Museums 2007 hat Edith Neumann sich auf die Suche nach repräsentativen Stücken gemacht, die ihre eigenen Geschichten haben und die etwas von den Menschen in Stuttgart, von ihren Erlebnissen, von Kultur, Religion und Migration erzählen können. Stuttgart als Designstadt hat nicht nur den Koffer und einige berühmte Stuhlklassiker zu bieten, sondern auch den weltweit ersten Atomanzug: ein sportlich-eleganter ockerfarbener Anzug mit Wählscheibentelefon und Antenne, entworfen vom Stuttgarter Maßschneider Fritz Münch im Jahr 1954. Entworfen hatte Fritz Münch diesen Anzug für einen großen europäischen Wettbewerb für Schneider in Rom, Thema: „Der elegante Herr im Jahr 2000“, wie Edith Neumann erzählt: „Er war der einzige, der diesen Anzug mit Wählscheibe und Telefon gemacht hat, in Voraussicht, was in 2000 sein würde.“ Im Szenetreff „Zapata“ wurde mit dem Kauf von Kunstpostkarten bezahlt Stuttgart als Ort mondäner, dreistöckiger Edelcafés oder legendärer Szenetreffs – von dieser Vergangenheit zeugen heute nur noch ein paar sehr aufregende Fotos. Das „Zapata“, entstanden 1994 auf dem ehemaligen Südmilch-Areal, wurde zum Zentrum lateinamerikanischer Kultur. Weil die Clubbetreiber keine Gewerbekonzession erhalten hatten, wurde mit dem Kauf von Kunstpostkarten bezahlt. Berühmt für ihre Cocktails war wiederum die Hotelbar am Hauptbahnhof. Stars wie Caterina Valente oder die Band Depeche Mode signierten aus Dank die Glastafeln am Tresen von Barmann Jonny, die jetzt, übersät mit zahlreichen anderen Unterschriften, die Ausstellung schmücken. Auch die dunklen Kapitel der Stadtgeschichte werden thematisiert Eine Ausstellung, die sich nicht nur heiter gibt. Sie erzählt ebenso von Zwangsarbeit und Gefangenschaft, vom Kriegsende. Die Leiterin der Stadtpalais-Sammlung Edith Neumann deutet auf ein Set mit Spritzen und Ampullen in einer Vitrine. „ Das ist eine ganz gruselige Geschichte“, erzählt sie. „ 1945 waren erst die Franzosen, dann die Amerikaner hier als Besatzungsmacht. Der Vater, der selbst Arzt war, hat für seine Tochter eine Spritze mit sechs Ampullen Morphium besorgt, damit sie sich umbringen kann, falls sie von Soldaten vergewaltigt wird. Das ist heute unvorstellbar, wir würden heute anders handeln.“ Und so ist diese Ausstellung nicht nur eine nostalgisch muntere Zeitreise. Sie scheut sich nicht, auch die dunklen Kapitel der Stadtgeschichte anzusprechen.…
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1 Marcel Dirsus – Wie Diktatoren stürzen und wie Demokraten siegen 4:09
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Aktuellen Studien zufolge sank die Zahl der Demokratien 2024 auf einen historischen Tiefstand. Autokraten scheinen auf dem Vormarsch zu sein und bekannte Diktatoren wie Mohammad Bin-Salman in Saudi-Arabien oder Wladimir Putin sitzen scheinbar fest im Sattel. Der Politikwissenschaftler Marcel Dirsus beschäftigt sich seit über zehn Jahren mit Diktaturen. In seinem neuen Buch trägt er wissenschaftliche Erkenntnisse zusammen und bringt eigene Erfahrungen ein, an denen es dem ehemaligen Berater internationaler Organisationen wie der NATO nicht mangelt. Schwachstellen diktatorischer Regime Zunächst erläutert er, dass Tyrannen auf vielerlei Weise von der Macht verdrängt werden können: Zum Beispiel durch Intrigen, wie der russischen Zar Peter III., der durch ein Komplott seiner Ehefrau Katharina entmachtet wurde. Denn im Gegensatz zu Peter, der bei seiner Gefolgschaft für Unmut sorgte, war sie äußerst beliebt und konnte sich deren Unterstützung sichern. Einer seiner Generale riet [Peter], nach St. Petersburg zu marschieren. […][Dort] machte Katharina den denkbar kühnsten Schachzug. Nachdem sie die grüne Uniform der Kaiserlichen Garde angezogen hatte, stieg sie auf einen weißen Hengst und führte selbst ihre Armee an, um Peter zu beseitigen. Letztlich war sie nur noch dazu bereit, seine bedingungslose Abdankung zu akzeptieren. Quelle: Marcel Dirsus – Wie Diktatoren stürzen und wie Demokraten siegen Die im Buch nacherzählten Szenen stammen aus verschiedenen Epochen und Weltregionen: Dirsus berichtet von der Paranoia des Machthabers in Äquatorialguinea, den Intrigen der madagassischen Königin Ranavalona I. oder dem Putschversuch gegen den gambischen Machthaber Yahya Jammeh. Gelungene Mischung aus wissenschaftlicher Theorie und Gedankenexperimenten Das Buch ist aber keineswegs eine bloße Zusammenschau von Ereignissen. Der promovierte Politikwissenschaftler erläutert auch die komplexen Strukturen hinter dem System oder Fachbegriffe wie das „Counter-Balancing“. Dabei baut ein Diktator parallel zu den regulären Streitkräften eine Paramiliz auf, um für Konkurrenz zu sorgen. So versammelt er militärische Kräfte, ohne Gefahr zu laufen, dass eine geeinte Kampftruppe gegen ihn putscht. Erleichtert wird die durchaus anspruchsvolle Lektüre durch spannend erzählte Szenen und interaktive Elemente. Der Autor stellt offene Fragen und fiktive Szenarien laden Leserinnen und Leser zum Perspektivwechsel ein. Versetzen Sie sich für einen Moment in die Lage eines Soldaten. Sagen wir, Sie sind John, ein 27-jähriger Infanterieoffizier. Wenn [ein Staatsstreich] im Gange ist, stehen Sie vor einer Einheit aus Männern und Frauen, die Sie befehligen, und versuchen, eine Entscheidung zu treffen. Sie können sich entweder den Verschwörern anschließen und versuchen, die Regierung zu stürzen, oder dem Regime treu bleiben, um den Status quo zu verteidigen. Was würden Sie tun? Quelle: Marcel Dirsus – Wie Diktatoren stürzen und wie Demokraten siegen Demokraten sollten den Wandel unterstützen, aber nicht initiieren Dirsus verschweigt nicht, wie grausam und brutal viele Diktatoren ihre Macht verteidigen. Er macht auch klar, dass Diktaturen durchaus lange währen können und viele Umsturzversuchen scheitern. Außerdem führt auch der Sturz eines Diktators nicht zwangsläufig zum Systemwechsel. Auch stellt Dirsus fest, dass die Bilanz von außen erzwungener Regimewechseln „miserabel“ sei: Nur etwa 11 Prozent der US-amerikanischen Regime-Wechsel-Operationen mündeten in einer Demokratie. Eine übergriffige Einmischung ist also wenig hilfreich. Auch stellt Dirsus fest, dass die Bilanz von außen erzwungener Regimewechseln „miserabel“ sei: Nur etwa 11 Prozent der US-amerikanischen Regime-Wechsel-Operationen mündeten in einer Demokratie. Eine übergriffige Einmischung ist also wenig hilfreich. Und doch sind Demokraten nicht gänzlich die Hände gebunden: Zum Beispiel können sie einen bereits begonnen Systemwandel durch gezielte Sanktionen oder Wiederaufbauhilfe unterstützen. „Wie Diktatoren stürzen können…“: Der Titel des Buches mag etwas theatralisch klingen, doch der Inhalt überzeugt: Das lebhafte Wechselspiel zwischen Theorie und Praxis, zwischen Fakt und Fiktion mündet in einem aufschlussreichen Fazit. Statt panisch vor dem Erstarken diktatorischer Regime zu warnen, setzt er sich aufmerksam und wissenschaftlich fundiert mit dem Wesen von Diktaturen auseinander – und zeigt, dass auch sie nicht von Dauer sind.…
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1 Wird das Schloss Neuschwanstein UNESCO-Weltkulturerbe? 5:47
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Ein Eintrag als UNESCO-Weltkulturerbe wäre eine ganz besondere Würdigung für die bayerischen Königsschlösser, sagt der Hauptkonservator der Bayerischen Schlösserverwaltung, Alexander Wiesneth, in SWR Kultur am Morgen. Wer künftig auf die Liste UNESCO- Weltkulturerbe kommt, dazu tagt gerade das Welterbe-Komitee. Aber nicht nur für das Renommee, auch mit Blick auf den Erhalt der Schlösser wäre ein solcher Eintrag wünschenswert, so Wiesneth. Denn das würde es in Zukunft einfacher machen, finanzielle Mittel zu erhalten.…
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1 Künftige Stars? Jazzopen gibt Nachwuchs eine Bühne. Die Dream-Pop Band Willow Parlo 3:47
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Erst eine Stunde vor dem Auftritt am 4. Juli im Stadtpalais Stuttgart kommen die Musiker von Willow Parlo an. Eine staureiche zwölf Stunden-Fahrt steckt ihnen in den Knochen. Eine nervenaufreibende Anfahrt, die sinnbildlich für den Karrierestart der jungen Band steht. Den Auftritt in Stuttgart wollten sie sich aber nicht entgehen lassen, gerade Präsenz auf Bühnen ebnet den Weg zur Musikkariere, der auch in Zeiten von Social Media nicht gerade leicht ist, findet Frontfrau Noemi Bunk. Jazzopen werden vielfältiger Die Band ist vor rund fünf Jahren mit Dream-Pop an den Start gegangen und mittlerweile eher bei Indie-Rock-Pop angekommen. Ihre Songs schwanken zwischen Gute-Laune-Rhythmen und ernsten persönlichen Texten. Eine Klangfarbe, die die Jazzopen vielfältiger macht, so Kai Erdlenbruch zuständig für die Open Stages der Jazzopen. Im Stadtpalais spielen Bands, die schon auf Tour gehen Der Musikpavillon an der Königstraße biete sich an für eher die regionalen Bands, die sich dem Stuttgarter Publikum vorstellen können. Da gebe es auch mal Laufkundschaft, die einfach mal stehen bleibe und die Musik genieße. Dagegen sind im Stadtpalais Bands, die schon viel auf Festivals unterwegs sind, aber teilweise ihr erstes Konzert in Stuttgart spielen. Schon viele künftige Stars entdeckt Private Sponsoren und die Stadt Stuttgart finanzieren die kostenlosen Konzerte, sagt Festivalleiter Jürgen Schlensog. Die Auswahl treffen die Jazzopen. Ein Aufwand, der sich lohnt, denn schon häufiger habe er so künftige Stars entdeckt. So wäre ihm schon 2017 klar geworden das „Die Meute“ „abfliegen werden“, inzwischen treten die Hamburger auf richtig großen Bühnen auf. Und der Saxophonist Jakob Manns aus Bad Urach sei im Moment ein absoluter Shooting- Star im deutschen Jazz, gehöre bereits zum Besten, was in Europa herumläuft. Diese Künstler kommen 2025 auf den Stuttgarter Schlossplatz Finanziell lohnt sich der Aufwand bisher nicht Soweit ist Willow Parlo noch nicht, auch wenn sie schon international unterwegs waren. Bislang brauchen sie viel Durchhaltevermögen, denn finanziell lohne sich das meiste nicht, sagt der Schlagzeuger Jan Hendrik Schnoor: „Aber es ist trotzdem getrieben von so einer Leidenschaft, die man dafür hat, dass man das unbedingt machen will und dadurch auch irgendwie muss. Das ist trotzdem ein schönes Gefühl, dass man trotzdem die Möglichkeit hat, in verschiedenen Städten zu spielen und durch die Gegend zu reisen und Musik zu machen.“ Keine Sorge um neue Talente Diesem inneren Ruf folgen auch heute noch viele junge Musiker. Deshalb macht sich Jürgen Schlensog auch keine Sorgen über neue Talente, auch für die großen Bühnen. So wie Willow Parlo, die auch in Stuttgart schon ihre Professionalität bewiesen haben und beim nächsten Besuch der Jazzopen vielleicht schon auf der größeren Bühne stehen.…
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1 Wikipedia-Community reagiert auf Fehler-Studie: „So ein Bashing können wir alle Tage gebrauchen“ 5:50
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Überrascht sei er von den Ergebnissen nicht, sagt Richter. Wikipedia sei zwar die größte und beste Wissenssammlung, die wir haben, aber eben auch nicht fehlerfrei. Daher hätten sich die Wikipedianer, wie sich die Angehörigen der Wikipedia-Community nennen, gleich an die Arbeit gemacht: Rund ein Drittel der 400 fehlerhaften Artikel sei bereits korrigiert worden. Das sage viel aus über den Spirit, der unter den Ehrenamtlichen herrsche. Kritik bei Wikipedianern sehr willkommen Tatsächlich zeigt ein Blick in die öffentlich einsehbaren Diskussionen der Wikipedianer: Viele sind eher dankbar dafür, das die FAS-Studie einen entscheidenden Anstoß gegeben hat: Wikipedia-Bashingmit eingebundener Werbung an die FAS-Leser, sich doch bitte bei der Wikipedia zu beteiligen, wenn man den gegenwärtigen Zustand für unbefriedigend hält? So ein Bashing könnten wir alle Tage gebrauchen. Quelle: Wikipedia-User "Ringwoodit" Ein anderer User bedauert, dass es sich nur um eine Stichprobe handelt und hätte sich mehr Zusammenarbeit gewünscht: Bringt nur leider wenig, da es sich um nur 1000 zufällig ausgewählte Artikel von über drei Millionen handelt. Statistisch gesehen kann man in den restlichen Artikeln eine ähnliche Fehlerquote vermuten. Besser wäre es, man hätte die KI-Prompts veröffentlicht, um dann zufällige Artikel selber zu überprüfen. Quelle: Wikipedia-User "Sinuhe20" Verpflichtung der Gesellschaft gegenüber Es sei wichtig, findet auch Richter, dass die Recherche der FAS Aufmerksamkeit auf das Thema lenke. Schließlich würden Daten von Wikipedia aktuell viel genutzt, um KI-Modelle zu trainieren. Dementsprechend spricht Richter von einer Verpflichtung der Wikipedianer, dass das, was in der Online-Enzyklopädie steht, auch stimmt. Immer mehr KI-generierte in Wikipedia Eine aktuelle Herausforderung für die Wikipedia seien KI-generierte Texte, die immer mehr ihren Weg ins System finden würden. Von daher sei er von dem Engagement der Community in Reaktion auf die Studienergebnisse positiv überrascht gewesen. Ich dachte, dass Wikipedia sowieso schon so ein bisschen von den KIs abgelöst worden wäre, aber dem scheint ja nicht so zu sein. Quelle: Pavel Richter, ehemaliger Wikimedia-Geschäftsführer und Autor von "Die Wikipedia-Story. Biografie eines Weltwunders" Mehr automatisierte Fehlerkorrektur nötig Bei allem Lob gebe es aber durchaus Punkte, in denen das System dringend reformiert werden müsse: Mehr Automatisierung fordert Richter etwa, um den Bestand zu pflegen und systematisch nach Fehlern zu durchsuchen. Außerdem brauche es ein besseres Gatekeeping, also einen Kontrollmechanismus, der verhindert, dass Inhalte ungebremst oder ungeprüft veröffentlicht werden. Der Einsatz von KI in der Wikipedia sei in der Community umstritten. Er persönlich, so Richter, würde zwar nicht glauben, dass KI Texte schreiben könne – als Assistenz sehe er aber Potential. Wikipedia von verschiedenen Seiten unter Druck Auch schon ohne den Einfluss von künstlicher Intelligent hatte Wikipedia mit den eigenen Mechanismen zu kämpfen, wie der SWR Kultur-Podcast „Sockenpuppenzoo“ zeigt. Denn Wikipedia funktioniert demokratisch: Jeder darf schreiben, was er will, aber am Ende bleibt das stehen, auf das sich die Community einigen kann. User aus der rechten Szene hatten das ausgenutzt, indem sie nicht nur mit einem, sondern gleich mehreren Accounts – sogenannten „Sockenpuppen“, an Diskussionen teilnahmen – und so mit einer vorgetäuschten Mehrheit ihre Ansichten durchsetzten. Der jüngste Fall zeigt dennoch, wie unermüdlich sich die Community trotz aller Widrigkeiten für das einsetzt, das Wikipedia sein soll: Eine Wissenssammlung für alle, frei, fair und unabhängig.…
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Patagonien erschien die längste Zeit weit entfernt und menschenleer. Umso markanter heben sich alle Figuren und Ereignisse ab, die dennoch Leben in diese weiten Landschaften gebracht haben. Einige dieser Menschen porträtiert Claudio Magris in seinem Buch „Kreuz des Südens. Drei wahre unwahrscheinliche Leben“. Und in all diesen historisch authentischen Lebensläufen steckt viel von der Dramatik, die für das von Europäern kolonisierte Argentinien typisch ist. Magris konzentriert sich in seinen Essays auf drei Ausnahmegestalten, die den Zusammenstoß zwischen Ansässigen und Ankömmlingen zu mildern versuchten. Der slowenische Patagonier Der erste von ihnen ist der aus Zagreb gebürtige Janez Benigar. Er kam 1908 in Buenos Aires an, reiste direkt nach Patagonien weiter und schon zwei Jahre später war er mit der Nichte eines indigenen Kaziken verheiratet. Der Slowene, der sich auch als Araukaner und Sohn Patagoniens bezeichnet, ist kein Revolutionär, sondern ist für die kleinen, doch entscheidenden Schritte, die lokalen Reformen. Er hasst Ungerechtigkeit und kämpft für ihre Beseitigung. Quelle: Claudio Magris – Kreuz des Südens. Drei unwahrscheinliche Leben Obwohl studierter Ingenieur hatte sich Benigar in seinem Einreisevisum als Arbeiter bezeichnet, und tatsächlich kannte seine Produktivität kaum Grenzen. Eigenhändig legte er Bewässerungssysteme an, er schrieb Bücher über Leben, Sprache und Weltsicht der Auraukaner, er gründete eine Weberei und wurde Vater von fünfzehn Kindern. Mit gutem Grund wurde der Mann in Patagonien zur legendären Figur. Leider überfrachtet der grenzenlos belesene Professor Magris sein Porträt von Benigar mit einer solchen Fülle an gebildeten Verweisen und akademischen Lesefrüchten, dass zwar quasi alles gesagt wird, was die Bibliotheken hergeben, die Darstellung aber weder gedanklich noch erzählerisch in Fluss kommt. König und Missionarin Ähnlich verhält es sich mit dem zweiten Aufsatz, der ebenfalls einer interessanten, aber vor allem kuriosen Figur gewidmet ist: nämlich dem französischen Anwalt, der sich 1860 selbst als Aurelio-Antoine I. zum König von Araukanien und Patagonien erklärte. Besser steht es dagegen um den dritten Essay, die anrührende Geschichte der italienischen Nonne Ángela Vallese, die 1888 in der einstigen Strafkolonie Punta Arenas an Land ging. Unerschrocken verrichtete sie Missionsarbeit bei den indigenen Bewohnern Feuerlands und der Magellanregion, die sie als gleichberechtigt ansah, ohne ihnen die Aufgabe ihrer Identität abzuverlangen. Sie versucht, ihnen den Geruch des Weihrauchs zu ersparen, weil sie versteht, dass sie diesen genauso verabscheuen, wie sie selbst das ranzige Walöl. Sie ist nicht schockiert, wenn die Männer kaum bekleidet sind und die Frauen nackt ankommen und nach Schiffszwieback fragen. Quelle: Claudio Magris – Kreuz des Südens. Drei unwahrscheinliche Leben Das antarktische Grauen Es sind zweifellos außergewöhnliche Menschen, die Magris uns hier vorstellt, aber ihre ganz besondere Aura erhalten sie vor allem durch die fernen Weltgegenden, in die sie sich vorgewagt haben. Der Autor selbst geht sogar noch weiter, wenn er zum Abschluss mit Blick auf die polaren Regionen dem, wie er es nennt, „weißen antarktischen Grauen“ gedanklich nachspürt, über das Edgar Allan Poe oder Jules Verne geschrieben haben. Diese Seiten gehören zu den besten des Buches von Claudio Magris, das nur zum Teil überzeugen kann.…
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1 Baden-Württembergische Kinder- und Jugendtheatertage – Jugendtheater erreichen große Vielfalt an Menschen 10:15
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„Wir erreichen eine Breite der Gesellschaft, die sonst fast keine Kunstform erreicht“, sagt Ulrike Stöck, Intendantin des Jungen Nationaltheaters Mannheim. Sie ist die Gastgeberin der 27. Baden-Württembergischen Kinder- und Jugendtheatertage. Bis zum 12. Juli zeigen alle Kinder- und Jugendtheater des Landes Produktionen aus ihrer laufenden Spielzeit und laden ein, mitzumachen. Im Gespräch mit SWR Kultur sagt Stöck, dass auch die Zukunft unserer Gesellschaft sowie der Stadt und des Landes auf der Bühne verhandelt werde: „Weil sich Menschen begegnen, die aus allen Herkünften, aus allen Stadtteilen zu uns kommen mit ihren Erfahrungen. Das ist eine besondere Form der Kunst“, so Ulrike Stöck.…
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1 Frühe Arbeiten – Ben Willikens in Leinfelden-Echterdingen 4:06
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Ein besonderer Künstler in der kleinen Musberger Galerie Normalerweise werden in der Galerie Altes Rathaus Musberg zeitgenössische Künstler vorgestellt, die noch nicht so bekannt sind und deren Kunst vor allem nicht großformatig ist. Denn dafür ist das kleine, niedliche, historische Gebäude mit seinem Glockenturm und den schiefen Wänden nicht besonders geeignet. Dass ausgerechnet Ben Willikens, der für das Großformat auch international bekannt ist, hier ausstellt, ist schon was Besonderes. Der Grund: der heute 86-jährige Künstler hat der Stadt Leinfelden-Echterdingen viel zu verdanken. Ben Willikens tauschte Kunst gegen Miete Denn er ließ sich Ende der 1960er-Jahre auf einen Deal mit dem kunstsinnigen Bürgermeister Eckhardt Laible ein, der Mieter für ein ehemaliges Fabrikgebäude suchte. „Weil Ben Willikens keine Miete zahlen konnte, kam die Idee, dass er mit Kunstwerken bezahlt. Für Leinfelden-Echterdingen ein enormer Glücksfall, dass wir jetzt solche frühen Werke in unserer Sammlung haben.“, sagt Caroline Meyer-Jürshof vom Kulturamt. „Raum ist die Grundbedingung für Kunst“ Über 40 Werke wechselten so damals den Besitzer, darunter Druckgrafiken, Zeichnungen, seltene Reliefs oder Werke aus dem Zyklus „Anstaltsbilder“. Etwa die „Anstaltsliege Nr.1“ von 1972. Damals war das Bild - Acryl auf Leinwand - 2000 DM wert, heute würde es ca. 80 000 Euro bringen, was Ben Willikens aber nicht reut. „Das spielt heute auch keine Rolle mehr“, sagt der Künstler. „Aber ich muss sagen: Ein Künstler braucht am Anfang viel Raum. Heute habe ich in einem einzigen Atelier 2000 Quadratmeter und mein Stuttgarter Atelier ist auch noch da. Raum ist die Grundbedingung und das kann man am Anfang eben nicht zahlen“, so Willikens. Erstmals Zeichnungen der Reihe „Cyclon B“ zu sehen In dieser Zeit entstanden die Werke, von denen nun über 20 erstmals zu sehen sind. Willikens, der zuvor an der Kunstakademie in Stuttgart studiert hatte und gerade von einem Stipendium in London zurückgekommen war, begann sich in dem kleinen Atelier künstlerisch mit den Verbrechen des Nationalsozialismus und mit dem Krieg zu beschäftigen, den er als Kind in Leipzig erlebt hatte. So entstand etwa auch die Zeichnungsreihe „Cyclon B“. Zu sehen: surreal anmutende, seltsam deformierte Wesen im Vordergrund, im Hintergrund Fabrikanlagen und Schornsteine – alles im für den Künstler typischen grau in grau. „Es ist das erste Mal, dass vier dieser Zyklon B-Zeichnungen in einer Ausstellung gezeigt werden, da er sie selbst für lange Zeit für nicht gelungen gehalten und weggesperrt hatte. Die Serie zeigt, wie Willikens hingekommen ist zur Hauptkonzeption seiner Kunst: Die Welt ist eine Anstalt und der Mensch ist ihr Insasse.“, sagt die Kuratorin Isabel Skokan.…
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1 Heiß, vielfältig, preiswürdig: So war das Münchner Filmfest 2025 6:13
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„Die Preise gingen an zwei ernste, starke Filme – das war im Großen und Ganzen angemessen", sagt Rüdiger Suchsland. Trotz dieser Höhepunkte äußert er auch Kritik: „Die selbst gesetzten Ansprüche des Festivals als Plattform Nummer eins für deutsches Filmschaffen sind sicher nicht erfüllt worden.“ Wer sich durchwühlt, entdeckt viel Neben dem Wettbewerb beeindruckte das Festival durch internationale Entdeckungen wie den argentinischen Film „El aroma del pasto recién cortado“ von Celina Murga. Auch Cannes-Highlights fanden ihren Weg nach München, darunter „In die Sonne schauend“ von Mascha Schilinski. „Man muss sich durchwühlen, aber dann entdeckt man viel", so Suchsland.…
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1 Beeindruckendes Opern-Doppel „Gianni Schicchi“ und „Elektra“ – So geht Musiktheater mit Relevanz 3:48
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Unterschiedliche Opern, ähnliches Thema Man kann sich seine Familie nicht aussuchen. Bei den Opernfestspielen in Heidenheim verbindet Regisseurin Vera Nemirova die groteske Verwandtschaft im mittelalterlichen Florenz von Giacomo Puccinis „Gianni Schicchi“ mit Richard Strauss‘ rachsüchtiger Eltern-Kinder-Aufstellung der antiken „Elektra“. Sie fügt zwei höchst ungleiche Ästhetiken über das fast gleiche Thema zusammen. Rory Musgrave spielt Gianni Schicchi hinreißend Puccinis Familie ist durch die Kostüme von Cristina Lelli recht schrill. Designklamotten zwischen fürchterlich und Luxus. Ziemlich unerträglich findet das auch Buoso Donati an seinem Geburtstag und entzieht sich der heuchlerischen Familienfeier durch Selbstmord. Anstelle Geburtstagskaffee findet die Erbschleicherei mit Hilfe des Außenseiters Gianni Schicchi statt. Der so offensichtlich schwule, hinreißend maskulin von Rory Musgrave verkörperte Gianni Schicchi schlüpft in die Rolle des verstorbenen Bruders und diktiert das Testament neu. Tricks und Erbschleicherei in Puccinis Oper Anstelle der Mönche soll jetzt die Verwandtschaft alles bekommen. Er trickst sie aus und kassiert die größten Happen selbst. Und das alles, um sein verführerisch von Ava Dodd gesungenes Punktöchterchen Lauretta zusammenzubringen mit dem nonbinären Donati-Neffen Rinuccio, mit tenoralem Samt von Stefan Cifolelli dargeboten. Doch nicht nur. Denn Nemirovas Clou: der Tod ist nur gespielt und so findet Buoso Donati höchst lebendig am Ende ungestört von der gierigen Verwandtschaft mit seinem Lover Gianni Schicchi zusammen. Das Ensemble rund um die grauslige Familie ist brillant Das ist so vital schön wie es Puccinis zwischen Schmelz, Groteske und ziemlich schräger Harmonik changierende Partitur auch ist. Diese grauslige Familie ist als Ensemble einfach brillant, perfekt aus dem Bühnenhintergrund begleitet und ausbalanciert mit den Stuttgarter Philharmonikern unter der Leitung von Marcus Bosch. Vom Festspielhaus in den Rittersaal für „Elektra“ Nach der Pause geht der Opern-Pilgergang aus dem Festspielhaus in die Ruine des Rittersaals zu Strauss‘ Tragödieneinakter „Elektra“. Das Freiluftambiente dieser Mauerfront mit Fensterhöhlen ist schon ein perfekt gegebenes Bühnenbild für den Hof und Palast von Mykene. Da braucht es links nur einen Opferstein und die Badewanne des Vatermords rechts. Dazwischen sitzt die von Christiane Libor großartig verkörperte Elektra und schrubbt das Blut von den Trümmersteinen, wie einst die Künstlerin Marina Abramovic in ihrer Erinnerungsperformance das Blut von den bosnischen Knochen. Erschreckend und beeindruckend schön Diese Familie ist grauer Krieg. Die brutale Wucht von Strauss‘ Partitur ist durch das ebenfalls im Hintergrund vor der reflektierenden Wand wie ein in schwarz gehüllter antiker Tragödienchor spielende Orchester erschreckend wie faszinierend. Katerina Hebelkova singt als Klytämnestra beeindruckend schön eine im psychischen Abgrund versinkende Mutter und Gattenmörderin. Tineke van Ingelgem eine lyrische und doch leidenschaftlich zwischen Mutter und Schwester hin und hergerissene Chrysothemis. Regie packt wieder mit überraschender Schlusswendung Am Ende packt auch hier die Regie mit einer überraschend anderen Schlusswendung. Elektra überlebt, geht und kehrt der Familie den Rücken, während der tödliche rächende Bruder Orest sich den Mantel des Vaters überstreift und das Mordbeil in die Höhe reckt. Familien sind niemals harmlos. Der außerordentliche Abend ist ein enormer Kraftakt, den vor allem die Stuttgarter Philharmoniker und Marcus Bosch mit komödiantischer und tragischer Hingabe von Sonnenuntergang bis zur Mitte der Nacht bewältigen. Er ist ein Opern-Totalerlebnis und zeigt zurecht, dass die Opernfestspiele Heidenheim derzeit eines der besten Festivals für Musiktheater mit Relevanz sind.…
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1 Wahrhaftig und gründlich erzählen – Die Mainzer Bestseller-Autorin Elena Fischer im Gespräch 16:10
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„Die Mutter ist mit Wumms zu mir gekommen. Sie hat sich richtig eingestellt,, hat mir immer ins Ohr geflüstert, was sie zu Billy sagt und war dann auch ganz lange meine heimliche Hauptfigur“, erzählt Fischer im Gespräch mit Moderator Anno Wilhelm im Pop-Up-Studio in Mainz. Elena Fischer arbeitet sehr diszipliniert und versucht, täglich zu schreiben. Wichtig sei für sie gründliche Vorab-Recherche und eine Wahrhaftigkeit gegenüber den erdachten Figuren. Wir sollten uns nicht anmaßen, zu beurteilen, was ein gutes Leben ausmacht Quelle: Elena Fischer Roman-Erstling war nicht einfach Der Weg zum Roman-Erstling war ein beschwerlicher: Ursprünglich hatte Fischer die Geschichte aus zwei Perspektiven erzählen wollen, war dann aber nach 80 Seiten steckengeblieben. „Ich habe es weggeworfen und dann in der Küche meiner Mutter neu angefangen“, erzählt die Autorin aus Mainz-Gonsenheim rückblickend.…
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1 Eine Schau der Superlative: „Kandinsky, Picasso, Miró – zurück in Luzern“ 3:58
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„Das ist unrealisierbar!“, meinte ein Kollege zu Fanni Fetzer, Museumsdirektorin des Kunstmuseums Luzern, als sie ihm von ihrem Vorhaben erzählte: Sie wolle die legendäre Ausstellung „these, antithese, synthese“ von 1935, in der fast hundert Gemälde der damaligen Avantgarde im Kunstmuseum Luzern gezeigt worden waren, rekonstruieren. Die Werke, die damals fast alle direkt aus den Ateliers der Kunstschaffenden kamen, hängen mittlerweile in den renommiertesten Kunsthäusern auf der ganzen Welt. Zum Jubiläum bringt „Kandinsky, Picasso, Miró – zurück in Luzern“ die großen Namen nun wieder zusammen – nicht ohne Hindernisse. Schwarz-weiß Fotografien bezeugen originale Hängung Der Zweifel des Kollegen weckte den Ehrgeiz der Museumsdirektorin. Mit einem kleinen Team legte sie los. Es gibt wenige historische Dokumente, ein wenig Korrespondenz, einen schmalen Ausstellungskatalog. Und: Fünf schwarz-weiß Fotografien, die die damalige Hängung der Werke zeigen. Etwa von einem Ausstellungsraum, in dem drei Arbeiten von Piet Mondrian zu sehen sind. Die Recherche nach den Bildern verlief dabei nicht immer erfolgreich, wie bei einem der Mondrian-Bilder: „Wir haben dieses Bild schließlich bei Instagram gefunden. Da hat es jemand aus einer Ausstellung in der Tate Gallery gepostet. Wir haben dann die Tate kontaktiert, die uns viele andere Arbeiten für diese Ausstellung geliehen hat.“ Das Mondrian-Werke sei aber eine private Leihgabe gewesen. Aus Datenschutzgründen leitete die Tate die Anfrage zwar weiter – eine Antwort kam jedoch nicht, so die Museumsdirektorin. Fundraising für ein Mammut-Projekt Dass dieses Mammut-Projekt mit 60 Bildern zustande kommen würde, war nicht immer klar: „Es gab einen Moment, da hatten wir 40 Werke gefunden und zugesichert bekommen, in dem ich dachte: Jetzt müssen wir es absagen. Mit 40 Werken kann ich die Geschichte nicht erzählen. Dann haben wir uns nochmal eine Frist gesetzt.“ Über Fundraising konnten die horrenden Kosten für Versicherungen und Transporte gestemmt werden: „Jetzt haben wir gut 90 Werke hier.“ Werke, die von Kurieren aus 15 Ländern nach Luzern gebracht worden sind, aus Museen oder von privaten Leihgebern: Gemälde von Pablo Picasso und Georges Braque, von Kandinsky, Miró, Klee und Van Gogh. Die gemeinsame künstlerische Linie: neue künstlerische Ausdrucksformen. Luzern als Pol für die Avantgarde Doch wieso wurde ausgerechnet das kleine Luzern damals zum Zentrum der klassischen Moderne? Ab den 1920er-Jahren verlagerte sich aufgrund der politischen Umbrüche der internationale Kunstmarkt im deutschen Sprachraum in die Schweizer Stadt. „Galerien eröffneten, weil die moderne Kunst im aufkommenden Nationalsozialismus zunehmend unter Druck geriet“, so Fetzer. Die Arbeiten stammten von Kunstschaffenden, die in Deutschland teils als „entartet“ diffamiert worden waren. Luzern war über seine Händler bei Künstlern bekannt. Sophie Taeuber Arp damals als einzige Künstlerin vertreten Der Avantgarde-Gedanke wurde in der damaligen Schau jedoch nicht ganz eingelöst. Gleichberechtigung spielte nämlich keine Rolle. Neben 23 Künstlern wurde nur eine Künstlerin eingeladen, Sophie Taeuber Arp – und das auch nur auf Druck ihres Ehemannes Hans Arp, der sonst seine Werke zurückgezogen hätte. Auch der britische Maler Ben Nicholson wollte, dass neben seinen Werken die seiner Frau, der Bildhauerin Barbara Hepworth gezeigt werden. Das dreiköpfige Kuratorenteam lehnte ab. Grund genug für das heutige Team, an dieser Stelle von der historischen Vorlage abzuweichen: „Wir haben von Barbara Hepworth sechs Arbeiten dazu genommen, um zu zeigen, dass ihre Arbeiten mit denen von Hans Arp, Giacometti oder von Calder locker mithalten.“ Es war damals eine Schau der Superlative. Die Neuinterpretation „Kandinsky, Picasso, Miró– zurück in Luzern“ ist es noch immer.…
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1 Der Dalai Lama wird 90: „Er gibt den Mut zum Überleben“ 5:16
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Eine Säule des tibetischen Buddhismus „Wir sind sehr froh, dass er immer noch gesund und munter ist“, sagt Sonam Lama anlässlich des bevorstehenden 90. Geburtstags von Tenzin Gyatso, dem 14. Dalai Lama. Geboren wurde er am 6. Juli 1936 als Lhamo Döndrub im Dorf Taktser (Chinesisch: Hongya) im Nordosten Tibets. Im Alter von zwei Jahren wurde er als Wiedergeburt des 1933 verstorbenen 13. Dalai Lama anerkannt. Bis heute sei der Dalai Lama, der sich 2011 von seinen politischen Ämtern zurückzog, eine Säule für das Haus des tibetischen Buddhismus, so Sonam Lama. Sein Geburtstag sei „ein ganz großer Tag“, sowohl für Exil-Tibeter als auch für die Bevölkerung in Tibet selbst. Seit 1959 im indischen Exil Im November 1950 übernimmt der damals 15-Jährige die weltliche Herrschaft über Tibet. Unter militärischem Druck seitens der Volksrepublik China unter Mao Zedong stimmt er am 23. Mai 1951 der sogenannten „friedlichen Befreiung Tibets“ zu, die zwar die Integration Tibets in China festlegte, dem bisherigen Königreich jedoch innenpolitische und religiöse Autonomie zusicherte. Infolge des Tibetaufstands 1959 floh der Dalai Lama ins Exil nach Indien. Bis heute engagiert sich Tenzin Gyatso für die Autonomie Tibets innerhalb der chinesischen Volksrepublik. Vor allem im Westen wird er als „Botschafters des Friedens“ wahrgenommen, der mit friedlichen Mitteln auf die Lage seines Heimatlandes aufmerksam machen wolle. Für sein Engagement wurde der Dalai Lama 1989 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Weltweit habe der Dalai Lama eine sehr große Bedeutung, bestätigt Sonam Lama im Gespräch mit SWR Kultur. Wenn man in einem Land lebt, das keine Meinungsfreiheit oder kulturelle Freiheit hat, dann gibt er Mut zum Überleben. Quelle: Sonam Lama, Verein der Tibeter in Deutschland Tenzin Gyatso habe sein ganzes Leben in den Dienst des tibetischen Volkes gestellt und versucht, der Welt eine friedliche Lösung in der Tibetfrage aufzuzeigen, so die stellvertretende Vorsitzende des Vereins der Tibeter in Deutschland weiter. Wer wird die Nachfolge des Dalai Lama antreten? Anlässlich des 90. Geburtstages häufen sich nun die Fragen nach der Nachfolge des geistigen Hauptes des tibetischen Buddhismus. „Ich bekräftige, dass die Institution des Dalai Lama fortbesteht“, erklärte Tenzin Gyatso in einer Videobotschaft aus dem nordindischen Exil in Dharamsala . In der Vergangenheit hatte er die Frage immer wieder offen gelassen. Zudem bekräftigte er, dass allein die Tibeter das Recht hätten, die Reinkarnation eines neuen Dalai Lama anzuerkennen. Auch die chinesische Regierung erhebt Anspruch auf die Ernennung des Nachfolgers. Als 1989 die zweithöchste spirituelle Autorität nach dem Dalai Lama, der Panchen Lama, starb, widersetzte sich China 1995, den durch die tibetische Exilregierung anerkannten Nachfolger zu ernennen. Stattdessen inthronisierten das Land einen eigenen Kandidaten. Seither ist der Aufenthaltsort des in den Augen vieler Tibeter rechtmäßigen Panchen Lama unbekannt. Es sei schwer vorherzusagen, wie die Reinkarnation des Dalai Lama sich verhalten werde, meint Sonam Lama. Er werde ein anderes Wesen sein, viele Faktoren werden für seine politische Haltung eine Rolle spielen. Sollte die chinesische Regierung wie einst im Fall des Panchen Lama die Deutungshoheit über die Reinkarnation beanspruchen, so Sonam Lama, brauche Tibet internationale Unterstützung.…
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1 Oasis-Reunion 2025: Gallagher-Brüder sorgen für Britpop-Nostalgie 6:39
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Cardiff rechnet mit sehr vielen Besuchern – auch aus Deutschland. Warum begeistert diese Band noch immer? Musikexperte Bernd Lechler meint im Gespräch mit SWR Kultur, dass es hier vor allem um eine Britpop-Nostalgie geht: „Oasis sind eine ikonische Marke“. Wie kaum eine andere Gruppe verkörperte Oasis in den 1990er-Jahren eine lässige, hedonistische und breitbeinige „Lad Culture“, so Lechler, auch durch ihren markanten Look mit Sneakern, Parkern und schlichtem Design in Schwarz-Weiß. 2009 zerbricht Oasis am Streit der Gallagher-Brüder Im August 2009 verließ Songwriter Noel Gallagher nach einer Backstage-Prügelei die Band, wenige Monate später erklärte Frontman Liam Oasis offiziell für aufgelöst. Trotzdem sei Oasis immer unterhaltsam gewesen, so der Experte. Der immerwährende Streit der Gallagher-Brüder habe dafür gesorgt, dass die Band bis heute in den Schlagzeilen präsent bleibe. Erinnerung an das „Cool Britannia“ der 1990er-Jahre Auch künstlerisch waren die Geschwister nie komplett weg. Noel Gallagher war mit den „High Flying Birds“ aktiv, Liam hatte mit Oasis-inspirierter Musik in den britischen Charts Erfolg. Ob die Reunion-Tour nun das Resultat einer Annäherung der Brüder ist, wisse man nicht genau, so Lechler. Anzeichen gebe es jedoch. Vermutlich wolle die Band aber auch ihre Musik wieder vor vollen Stadien performen. Zudem haben die Songs von Oasis etwas zeitloses und einen großen Nostalgie-Faktor. Gerade in Großbritannien galten die 1990er-Jahre mit der „Cool Britannia“ als eine optimistische und zuversichtliche Zeit ohne große Zukunftsangst. Dieses Gefühl könnte Oasis nun auch für neue Generationen auf die Bühne bringen.…
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1 Spannend: Neues Deutsches Fernsehen beim Filmfest München 4:00
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Jung, ehrgeizig und hoch motiviert Rebekka ist eine ehrgeizige junge Polizeianwärterin. In Heilbronn will sie bei einer Spezialeinheit ins Stammpersonal aufgenommen werden. Dafür geht sie auch Risiken ein, erklärt sich zu verdeckten Ermittlungen im Drogenmilieu bereit. In der Stadt begegnet sie auch Drogen- und Waffenhändlern, die der rechten Szene in ihrer Heimat in Thüringen nahestehen. Die Szene kennt sie durch ihren Onkel, der beim Staatsschutz tätig war. „Die Nichte des Polizisten“ basiert auf Heilbronner Polizistenmord Es liegt im Bereich des Möglichen, dass die Polizistin Michèle Kiesewetter ermordet wurde, weil sie illegalen Geschäften im Zusammenhang mit rechten Netzwerken in die Quere kam. Der Film würde aber auch und vielleicht sogar noch besser funktionieren, wenn er sich von dem historischen Vorbild wieder komplett gelöst und die spekulative Ebene vermieden hätte. Denn sein eigentliches Anliegen ist die Darstellung der Polizeiausbildung und ihrer Belastung, zum Beispiel im Umgang mit Gewalt. Regisseur Dustin Loose wollte den jungen Polizistinnen und Polizisten auf Augenhöhe begegnen. Die Auszeichnung mit dem Bernd-Burgemeister-Preis ist nachvollziehbar. Staffel zwei der historischen Wiesn-Saga „Oktoberfest“ enttäuscht Anders als bei dem zweiten Preisträger, der Serie „Oktoberfest 1905“ – der Fortsetzung der historischen Wiesn-Saga, die vor fünf Jahren begann. Die Serie groovt sich auf dem wuchtigen Ton der ersten Staffel ein, entwickelt die Figuren aber kaum weiter. Dabei waren die acht Serien, die in München in der Reihe Neues Deutsches Fernsehen gezeigt wurden, insgesamt von hoher Qualität und originell erzählt. Große Bandbreite in der Film- und Serienproduktion Die Bandbreite war ausgesprochen groß: Impro-Comedy über eine fingierte Hochzeit, eine pokerspielende Muslima oder Moritz Bleibtreu als Mister Pommeroy in der Vorgeschichte des Silvester-Klassikers „Dinner for One“. Um die Spitze der kommenden Fernsehproduktionen muss man sich also keine Sorgen machen, darunter wird es laut Programmchefin Ulrike Frick schnell etwas eindimensional. Young Adult Produktionen rücken ins Zentrum Innovatives begegnet einem da gerne mal beim Programm für Jugendliche und junge Erwachsene. Die brauchen gerade die Mediatheken der öffentlich rechtlichen Sender in Konkurrenz zu den großen US-Plattformen, das war auch in München spürbar. Sogenannte Young-Adult-Produktionen wie die Serie „Schattenseite“ nach einem Roman von Social-Media-Star Jonas Ems haben auf jeden Fall das Zeug dazu, mitzuhalten. Sie sind unterhaltsam, intensiv und behandeln brennende Themen wie die mentale Gesundheit bei Jugendlichen. Als Investment in das Publikum der Zukunft nicht der schlechteste Weg.…
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1 Der letzte Gang eines Patriarchen – Neufassung von Shakespeares „King Lear“ am Theater Heidelberg 4:05
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Übergabe des Lebenswerks nur fürs Publikum inszeniert Polternd kommt der alte Herr Lear auf die Bühne. Er ist stinksauer. Sein Restaurant, das er aus dem Nichts aufgebaut hat, ist runtergewirtschaftet – zumindest in seinen Augen. Eigentlich ist es längst nicht mehr „sein“ Restaurant. In einer Rückblende erfahren wir, dass er es schon vor einiger Zeit an zwei seiner drei Töchter übergeben hat. An seinem Geburtstag, vor großem Publikum, hat der Patriarch die Übergabe seines Lebenswerks inszeniert. Die dritte Tochter verweigert die Schmeicheleien Die Liebesbekundungen der beiden älteren Töchter Goneril und Regan geraten zur Farce. Doch letztendlich ist das, was der alte Lear fordert, auch keine Liebe. Wohl eher unbedingter Gehorsam und absolute Loyalität. Doch die dritte Tochter, Cordelia, verweigert ihm diese Ehrbezeugung. Sie liebt ihren Vater wirklich, aber will ihm nicht schmeicheln. Vor allem will sie nicht länger seinen Vorstellungen folgen, sondern ihr Leben leben – zusammen mit der Frau, die sie liebt. Da rastet Herr Lear völlig aus und verstößt sie. Der Verfall des alten Mannes in all ihren Facetten ausgelotet Das ist der Beginn seines Verfalls – körperlich und geistig. Regisseur Stas Zhyrkov lotet die Figur des alten Mannes in all ihren Facetten aus. Mal hat man Mitleid mit ihm, wenn die Töchter ihn entmündigen und nur noch wie lästigen Ballast behandeln, mal kann man deren Wut und Verzweiflung verstehen, weil der Vater stur ist, sie als Kinder oft verletzt hat und immer noch denkt, er könnte alle und alles beherrschen. Da blitzt dann sogar etwas Original-Shakespeare auf: Dunkle Geheimnisse und Verletzungen in allen Familien Regisseur Stas Zhyrkov:„Familien sind kompliziert. Ich denke, alle Beziehungen zwischen Eltern und ihren Kindern haben ihre Konflikte. Es gibt überall dunkle Geheimnisse, Verletzungen, manchmal sogar traumatische Erlebnisse …. Und wenn dann die Kinder erwachsen sind und sich von den Eltern trennen, ist das hart für alle. In dem Fall besonders für den Vater.“ Das Stück zeigt, dass in einer Familie alle eng miteinander verwoben sind, ob sie es wollen oder nicht. Der alte Lear ist plötzlich abhängig von seinen Kindern. Die beiden Töchter und der Schwiegersohn streiten sich ums Erbe. Nur wenige Stellen mit Original-Text Regisseur Stas Zhyrkov: „Klassiker sind Klassiker, weil ihre Themen immer noch relevant sind. Aber in unserer Neufassung gibt es nur noch an wenigen Stellen Original Shakespeare-Text. Doch der Plot des Originals ist unsere Grundlage. Und für uns war es wichtig, Shakespeares Text immer im Hinterkopf zu haben – ohne das hätte es nicht funktioniert. Und: Diese heutige Fassung ist eine Teamarbeit. Zwischen dem Autor Pavlo Arie, dem Schauspieler- und dem gesamten Produktionsteam, es ist auch viel Improvisation dabei - und das mag ich wirklich sehr.“…
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1 Zu wenig Zulauf: Görres-Gymnasium in Koblenz gibt altsprachliches Profil auf 3:49
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احب3:49
„Alea iacta est“ – „Die Würfel sind gefallen“. Das altehrwürdige Görres-Gymnasium in Koblenz wird sein traditionelles humanistisch altsprachliches Profil aufgeben und neusprachlich werden. Der Grund sind zu wenige Anmeldungen. Für die einen ist das eine gute Entscheidung. Für die anderen ein herber Verlust.…
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1 600 Tonnen Kies – Aufwändige Bühne bei den Wormser Nibelungen-Festspielen 3:38
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احب3:38
Im Stück „See aus Asche“ von Roland Schimmelpfennig spielt der Schatz der Erde – das Rheingold – eine zentrale Rolle. Regisseurin Mina Salehpour und ihr künstlerisches Team haben für diesen Schatz eine steinige Übersetzung gefunden: Die Bühne vor dem Wormser Dom wird komplett mit Kies aus dem Rhein bedeckt. Das ist die Besetzung der Nibelungen-Festspiele 2025:…
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1 Kultserie „Zurück in die Zukunft“ erzählt vom Zeitgeist der 1980er-Jahre 6:37
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„Zurück in die Zukunft“ biete auf unterhaltsame und humorvolle Weise eine geniale Einführung in Quantenphysik und Zeitreisen und zeige zugleich den damaligen Glauben an den Fortschritt der Technik, so Suchsland. Das Amerika der 80er-Jahre sehnte sich zurück in die Vergangenheit Das Werk von Regisseur Robert Zemeckis, produziert von Steven Spielberg, erzähle aber auch viel über das Amerika der 80er-Jahre unter Präsident Ronald Reagan, eine kritische Zeit, in der sich viele Menschen nach der Vergangenheit zurücksehnten, in diesem Fall die 1950er-Jahre. Doppelte Bewegung in Zukunft und Vergangenheit Doch der Film zeige ebenso, dass auch in der Vergangenheit nicht alles so perfekt war, wie man es sich gerne vorstellt. „Zurück in die Zukunft“ beschreibe eine doppelte Bewegung: zurück in eine scheinbar bessere Zeit und zugleich nach vorn in eine noch formbare Zukunft. Diese Spannung spiegele „was auch noch heute in der Gegenwart ja das Dilemma moderner Gesellschaften ist“, so der Filmexperte.…
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1 Start des Musikfestivals Jazzopen in Stuttgart – „Die Künstler schätzen die Qualität hier“ 6:15
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Diese Künstler kommen 2025 auf den Stuttgarter Schlossplatz „Wir sind jetzt sieben Tage auf dem Schlossplatz – und das Programm ist breiter“, sagt Schlensog zur diesjährigen Ausgabe der Jazzopen. Wichtig sind ihm die „Open Stages“ – Gratiskonzerte für Leute, die sich die Tickets nicht leisten können. Über das gewaltige Line-Up des Events – unter anderen treten Kylie Minogue, Lionel Richie, Diane Reeves, Kraftwerk, Jean-Michel Jarre und Zucchero auf – sagt Schlensog: „Wichtig ist die Reputation. Die Künstler schätzen die Qualität, die wir hier produzieren.“ Jazzopen bald auch in Italien Ab dem nächsten Jahr wird es eine Ausgabe der Jazzopen auch im italienischen Modena geben. Über die Ausweitung sagt Schlensog: „Italien hat eine unglaubliche musikhistorische Tradition. Bei Modena ist wichtig, dass wir in einer prosperierenden Region sind, denn ohne ein entsprechendes Sponsoring ist ein solches Festival wirtschaftlich eine schlechte Idee“. Auf die Frage, welchen Weltstar er sich für die kommenden Jahre noch wünscht für das Stuttgarter Event, antwortet Schlensog: „Er muss nicht aus dem Jazz kommen, aber wenn sie an Billy Joel denken, sehen Sie einen Menschen, der im Grunde beides kann. Und es gibt im Mainstream John Mayer – also da gibt's schon noch offene Wünsche.“…
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1 Musikalischer Blick ins Tierreich: „Das schlaue Füchslein“ am Staatstheater Mainz 3:47
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Abstrakter Wald nach Gerhard Richter In die abstrakten Rakelbilder Gerhard Richters kann man viel hineinsehen. Auch einen impressionistischen, in gelb-grün gehaltenen Lichterdom eines Waldstücks. Das ist der an die Malergröße angelehnte Bühnenhintergrund von Christoph Schubiger für Erik Raskopfs Inszenierung von Leoš Janáčeks Tieroper „Das schlaue Füchslein“ am Staatstheater Mainz. Doch halt. Erleben wir hier wirklich singende Tiere auf der Bühne? Im Grunde ist Janáčeks Ansatz ein ähnlicher wie der von Gerhard Richter: Es muss sich in unserem Kopf zusammensetzen, ob wir singende Tiere erleben oder nicht. Maskierte Sänger verkörpern Tiere Die Imagination Janáčeks ist jedenfalls perfekt. Seine Methode, der in die Instrumente übertragenen Sprechmelodien, hat er in diesem Fall auch aufs Tierische ausgeweitet. Entsprechend folgt die Regie solch technisch perfektionierter Imagination. Die Sängerinnen und Sänger stellen Tiere nicht dar, sie verkörpern sie mit schön und genau gearbeiteten Masken. Lediglich die Schar der gackernden, Eier legenden Hühner treten als ziemlich spießiges Damenkränzchen mit Handtäschchen auf. Sie sind auch bei Janacek die am weitesten domestizierten und ihrer animalischen Natur entfremdeten Arbeiterinnen einer Legebatterie. Auch die anarchische Füchsin kann sie nicht befreien, sondern sie nur erwürgen. Abstrakter Realismus auf der Mainzer Opernbühne Die Menschen sind in Raskopfs Inszenierung ebenfalls diejenigen, die sie zu sein haben. Zum ersten Orchesterzwischenspiel treten bereits die Försterbuben auf und reißen der Grille kurzerhand den Kopf ab. Das zeigt schon das verständnislose Gebaren des Menschen gegenüber der Natur. Dass die Heuschrecke dann den gemeuchelten Gefährten betrauert, übersteigt ihr Vorstellungsvermögen. Die Welt dieser Tieroper ist weder märchenhaft, schon gar nicht niedlich, sondern gemäß der hier gesetzten Bildwelt abstrakter Realismus. Hinreißend besetzt: Fuchs und Füchsin Lediglich Fuchs und Füchsin streifen sich die Masken ab. Denn sie erleben etwas sehr Menschliches: erotische Lust. Tierisch ist schon bei Janacek dann die prompte Schwangerschaft nach dem ersten Mal. Das Paar in Mainz ist hinreißend: Dorin Rahardja als Füchsin ist eine Wucht. Sie hat die ganze Bandbreite vom Kindlich-Mädchenhaften übers anarchische Aufbegehren bis hin zum erstaunten Entdecken sexueller Befriedigung. Und im Fuchs von Karina Repova hat sie die ideale, ebenbürtige Partnerin. Oder doch den Partner? Es ist eben eine Frage der Imagination. Hier gelingt sie ganz fantastisch. Maskenbilder*in Markus Dillmann arbeitet an den Masken für „Das schlaue Füchslein“ Überzeugende Ensembleleistung Und auch die so inkompatible Welt der Menschen, gleichsam leid-, lust- und toddurchzogen, wie die der Tiere, ist gleichfalls treffend besetzt mit dem markanten Förster von Derrick Ballard, bei dem doch die Sensibilität der Erinnerung ans längst erloschene Liebesglück immer durchscheint. Und auch die zwischen Mensch und Tier changierende Mehrfachrolle von Pfarrer und Dachs ist bei Stephan Bootz gut aufgehoben, um nur ihn im recht homogenen Ensemble zu nennen. Hermann Bäumer verabschiedet sich vom Staatstheater Mainz Hermann Bäumer dirigiert zum Abschied ein nicht einfach zu händelndes Meisterwerk als Wunschprojekt. Er leuchtet jeden Winkel von Janáčeks brillant instrumentierter Collage seiner Sprechmelodien aus und lässt jede Schicht transparent werden, was man so nicht immer gehört hat. Es ist eine wunderbare Visitenkarte für den scheidenden Mainzer Generalmusikdirektor. Denn er wechselt an die Prager Staatsoper, wo Janacek sicher nicht nur Kür sein wird. Sein letztes Dirigat in Mainz zeigt: Er ist der richtige Mann für Prag. Auch wenn er kein Tscheche ist. Aber er hat es im Blut oder sagen wir, er kann es gut imaginieren.…
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1 Jagoda Marinić, Leiterin des Heidelberger Literaturfestivals "FeeLit": Literatur kann Licht in Zeiten der Krisen bringen 5:51
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Die diesjährige Ausgabe steht unter dem Motto „That's how the light gets in“ – „So fällt das Licht hinein“, inspiriert von einer Zeile aus Leonard Cohens Song „Anthem“. Das Festival spiele für das kulturelle Leben Heidelbergs eine wichtige Rolle: In den letzten Jahren habe sich das Publikum des „FeeLit“ verzehnfacht, erklärt Marinić. „Wir haben viele neue Zielgruppen erschlossen – Kinder, Jugendliche, Familien, Menschen, die zuvor nie auf dem Festival waren“, das zeige, wie groß das Interesse an Kultur sei. Umso bedauerlicher findet sie es, dass das Festivalbudget im kommenden Jahr halbiert werden soll. Kultur sei existenziell und wichtig für demokratische Gesellschaften, betont Marinić. Der Beweis dafür, seien Abende wie der gestrige zur Festivaleröffnung: „Viele Menschen sagten zu mir: Das ist das Licht, das wir brauchen.“ Viele internationale und renommierte Namen sind in diesem Jahr dabei – darunter Cornelia Funke, Didier Eribon, Martina Hefter, Robert Menasse, Francesca Melandri und viele mehr. Das Festival läuft noch bis zum 12. Juli.…
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1 Werke der Installationskünstlerin Helena Hafemann in der Kunsthalle Mainz 3:53
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Sie bearbeitet Porzellangeschirr, Tapetenrollen, Wolle und ausrangierte Schienen von Modelleisenbahnen. Helena Hafemann ist in ständigem Dialog mit alltäglichen Gegenständen, bringt sie in andere Kontexte und definiert sie dadurch völlig neu. Schon als Studierende sammelte sie Erfahrungen als Künstlerin und Kuratorin. Die Mainzer Kunsthalle zeigt sie zusammen mit zwölf anderen Absolventinnen der Mainzer Kunsthochschule.…
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1 Oper meets Post-Punk in Stuttgart: Die Band „Futsch“ mit Sopranistin Josefin Feiler 3:48
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Um vor allem ein junges Publikum anzusprechen, veranstaltet die Oper die „Littmann-Sessions“. Mit dabei ist diesmal die Stuttgarter Band Futsch, deren Sängerin die Sopranistin Josefin Feiler ist. Normalerweise ist sie an der Stuttgarter Oper in anspruchsvollen Charakterrollen zu erleben. Die Songs – Post-Punk mit einer Brise Neuer Deutscher Welle – erarbeiten die Bandmitglieder gemeinsam. Und bei den Texten geht es etwa um Fragen, wo man mit Mitte 30 im Leben steht oder was schief läuft in unserer Gesellschaft.…
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1 Asghar Farhadi: Drehe erst wieder im Iran, wenn Frauen kein Kopftuch mehr tragen 3:20
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Ich kann es kaum erwarten, Frauen ohne Kopftuch auf den Straßen Teherans zu filmen, in der Hoffnung, dass sich eines Tages die Regeln ändern. Quelle: Asghar Farhadi, iranische Regisseur Diese Bemerkung fiel beiläufig im Rahmen einer Diskussion über seine Arbeitsweise – hatte aber das Gewicht eines politischen Statements. Ashgar Farhadi, dessen Werk oft für seine subtile Gesellschaftskritik gelobt wird, sprach in Bologna ungewöhnlich direkt und trotzdem vorsichtig und klug über die Lage in seinem Heimatland. Trailer: „The Salesman“ (Asghar Farhadi, 2017) – Oscar bester fremdsprachiger Film Nicht mit Schauspielerinnen drehen, die ein Kopftuch tragen Zurzeit dreht Farhadi nicht im Iran. Der Grund: das verpflichtende Tragen des Hijab für Frauen vor der Kamera. „Ich möchte nicht mit Schauspielerinnen drehen, die ein Kopftuch tragen – mein nächster Film wird in Frankreich entstehen“, erklärte er. Es ist die klare Aussage eines Regisseurs, der Teheran bislang nie den Rücken gekehrt hatte. So betonte er seine emotionale Bindung: „Ich lebe weiterhin in Teheran, das ist mein Zuhause – jedes Mal, wenn ich keine beruflichen Verpflichtungen habe, kehre ich nach Hause zurück.“ Trailer „Nader und Simin“, Asghar Farhadi2017) – Oscar bester fremdsprachiger Film Wachsende Repression gegen Kulturschaffende im Iran Farhadis Aussagen fallen in eine Zeit internationaler Spannungen und wachsender Repression im Iran, insbesondere gegen Kulturschaffende. Dass Farhadi sich trotz internationaler Karriere noch öffentlich äußert, ist bemerkenswert – und wurde von der italienischen und internationalen Presse gleichermaßen gewürdigt. Es war ein ehrlicher, politisch kluger und vorsichtiger Auftritt. Das Festival selbst unterstrich, dass der Regisseur sich auch im Gespräch stets der Kraft des Kinos als gesellschaftlicher Resonanzraum bewusst war. Künstlerische Wurzeln im italienischen Neorealismus Ästhetisch bleibt Farhadi dem realistischen Erzählkino treu, das ihn berühmt gemacht hat. Die Masterclass in Bologna verdeutlichte auch seine künstlerischen Wurzeln – und hier führte der Weg wenig überraschend nach Italien: „Die Figuren, die von Rossellini, De Sica und Co. erschaffen wurden, verkörpern einen Realismus voller Leben, spontan … ganz anders als die iranischen Figuren", so Farhadi. Insbesondere der Neorealismus habe ihn tief geprägt. Erzählen in Grautönen statt in Schwarz und Weiß Dabei verwies Farhadi nicht nur auf die Ästhetik dieser Klassiker, sondern auch auf ihre humanistische Tiefe. Sein eigenes Werk – darunter "Nader und Simin", "The Salesman" oder "A Hero" – ist geprägt von einer Dramaturgie, die alltägliche Konflikte aufgreift, ohne zu moralisieren. Stattdessen bietet er dem Publikum ein reflektierendes Spiegelbild gesellschaftlicher Ambivalenz. In Bologna vermittelte Farhadi als Mentor das, was ihn ausmacht: die Beobachtung der Welt ohne Urteil, das Erzählen in Grautönen statt in Schwarz und Weiß. Plädoyer für die politische Kraft der Kunst Doch über allem stand in diesen Tagen ein leiser, aber unüberhörbarer Protest gegen das, was Farhadi in seinem Land derzeit nicht mehr zeigen kann. Seine Hoffnung auf Veränderung war dabei kein propagandistischer Aufruf, sondern Ausdruck tiefer künstlerischer und menschlicher Integrität – und eine eindrückliche Erinnerung daran, dass Kino, wenn es will, politisch sein kann, ohne je plump zu werden.…
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1 Buch zur Fußball-Europameisterschaft der Frauen 2025: „Das Recht zu kicken“ – Die Geschichte des Schweizer Frauenfussballs 7:51
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Am Mittwoch beginnt in Basel die Frauenfußball-Europameisterschaft – ein Turnier, das zeigt, wie groß das Interesse an Frauenfußball mittlerweile geworden ist. „Dieser Boom hat sich längst abgezeichnet“, sagt die Genderforscherin Monika Hofmann vom Interdisziplinäres Zentrum für Geschlechterforschung (IZFG) Bern, die gemeinsam mit der Historikerin Marianne Meyer das Buch „Das Recht zu kicken“ veröffentlicht hat. Darin zeichnet sie nach, wie Fußballspielerinnen jahrzehntelang mit Vorurteilen und Verboten zu kämpfen hatten. „Noch 1943 wurde in der Schweiz behauptet, Fußball schade der Gebärfähigkeit von Frauen“, so Hofmann. Dass Frauen heute trotzdem auf dem Rasen stehen, sei keine Selbstverständlichkeit: „Dieses Recht wurde erkämpft von den Frauen – mit viel Ausdauer und Beharrlichkeit.“ Die Entwicklung sei international ähnlich, mit Phasen von Sichtbarkeit, Verdrängung und institutioneller Anerkennung. Trotzdem wünsche sich Hofmann keine Gleichmachung mit dem Männerfußball: „Niemand will Millionentransfers – wir wollen, dass Frauen vom Fußball leben können, aber nicht um jeden Preis.“…
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1 100 Jahre Patrice Lumumba: Symbol afrikanischer Unabhängigkeit und Gerechtigkeit 6:48
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„Tragisches Symbol für das, was hätte sein können“ Obwohl Lumumba nur knapp drei Monate Premierminister war, bleibt sein Andenken bis heute lebendig. „Lumumba hat heute immer noch eine sehr große Bedeutung im kollektiven Gedächtnis", sagt der Kulturwissenschaftler Dr. Julien Bobineau. Besonders in der Hauptstadt Kinshasa sei das Interesse an Lumumba nach wie vor groß. Bobineau nennt drei Gründe für seine anhaltende Wirkung: die kurze Amtszeit, seine brutale Ermordung und die jahrzehntelange Verschleierung durch Belgien. „Diese positive Mystifizierung hat ihn zum Märtyrer gemacht“, erklärt Bobineau. In einem Land voller Herausforderungen steht Lumumba für ein Versprechen von Gerechtigkeit und Selbstbestimmung. „Er ist ein tragisches Symbol für das, was hätte sein können“, so Bobineau.…
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1 „Die Tochter“: Ein Roman, der sich mit einer der folgenreichsten Entscheidungen im Leben der Frauen beschäftigt 4:09
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Ein Baby liegt schlafend in seiner Wiege – ein zerbrechliches Menschenleben. Die Erzählerin betrachtet es andächtig, will es schützen vor allen Gefahren und fühlt sich doch tief im Innern genauso verletzlich wie das Baby. Mit dieser Szene beginnt Guadalupe Nettels Roman „Die Tochter“. Die Autorin zieht uns gleich hinein in ihr Thema: Das komplexe Verhältnis der Frauen zur Mutterschaft. Für die Ich-Erzählerin namens Laura steht fest: Sie selbst will keine Kinder. Anders als in der Generation meiner Mutter, für die es undenkbar war, keine Kinder zu bekommen zu wollen, entschieden sich in meiner Generation viele dagegen. Meine Freundinnen ließen sich in zwei gleich große Gruppen aufteilen: Die einen wollten ihre Freiheit aufgeben und sich für den Erhalt der Spezies opfern. Die anderen waren bereit, in den Augen von Gesellschaft und Familie in Ungnade zu fallen, um ihre Autonomie zu bewahren. Quelle: Guadalupe Nettel – Die Tochter So wie Laura, der ihre Unabhängigkeit heilig ist. Dagegen ändert ihre Freundin Alina – auch sie zunächst gegen das Kinderkriegen – mit Anfang dreißig ihre Meinung: Alina will nun schwanger werden. Es klappt erst, nachdem sie mit ihrem Partner eine Kinderwunsch-Behandlung gemacht hat. Anders als zuerst befürchtet, bekommt die Freundschaft zwischen den beiden Frauen keine Risse – trotz ihres so unterschiedlichen Umgangs mit dem Thema Mutterschaft. Im Gegenteil: Als Alina erfährt, dass ihr Baby mit einer Fehlbildung des Gehirns auf die Welt kommen und wahrscheinlich kurz nach der Geburt sterben wird, kann sie auf Lauras Nähe und Unterstützung zählen. Drama einer Mutter – ohne Sentimentalität erzählt Die mexikanische Schriftstellerin Guadalupe Nettel erzählt in ihrem Roman von einem menschlichen Drama, das ihr nicht fremd ist, weil es einer Freundin von ihr tatsächlich widerfahren ist. Die aufwühlenden Arzttermine der schwangeren Alina, die quälende Ungewissheit, die angstvolle Geburt und das herausfordernde Leben mit der kleinen Inés, die, anders als prognostiziert, nicht sofort stirbt – all das schildert Nettel in einer äußerst nüchternen, kargen Sprache. Und es ist gerade dieses Fehlen jeglicher Sentimentalität, das die schmerzvolle Geschichte so eindringlich macht. Das Schlimmste war, sich Spekulationen über die Zukunft hinzugeben, sich Inés‘ Tod vorzustellen oder sich auszumalen, wie Alina einen Rollstuhl durch die unebenen, mit Schlaglöchern übersäten Straßen der Stadt bugsierte, darin eine Frau, die sie bis ans Ende ihrer Tage würde baden und ernähren müssen. Was sollte zum Beispiel werden, wenn ihre Tochter sie überlebte? Wer würde sich um sie kümmern? Quelle: Guadalupe Nettel – Die Tochter Zwar dominiert die Situation von Alina und ihrem Baby mit Behinderung den Roman, aber es wird auch noch eine andere Geschichte erzählt: die der Ich-Erzählerin Laura und ihrer alleinerziehenden Nachbarin Doris, die große Probleme mit ihrem Sohn hat: Er flucht und schimpft, irgendwie befremdlich bei einem Kind seines Alters. Außerdem knallt er die Türen und wirft alles Mögliche an die Wand. Seit sie eingezogen sind, habe ich drei Ausbrüche erlebt. Er schreit so laut und verzweifelt, dass ich nur die Flucht ergreifen kann. Quelle: Guadalupe Nettel – Die Tochter Mutter sein oder nicht: Guadalupe Nettel erzählt davon frei von Klischees Irgendwann allerdings flüchtet Laura nicht mehr, sondern freundet sich an – erst mit dem schwierigen Jungen und dann mit seiner überforderten Mutter. Eine Art Kümmer-Gen wird in Laura wach – ausgerechnet in ihr, die die Mutterschaft so vehement ablehnt. „Die Tochter“ ist ein Roman, der sich, frei von Klischees, mit einer der folgenreichsten Entscheidungen im Leben der Frauen beschäftigt. Mutter sein oder nicht, von diesem Dilemma erzählt Guadalupe Nettel in all seiner Ambivalenz, ohne zu idealisieren, ohne zu verdammen, ohne Leid, Härten und Bedauern zu verschweigen. Aber der Roman vermittelt auch eine positive Vision: von Freundschaft zwischen Frauen mit unterschiedlichen Lebensentwürfen. Ein empathisches, ehrliches und glänzend geschriebenes Buch!…
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1 Mit der Gambe durch die Eifel – Konzertreihe verbindet internationale und lokale Kultur 4:02
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Zu den Konzerten mit barocker Musik (vom 10. Mai bis zum 7. November 2025) gesellen sich immer auch literarische Teile und Rahmenprogramme, die sich mit der Historie des jeweiligen Veranstaltungsortes befassen. Dieses Konzept schafft eine Klammer zwischen Gästen und Einheimischen, Stadt und Land, Kunstprofis und Laien.…
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1 Frühere Bundesjustizministerin Däubler-Gmelin über Klimaschutz: „Die Leute ändern ihr Verhalten nicht“ 7:22
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"Das fand ich außerordentlich unverhältnismäßig", sagt die frühere Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin über die Verunglimpfung der "Letzten Generation" als terroristische Vereinigung. Die Klimaaktivisten nennen sich heute "Neue Generation" und wollen einen weniger radikalen Protest kultivieren. Es sei aber immer wichtig, die Bevölkerung mitzunehmen, glaubt Däubler-Gmelin. Am Dienstagabend sitzt die Juristin in Stetten im Remstal auf einem Podium zum Thema Klimaprotest.…
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1 Zehn Jahre Haft für Boualem Sansal? Urteil gegen den algerischen Schriftsteller erwartet 5:59
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„Er ist zum Spielball geworden“, sagt Katharina Eleonore Meyer vom Merlin Verlag über den algerischen Autor Boualem Sansal. In Frankreich gilt er als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Schriftsteller, ist dort mit vielen Preisen ausgezeichnet worden. Auch in Deutschland hat Sansal 2011 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten. Doch im vergangenen November ist Sansal bei der Einreise nach Algerien verhaftet worden und zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Heute soll das Urteil im Berufungsprozess fallen.…
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1 75 Jahre Suhrkamp Verlag – Bis heute unabhängiger Verleger großer Schriftsteller 13:57
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Was die „Suhrkamp-Kultur“ ausmacht, sei die Kommunikation zwischen Lektoren und Autoren, denn die finde auf Augenhöhe statt, sagt SWR Literaturchef Frank Hertweck. Peter Suhrkamp habe immer gesagt: „Wir verlegen keine Werke, sondern Autoren.“ Bis heute ist der Verlag unabhängig und gehört keinem großen Konzern. Etwas, das sich der Verlag leisten könne „aufgrund seiner fantastischen Backlist“, so Frank Hertweck. Zu den ersten und wichtigsten Autoren gehörten Hermann Hesse, Bertolt Brecht und Max Frisch.…
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1 Remake in 4K – Bernardo Bertoluccis „Der letzte Kaiser“ von 1987 4:56
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Neun Oscars für Bertoluccis Kinoklassiker Die Musik zu diesem Film hat jeder schon mal gehört: Ausgerechnet von einem Japaner, von Ryushi Sakamoto, stammen die für unsere westlichen Ohren ur-chinesischen Töne. Der Komponist bekam dafür 1987 einen Oscar – dies war nur einer von insgesamt neun Oscars, unter anderem für den „Besten Film“ und die „Beste Regie“, die Bernardo Bertoluccis „Der letzte Kaiser" zu einem der erfolgreichsten Filme überhaupt machten. Hollywoods Eintrittskarte in die Verbotene Stadt Auch in anderer Hinsicht war dieser Film ein Meilenstein: Die erste gemeinsame Produktion zwischen einem Hollywood-Studio und dem damals noch ganz und gar kommunistischen China, knapp 15 Jahre nach der Annäherung der beiden Welten durch die berühmte Peking-Reise von US-Präsident Richard Nixon. Erstmals war es einen westlichen Team gestattet, in der damals tatsächlich noch vollkommen abgeschlossenen „Verbotenen Stadt" in Peking, dem berühmten jahrhundertealten Kaiserpalast, zu drehen. Vom Kaiserreich zur Weltmacht Der Film von Bertolucci umfasst ein ganzes Jahrhundert. Es ist das Jahrhundert des chinesischen Aufstiegs: aus einem zerrütteten, dekadenten und erniedrigten Kaiserreich hin zur kommenden Weltmacht des 21. Jahrhunderts. Dieser Weg war mit Blut und Tränen gepflastert: Auf die Revolution 1911 folgte kurz eine Republik, ab 1934 die extrem brutale japanische Besatzung, dann ein Bürgerkrieg, den die chinesischen Kommunisten unter Mao gewannen, und der die Spaltung in die kommunistische Volksrepublik und das US-hörige Taiwan zur Folge hatte. Der ehemalige Kindkaiser ist nur Spielball im Kampf um die Macht Der Regisseur erzählt anhand des symbolisch signifikanten, aber historisch unwichtigen letzten chinesischen Kaisers Pu Yi, der nur als Kind regierte, sehr elegante und emotionale von den Irrungen und Wirrungen der chinesischen Geschichte im 20 Jahrhundert. Wie ein Schlafwandler, wie ein absurder Fremdkörper, driftet dieser ehemalige Kindkaiser in Bertoluccis Film durch das China des 20. Jahrhunderts. Er ist für nur Spielball und Objekt im Machtkampf, zugleich aber auch eine Projektionsfläche: die alten Monarchisten wollen ihn genauso benutzen, wie die Japaner, wie die Militärdiktatur um Chiang Kai-tschek, wie die Kommunisten unter Mao. Schnellkurs in chinesischer Geschichte Dieser Film erzählt von der Faszination des Westens für das Reich der Mitte. Es ist aber auch der Film des historischen Moments, in dem China sich dem Westen gegenüber öffnet, aber immer noch verschlossen ist. Der Westen wusste 1987 fast nichts von Chinas Anschauungen, sondern nur das, was in mehr oder weniger ideologisch gefärbten Büchern und in veralteten Geschichtswerken stand. Erst mit dem Goldenen Bären für „Das rote Kornfeld" wird chinesisches Kino wahrnehmbar Knapp zwei Jahre später gewann mit „Das rote Kornfeld" der erste Film aus China den Goldenen Bären des Filmfestivals Berlin Welt. Ein halbes Jahr danach kam es zur blutigen Niederschlagung der Studentenproteste auf dem Platz des Himmlischen Friedens – ein traumatisches Ereignis in der chinesischen Geschichte, das zugleich zum Moment des Aufbruchs wurde für Reformen und Öffnungspolitik durch Deng Xsiaoping. Noch ein paar Monate später endete mit dem Fall des Eisernen Vorhangs sehr plötzlich der Kalte Krieg und damit jedes Gegenmodell zum westlichen Kapitalismus. Trailer „Der letzte Kaiser“, ab 1.7. wieder im Kino Hoffnung und Bedrohung für den Westen Wenn „Der letzte Kaiser" jetzt wieder im Kino gezeigt wird, dann kann uns dieser Film helfen, wie damals Distanz zu gewinnen zu aktuellen Debatten und ideologischen Vereinfachungen. Auf der Leinwand sehen wir: China ist viel spannender und viel facettenreicher, als alle scheinbar klaren Thesen über das Land - als große Hoffnung für das 21. Jahrhundert oder als große Bedrohung für den Westen. China ist beides. Und vielleicht auch nichts von all dem.…
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1 Mikrokosmos Dorf: Kathrin Bachs Debüt „Lebensversicherung" 4:09
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Das Dorf hat in Kathrin Bachs Buch seine speziellen Gesetze. Oft unterscheiden die sich nur in Nuancen, aber doch entscheidend von denen des Nachbardorfes. In minimalen Abweichungen im Dialekt, die einen eigentlich Einheimischen plötzlich zum Fremden machen. Kathrin Bach, geboren in Wiesbaden, aufgewachsen in einem hessischen Dorf nahe der Grenze zu Rheinland-Pfalz, hat mit „Lebensversicherung“ einen Debütroman von einer Qualität geschrieben, wie man sie selten findet: Leicht, fast beschwingt im Tonfall, aber tiefgründig und präzise in den Beobachtungen blickt Bachs Erzählerin zurück auf ihre Kindheit und Jugend in den 1990er-Jahren zwischen ländlicher Beengtheit und Geborgenheit. Das Dorf, in dem sie aufwächst, hat eine Buswendeschleife, einen Sportplatz, ein Dorfgemeinschaftshaus und ein Neubaugebiet. Kathrin Bach selbst beschreibt die Perspektive der Hauptfigur auf den Ort ihrer Herkunft folgendermaßen: Sie schaut vor allem mit so viel Distanz auf den Mikrokosmos Dorf, dass sie schon wieder recht liebevoll darauf blicken kann und es als einen Mikrokosmos wahrnehmen kann, dessen Vorteil es ist, dass Menschen sich kennen und auch in allen Lebenslagen unterstützen – und dessen Nachteil es ist, dass Menschen sich kennen und in allen Lebenslagen auch beäugen und alles mitbekommen und dass alles unter einer Glocke geschieht, die sehr viel Kontrolle bedeutet. Quelle: Kathrin Bach Die Angst als heimlicher Motor Wichtige Frage: Gibt es so etwas wie eine Versicherungsvertreterdynastie? Vielleicht. Und wenn nicht, hat Kathrin Bach sie erfunden. Beide Großväter ihrer Protagonistin haben nach dem Zweiten Weltkrieg damit begonnen, Versicherungen zu verkaufen. Der Vater wiederum hat den Kundenstamm seines Schwiegervaters übernommen und im Keller des neu gebauten Hauses sein Büro eröffnet. „Lebensversicherung“ ist Milieugeschichte und Gesellschaftsroman zugleich. In kurzen, oft nur wenigen Zeilen umfassenden Kapiteln nimmt Bachs Erzählerin ihr Umfeld in den Blick und entwickelt in dieser Komprimierung eine erstaunliche Schärfe. Das heimliche Zentrum des Romans bildet ein traumatisches Ereignis im frühen Kindheitsalter der Erzählerin. Ein Unfall, der ihr Leben verändert hat. So aufgekratzt heiter ihr Ton auch manchmal sein mag – sie selbst leidet an einer mit zunehmendem Alter immer stärker werdenden Angststörung, an Panikattacken, Kotzanfällen. Stets führt sie einen Beutel mit Anti-Brechmitteln mit sich. Kathrin Bach formuliert das zentrale Thema ihres Romans so: Es geht grundsätzlich darum, dass wir Angst haben. Dass wir alle Angst haben. Und versuchen, uns mit Versicherungen vor Dingen, vor schlimmen Dingen, die passieren können, abzusichern. Ich würde sogar vermuten, dass dahinter der Wunsch steht, sich gegen den Tod und die Sterblichkeit zu versichern, was natürlich nicht geht. Quelle: Kathrin Bach Listen, die die Welt ordnen Dem Durcheinander, das in der nach außen hin so bürgerlichen Familie herrscht, begegnet Bachs Protagonistin mit Listen und Piktogrammen, die in den Roman eingearbeitet sind. Hier will jemand die Welt durchstrukturieren. Und weil das alles so ordentlich wirkt, wenn es auf Buchseiten gedruckt ist, könnte man dazu neigen, Bachs ausgesprochen scharfsinnigen Roman zu unterschätzen. Im Mai 2025 vermeldete der Vorstand der Allianz Versicherung das bisherige Rekordergebnis seiner 135-jährigen Firmengeschichte. Der Vorstandsvorsitzende Oliver Bäte kommentierte das mit den Worten, wenn die Politik an Vertrauen und die Gesellschaft an Zusammenhalt verliere, garantiere ein starkes Versicherungsportfolio für den Einzelnen eine sichere Zukunft. Kann vor diesem Hintergrund ein Roman aktueller sein als „Lebensversicherung“?…
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1 Sprechgesang als Empowerment – Werke der Künstlerin Mehtap Baydu in der Kunsthalle Baden-Baden 3:41
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In dem Video von Mehtap Baydu sitzt eine alte Frau auf dem Boden. Hinter ihr türmen sich Matratzen. Die Frau wiegt im Rhythmus ihres Sprechgesangs mit dem Oberkörper hin und her. Mehtap Baydu über den traditionellen kurdischen Sprechgesang der Frauen in ihrer Heimat: „Die Frauen singen diese Erzählungen, also diese Melodie wenn sie alleine sind. Und diese Erzählung ist spontan. Sie erzählen über Liebe, über die politische Situation in ihrem Dorf oder im Land, sie erzählen über Blumen oder über ihren verlorenen Sohn, über ihre Enkelkinder und über alltägliche Themen.“ Eigentlich singen die Frauen nur, wenn sie alleine sind Es ist wie eine Art Selbstgespräch, meditativ und heilend zugleich, erklärt Mehtap Baydu. Eigentlich singen die Frauen nur, wenn sie alleine sind. Umso glücklicher war die Künstlerin, dass die Frauen ihr erlaubt haben, sie zu filmen. Die Stimmen der Frauen hörbar machen Jetzt stehen im Museumsraum sechs Bildschirme im Kreis. In der Mitte liegen große Kissen und wenn man dort Platz nimmt, hört und sieht man, wie sich die verschiedenen Stimmen und Geschichten der Frauen vermischen. Mehtap Baydu: „Es geht darum, dass die Stimme der Frau in Anatolien eigentlich tabu ist. Und für mich war sehr wichtig, die Stimmen der Frauen sichtbarer zu machen.“ Eingestrickt in einen Kokon Viele dieser Frauen seien einsam, weil sie ihre eigenen Familien nach der Heirat verlassen und zu ihrem Ehemann ziehen mussten, erklärt Mehtap Baydu. In einer ihrer Performances strickt sie sich selbst in einen riesigen Kokon ein, bis sie völlig bewegungsunfähig ist. Interaktive Installation „Lass Deinen Regen regnen“ Für eine interaktive Installation hat Mehtap Baydu eine Decke auf einem Wäscheständer ausgebreitet. Mit Schöpfkellen sollen die Besucherinnen und Besucher Wasser aus Behältern unter dem Wäscheständer entnehmen und über die Decke gießen, so dass es durch die Decke sickert und wieder in die Behälter tropft. „Lass Deinen Regen regnen“ heißt die Arbeit, die Mehtap Baydu als einen Akt der Selbstermächtigung verstanden haben will. In ihren Arbeiten setzt sich die Künstlerin immer wieder mit tradierten weiblichen Rollenzuschreibungen auseinander und bricht diese auf – mal wütend, mal humorvoll - immer berührend. Egemen Demirci fragt nach der Wirkung von Sprache und Räumen Die Arbeiten von Egemen Demirci bilden dazu einen starken Kontrast. Der Künstler interessiert sich für die Wirkung von Sprache und Räumen. Isoliert hängt er Wörter wie „think“ und „hope“ in großer Leuchtschrift an die Museumswände. Was erwarten wir von einem Besuch im Museum? Wie wirken diese Räume auf uns? Egemen Demirci zeigt ein Video, in dem eine Frau bedächtig und still durch die Kunsthalle geht. Immer wieder bleibt sie stehen, scheint etwas aufmerksam zu betrachten, macht mit ihrem Handy Fotos. Egemen Demirci: „Eigentlich passiert nichts! Eine anonyme Zuschauerin besucht eine Ausstellung. Und wir sehen die Werke nicht, vielleicht gibt es sie gar nicht! Was wir sehen, sind die Bewegungen dieser einen Zuschauerin. Und das ist die Kernidee, dieser Video-Arbeit.“ Kritik an der Institution „Museum“ Diese Arbeit ist durchaus als Kritik an der Institution „Museum“ an sich oder zumindest als Denkanstoß gedacht. Es ist bereits die dritte Version dieses Videos, erklärt Egemen Demirci. In zehn Jahren möchte er wieder nach Baden-Baden kommen und filmen. Man darf gespannt sein, wie sich die Räume bis dahin verändert haben – und welche Kunstwerke in ihnen dann nachhallen werden. Die Ausstellung mit Werken von Mehtap Baydu und Egemen Demirci ist noch bis zum 14. September in der Kunsthalle Baden-Baden zu sehen. Und einen Termin können Sie sich schon mal vormerken: Beim Baden-Badener Museums-Sommerfest am 20. Juli wird Mehtap Baydu eine Live-Performance zeigen.…
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1 Das „Influencer-Dilemma“ - Neue Studie zeigt Stress und Ängste im vermeintlichen Traumjob 6:38
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Influencer*innen werden angehimmelt und belächelt. Doch hinter dem vermeintlichen Traumjob stecke häufig ein „Influencer-Dilemma“, sagt Franziska Krause, Professorin für Marketing an der European Business School. Eine Studie der European Business School zeigt, dass Influencer*innen häufig unter Erwartungsdruck und Zukunftsängste stehen. Die große Angst sei, dass der Mensch hinter dem Content unsichtbar wird, so Krause in SWR Kultur.…
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1 Ausstellung in Heilbronn zeigt sensationelle Bilder von Elfriede Lohse-Wächtler 4:42
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Durchbruch mit Bildern aus der Psychiatrie Ein Nervenzusammenbruch mit anschließendem Psychiatrie-Aufenthalt ist nicht gerade der ideale Ausgangspunkt für künstlerische Kreativität. Die Malerin Elfriede Lohse-Wächtler aber findet just in einer solchen Krise zur größten Schaffenskraft. Ein Kollaps bringt die knapp 30-jährige im Winter 1929 in die Psychiatrie. In der Hamburger Anstalt Friedrichsberg schafft sie beeindruckende Porträts, berichtet Rita Täuber von der Heilbronner Kunsthalle Vogelmann. In der Psychiatrie hat sie viel gearbeitet, weil ihr das aus dieser Situation heraus geholfen hat. Und zwei, drei Monate nach ihrer Entlassung sind diese Arbeiten am Jungfernstieg in einer von Frauen geführten Galerie ausgestellt worden. Das war ihr künstlerischer Durchbruch. Quelle: Rita Täuber, Kunsthalle Vogelmann in Heilbronn Einfühlender als Otto Dix Zwei gute Jahre folgen. Die Hamburger Kunsthalle erwirbt einige Bilder, Elfriede Lohse-Wächtler nimmt an zahlreichen Ausstellungen teil, sie malt und zeichnet Motive wie den Hafen, vor allem aber den Alltag kleiner Leute und das Rotlichtmilieu von St. Pauli. „Mit derselben Energie wie Dix eigentlich an die Arbeit geht, geht sie auch an ihre Arbeit. Aber da ist ein einfühlendes Moment da, dass das Eigentliche dieser Person, die mir da gegenüber sitzt, verdichtet“, schildert Rita Täuber. Ähnlich begeistert ist vor fast 100 Jahren das Feuilleton; selbst wenn so manches damalige Lob von heute aus ziemlich bizarr klingt. Die 16-jährige startet Karriere gegen den Willen der Eltern Die junge Elfriede startete gegen den Willen ihrer Eltern als Teenie mit 16 Jahren eine Kunst-Karriere – in den 1910er-Jahren absolut unerhört. Nach dem Ersten Weltkrieg findet sie in ihrer Heimatstadt Dresden rasch Anschluss an die Avantgarde. Dort lernt sie über Otto Dix den Künstler Kurt Lohse kennen, heiratet ihn rasch und taumelt durch eine von Beginn an unglückliche Ehe. Das Drama endet in Armut und Obdachlosigkeit. Anfang der 1930er-Jahre kehrt Elfriede völlig erschöpft zu ihren Eltern zurück. Die weisen sie schließlich wieder ins Krankenhaus ein. Von den Nazis als geisteskrank erklärt und ermordert 1935 wird Elfriede Lohse-Wächtler von den Nazis für geisteskrank erklärt, entmündigt und zwangssterilisiert, fünf Jahre später ermordet. Ihrem Bruder Hubert ist es zu verdanken, dass Elfriede und ihr Werk nicht vollständig in Vergessenheit geraten sind. Dank Bruder Hubert ist ihr Werk nicht gänzlich vergessen „Dieses Schicksal seiner Schwester hat ihn zeitlebens berührt und beschäftigt. Auch bei den Prozessen gegen die Beteiligten an den Krankenmorden hat er ausgesagt, er war da Mit-Ankläger. Das war für ihn ganz wichtig. Auf der anderen Seite hat er das schmale Werk, das wir haben, bewahrt“, sagt Rita Täuber. Pionierin auch in Geschlechterfragen Elfriede Lohse-Wächtler war ein Ausnahmetalent, ihrer Zeit teils weit voraus, besonders im Hinblick auf Geschlechterfragen. Kuratorin Rita Täuber zeigt auf eine große Pastellzeichnung von 1930; ein nacktes Paar in enger, fast brutaler Umklammerung. Teilnahmslos starrt die Frau ins Leere. „Man merkt, es ist eine absolut weibliche Perspektive. Wie erfahre ich männliche Sexualität? Die geballte Ladung an Gier, die da auch drin ist, die die Frau irgendwie auch bedroht. So ein Blatt gab es bis dahin nicht, sagt Täuber. Sie kennt Leben und Werk von Elfriede Lohse-Wächtler wie kaum jemand sonst, spricht aber ganz bescheiden nur von Annäherung. Und eigentlich ist die Wissenschaftlerin sogar dankbar, dass sich die Rätsel dieser Kunst wohl niemals ganz lösen lassen: „Ich weiß nicht, wo dieses Geheimnis ist. Es liegt in diesen Arbeiten, es liegt in ihrer Arbeitsweise. Das bereitet so richtig Freude - dass man dieses Geheimnis eben nicht lüften kann.“…
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