Artwork

المحتوى المقدم من Audiomagazin forum |. يتم تحميل جميع محتويات البودكاست بما في ذلك الحلقات والرسومات وأوصاف البودكاست وتقديمها مباشرة بواسطة Audiomagazin forum | أو شريك منصة البودكاست الخاص بهم. إذا كنت تعتقد أن شخصًا ما يستخدم عملك المحمي بحقوق الطبع والنشر دون إذنك، فيمكنك اتباع العملية الموضحة هنا https://ar.player.fm/legal.
Player FM - تطبيق بودكاست
انتقل إلى وضع عدم الاتصال باستخدام تطبيق Player FM !

www.swr.de: Gestern & Heute: Wer Charaktere wie Thomas Kuczynski nicht kennt …,

43:46
 
مشاركة
 

Fetch error

Hmmm there seems to be a problem fetching this series right now. Last successful fetch was on October 20, 2023 12:35 (1y ago)

What now? This series will be checked again in the next day. If you believe it should be working, please verify the publisher's feed link below is valid and includes actual episode links. You can contact support to request the feed be immediately fetched.

Manage episode 375194095 series 2511533
المحتوى المقدم من Audiomagazin forum |. يتم تحميل جميع محتويات البودكاست بما في ذلك الحلقات والرسومات وأوصاف البودكاست وتقديمها مباشرة بواسطة Audiomagazin forum | أو شريك منصة البودكاست الخاص بهم. إذا كنت تعتقد أن شخصًا ما يستخدم عملك المحمي بحقوق الطبع والنشر دون إذنك، فيمكنك اتباع العملية الموضحة هنا https://ar.player.fm/legal.

… der weiß zu wenig von der mit der Welt verwobenen Geschichte unseres Landes.

Wie tief die deutsch-deutschen Gräben noch sind, zeigt sich nach dem Krebstod von Thomas Kuczynski.

Nur kleine linke Zeitungen brachten bislang etwas: hier ein Nachruf von Karlen Vesper, hier einer von Georg Fülberth.

Die weit verzweigte jüdische Familiengeschichte der Kuczynskis erzählt nicht nur deutsche, sondern europäische und Weltgeschichte, weshalb über die mit ihm verwandte Ruth Werner (geborene Kuczynski) unlängst auch die deutsche Übersetzung von "Agent Sonja", der mehr Spannungsroman als Biografie ist, im Hause Suhrkamp erschien.

Hier eine Rezension des englischen Originals im Guardian; hier eine aus dem Deutschlandfunk Kultur.

(Hinweis: Ohne die Agentin Sonja hätte die Sowjetunion die Atombombe später gehabt.)

Zurück zu Thomas: Im Londoner Exil seiner Eltern geboren, wo noch heute Verwandte von ihm leben, wuchs er als Sohn des berühmtesten Ökonomen der DDR auf. Darüber erzählt er im hier ausgewählten Hauptstück aus dem Jahr 2018.

In seinem Nachruf bemerkt Georg Fülberth zur Abwicklung des Instituts für Wirtschaftsgeschichte:

Sein Vater hatte das Institut für Wirtschaftsgeschichte an der Akademie der Wissenschaften der DDR gegründet. Als es 1990/91 abgewickelt wurde, war Thomas ­Kuczynski sein letzter Direktor.

Er erkannte, dass die Auflösung beschlossene Sache war, bevor die sogenannte Evaluation begonnen hatte, machte das öffentlich und löste damit internationalen Protest aus.

Direktoren anderer Institute versuchten es teils mit wortlosem Trotz, teils mit Diplomatie, teils mit Unterwürfigkeit und erreichten ebensowenig wie er, der sich durch seine entschiedene Haltung Respekt verschaffte. Am Ende hat er nicht weniger Arbeitsplätze gerettet als sie, vielleicht sogar mehr. Die meisten seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhielten teils prekäre, teils stabile Stellen anderwärts, er allerdings nicht. Fortan schlug er sich als wissenschaftlicher Freelancer durch...

Dass das einer der vielen Schäden und Verluste der Neuvereinigung war, die bis heute die neue deutsche Teilung zementieren, erkennt man sogar in den biografischen Datenbanken der Stiftung Aufarbeitung, wo es über Thomas heißt:

Wegbereiter der Cliometrie in der DDR; internat. anerkannte Pionierarbeit insb. mit der mathemat. Modellierung wirtschaftshistor. Prozesse (Analyse von Krisenphänomenen, lange Trends in der Wirtschaftsentw.).

Als das Regie-Kollektiv Rimini-Protokoll aus dem Marxschen Kapital einen Theaterabend destillierte, stand Thomas Kuczynski als Darsteller auf der Bühne.

Für das neu vereinte und neu geteilte Deutschland erwarb er sich Verdienste, weil er die große Schuld deutscher Unternehmer bei der Versklavung von Zwangsarbeitern während der Nazidiktatur nachwies. Einige seiner Erkenntnisse erschienen im Verbrecherverlag, der diesen Nachruf publizierte.

Dazu sei noch sein Freitag-Interview "Es gab nicht viele Schindlers" aus dem Jahr 1999 empfohlen, das so beginnt:

FREITAG: Die Stiftungsinitiative zur "Entschädigung der Zwangsarbeiter" ist mit dem Zusatz "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" versehen. Wie genau erinnert sich die deutsche Industrie, wie ernst ist es ihr mit Verantwortung, und wieviel tut sie für die Zukunft?
Thomas Kuczynski: Sie erinnert sich ungenau, sonst hätte Herr Lambsdorff meine Zahlen durchchecken lassen, bevor er sie anzweifelt. Zur Verantwortung hat der deutsche Botschafter in den USA einen mehrseitigen Brief an das Außenministerium geschickt, in dem er sagt, wenn die Bundesregierung, wenn die deutsche Industrie sich weiterhin so stockend in dieser Frage bewegten, wie zur Zeit, werde es auf dem amerikanischen Markt eng.

In dem in diesem piq zentralen Interview aus dem Marx-Jahr wird er gefragt, welche Schriften er zum Einstieg empfiehlt? Obwohl die maßgebliche Edition vom Band 1 des "Kapitals" aus seinem Hirn und Computer stammt (hier findet man einiges dazu), glaubt er, sie wäre nur für Fortgeschrittene.

Er rät, auch als ein Höhepunkt deutscher Prosa, zum "Kommunistischen Manifest".

"Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte" bleibt für ihn ein Beispiel für herausragende Geschichtsschreibung.

Und da Marx nicht ohne Ökonomie geht, ist seine letzte Empfehlung: "Lohn, Preis und Profit".

Wie sehr die Linke im 20. Jahrhundert mit dem Aufstieg und Fall der Sowjetunion bis heute verbunden ist und nur eine Wiedergeburt im Geist des Antistalinismus und Antiputinismus möglich ist, zeigt auch der Lebensweg von Thomas Kuczynski.

Lernfähig sah er schließlich die ungeheure Schuld des Gewaltherrschers im Kreml und seiner Bande ein (im Gegensatz zu vielen "linken" Kleingeistern), aber Georg Fülberth weiß zu berichten:

Am 12. Februar 2022 reichte er bei Lunapark 21 einen Artikel ein, in dem er die Lügen und Provokationen auflistete, mit denen die USA immer wieder in der Vergangenheit einen Kriegskurs begleitet haben, und äußerte die Hoffnung, dass Russland in der Ukraine-Krise besonnen bleiben werde. Schon am 22. Februar 2022 bezeichnete er den Text als Totgeburt und ließ ihn von der Website der Zeitschrift nehmen. Zwei Tage später wurde vollends klar: Seine Hoffnung war vernünftig gewesen, ihr Scheitern eine Katastrophe. Er retirierte nicht zu geopolitischen Erwägungen. Verschlossen in persönlichen Dingen, britisch absolutely unsentimental, unsentimental und unpathetisch, hätte er nie sagen können, der Krieg habe ihm das Herz gebrochen. Aber er war nicht mehr der alte. Etwas in ihm war zu Ende.

Im Leben und Werk von Thomas Kuczynski und dessen Familiengeschichte erlebt man Höhen und Tiefen eines extremen Jahrhunderts, die weiter wirken – bis heute.

  continue reading

189 حلقات

Artwork
iconمشاركة
 

Fetch error

Hmmm there seems to be a problem fetching this series right now. Last successful fetch was on October 20, 2023 12:35 (1y ago)

What now? This series will be checked again in the next day. If you believe it should be working, please verify the publisher's feed link below is valid and includes actual episode links. You can contact support to request the feed be immediately fetched.

Manage episode 375194095 series 2511533
المحتوى المقدم من Audiomagazin forum |. يتم تحميل جميع محتويات البودكاست بما في ذلك الحلقات والرسومات وأوصاف البودكاست وتقديمها مباشرة بواسطة Audiomagazin forum | أو شريك منصة البودكاست الخاص بهم. إذا كنت تعتقد أن شخصًا ما يستخدم عملك المحمي بحقوق الطبع والنشر دون إذنك، فيمكنك اتباع العملية الموضحة هنا https://ar.player.fm/legal.

… der weiß zu wenig von der mit der Welt verwobenen Geschichte unseres Landes.

Wie tief die deutsch-deutschen Gräben noch sind, zeigt sich nach dem Krebstod von Thomas Kuczynski.

Nur kleine linke Zeitungen brachten bislang etwas: hier ein Nachruf von Karlen Vesper, hier einer von Georg Fülberth.

Die weit verzweigte jüdische Familiengeschichte der Kuczynskis erzählt nicht nur deutsche, sondern europäische und Weltgeschichte, weshalb über die mit ihm verwandte Ruth Werner (geborene Kuczynski) unlängst auch die deutsche Übersetzung von "Agent Sonja", der mehr Spannungsroman als Biografie ist, im Hause Suhrkamp erschien.

Hier eine Rezension des englischen Originals im Guardian; hier eine aus dem Deutschlandfunk Kultur.

(Hinweis: Ohne die Agentin Sonja hätte die Sowjetunion die Atombombe später gehabt.)

Zurück zu Thomas: Im Londoner Exil seiner Eltern geboren, wo noch heute Verwandte von ihm leben, wuchs er als Sohn des berühmtesten Ökonomen der DDR auf. Darüber erzählt er im hier ausgewählten Hauptstück aus dem Jahr 2018.

In seinem Nachruf bemerkt Georg Fülberth zur Abwicklung des Instituts für Wirtschaftsgeschichte:

Sein Vater hatte das Institut für Wirtschaftsgeschichte an der Akademie der Wissenschaften der DDR gegründet. Als es 1990/91 abgewickelt wurde, war Thomas ­Kuczynski sein letzter Direktor.

Er erkannte, dass die Auflösung beschlossene Sache war, bevor die sogenannte Evaluation begonnen hatte, machte das öffentlich und löste damit internationalen Protest aus.

Direktoren anderer Institute versuchten es teils mit wortlosem Trotz, teils mit Diplomatie, teils mit Unterwürfigkeit und erreichten ebensowenig wie er, der sich durch seine entschiedene Haltung Respekt verschaffte. Am Ende hat er nicht weniger Arbeitsplätze gerettet als sie, vielleicht sogar mehr. Die meisten seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhielten teils prekäre, teils stabile Stellen anderwärts, er allerdings nicht. Fortan schlug er sich als wissenschaftlicher Freelancer durch...

Dass das einer der vielen Schäden und Verluste der Neuvereinigung war, die bis heute die neue deutsche Teilung zementieren, erkennt man sogar in den biografischen Datenbanken der Stiftung Aufarbeitung, wo es über Thomas heißt:

Wegbereiter der Cliometrie in der DDR; internat. anerkannte Pionierarbeit insb. mit der mathemat. Modellierung wirtschaftshistor. Prozesse (Analyse von Krisenphänomenen, lange Trends in der Wirtschaftsentw.).

Als das Regie-Kollektiv Rimini-Protokoll aus dem Marxschen Kapital einen Theaterabend destillierte, stand Thomas Kuczynski als Darsteller auf der Bühne.

Für das neu vereinte und neu geteilte Deutschland erwarb er sich Verdienste, weil er die große Schuld deutscher Unternehmer bei der Versklavung von Zwangsarbeitern während der Nazidiktatur nachwies. Einige seiner Erkenntnisse erschienen im Verbrecherverlag, der diesen Nachruf publizierte.

Dazu sei noch sein Freitag-Interview "Es gab nicht viele Schindlers" aus dem Jahr 1999 empfohlen, das so beginnt:

FREITAG: Die Stiftungsinitiative zur "Entschädigung der Zwangsarbeiter" ist mit dem Zusatz "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" versehen. Wie genau erinnert sich die deutsche Industrie, wie ernst ist es ihr mit Verantwortung, und wieviel tut sie für die Zukunft?
Thomas Kuczynski: Sie erinnert sich ungenau, sonst hätte Herr Lambsdorff meine Zahlen durchchecken lassen, bevor er sie anzweifelt. Zur Verantwortung hat der deutsche Botschafter in den USA einen mehrseitigen Brief an das Außenministerium geschickt, in dem er sagt, wenn die Bundesregierung, wenn die deutsche Industrie sich weiterhin so stockend in dieser Frage bewegten, wie zur Zeit, werde es auf dem amerikanischen Markt eng.

In dem in diesem piq zentralen Interview aus dem Marx-Jahr wird er gefragt, welche Schriften er zum Einstieg empfiehlt? Obwohl die maßgebliche Edition vom Band 1 des "Kapitals" aus seinem Hirn und Computer stammt (hier findet man einiges dazu), glaubt er, sie wäre nur für Fortgeschrittene.

Er rät, auch als ein Höhepunkt deutscher Prosa, zum "Kommunistischen Manifest".

"Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte" bleibt für ihn ein Beispiel für herausragende Geschichtsschreibung.

Und da Marx nicht ohne Ökonomie geht, ist seine letzte Empfehlung: "Lohn, Preis und Profit".

Wie sehr die Linke im 20. Jahrhundert mit dem Aufstieg und Fall der Sowjetunion bis heute verbunden ist und nur eine Wiedergeburt im Geist des Antistalinismus und Antiputinismus möglich ist, zeigt auch der Lebensweg von Thomas Kuczynski.

Lernfähig sah er schließlich die ungeheure Schuld des Gewaltherrschers im Kreml und seiner Bande ein (im Gegensatz zu vielen "linken" Kleingeistern), aber Georg Fülberth weiß zu berichten:

Am 12. Februar 2022 reichte er bei Lunapark 21 einen Artikel ein, in dem er die Lügen und Provokationen auflistete, mit denen die USA immer wieder in der Vergangenheit einen Kriegskurs begleitet haben, und äußerte die Hoffnung, dass Russland in der Ukraine-Krise besonnen bleiben werde. Schon am 22. Februar 2022 bezeichnete er den Text als Totgeburt und ließ ihn von der Website der Zeitschrift nehmen. Zwei Tage später wurde vollends klar: Seine Hoffnung war vernünftig gewesen, ihr Scheitern eine Katastrophe. Er retirierte nicht zu geopolitischen Erwägungen. Verschlossen in persönlichen Dingen, britisch absolutely unsentimental, unsentimental und unpathetisch, hätte er nie sagen können, der Krieg habe ihm das Herz gebrochen. Aber er war nicht mehr der alte. Etwas in ihm war zu Ende.

Im Leben und Werk von Thomas Kuczynski und dessen Familiengeschichte erlebt man Höhen und Tiefen eines extremen Jahrhunderts, die weiter wirken – bis heute.

  continue reading

189 حلقات

كل الحلقات

×
 
Loading …

مرحبًا بك في مشغل أف ام!

يقوم برنامج مشغل أف أم بمسح الويب للحصول على بودكاست عالية الجودة لتستمتع بها الآن. إنه أفضل تطبيق بودكاست ويعمل على أجهزة اندرويد والأيفون والويب. قم بالتسجيل لمزامنة الاشتراكات عبر الأجهزة.

 

دليل مرجعي سريع

استمع إلى هذا العرض أثناء الاستكشاف
تشغيل