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Tal Bruttmann, Stefan Hördler, Christoph Kreutzmüller – Ein Album aus Auschwitz

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Das sogenannte „Album von Auschwitz“ zeigt die Ankunft von Jüdinnen und Juden aus Ungarn im Vernichtungslager. Die Fotos haben das Bild vom Holocaust entscheidend geprägt. Doch man sollte die Aufnahmen differenziert betrachten, erklärt der Historiker Stefan Hördler im lesenswert Magazin, denn es ist der Blick der Täter auf die Opfer.

Stefan Hördler im Interview

SWR Kultur: Das sogenannte „Album aus Auschwitz“, das ist keine Neuerscheinung, das Album und die Fotos darin sind der Öffentlichkeit lange bekannt, aber jetzt gibt es diese Neuauflage des Wallstein Verlags. Klären wir doch erst mal die Geschichte dahinter: Was hat es mit diesem „Album aus Auschwitz“ auf sich? Hördler: Das Album hat eine extrem spannende Überlieferungsgeschichte, die wir zum einen natürlich mit der Finderin selbst, Lilly Jacob, eine Überlebende des sogenannten „Ungarn-Programms“, dieser Mordaktion, verbinden und natürlich mit den Fotografen. Vielleicht darf ich mit den beiden SS-Fotografen beginnen, denn das Album ist ja nicht heimlich entstanden und im Verborgenen, sondern dadurch, dass das Fotografieren im Konzentrationslager verboten war, brauchte es natürlich die Erlaubnis und somit auch das Einverständnis von Heinrich Himmler selbst, dem SS-Chef. Es sind zwei Männer, die fotografieren: Bernhard Walter, ein Stuckateur aus Fürth und Ernst Hofmann, ein Lehrer aus Thüringen. Beide Männer fotografieren und Bernhard Walter lässt verschiedene Fassungen anfertigen, nach der Überlieferung etwa 15, die dann an Prominenz wie Heinrich Himmler, Adolf Eichmann, der ja die Deportationen mit organisiert, Rudolf Höß, dem vormaligen Kommandanten von Auschwitz, der extra für diese Mordaktion wieder nach Auschwitz reist und viele andere mehr. Aber eine Kopie behält er privat. Bernhard Walter wird nach der Auflösung von Auschwitz in das KZ Mittelbau versetzt und er nimmt sein Album mit. Mit der Befreiung und dem überhasteten Abzug der SS lässt er es offenbar zurück und das KZ Mittelbau und auch das Hauptlager Dora wird durch die US-Amerikaner befreit. Auch Lilly Jacob, die nach Auschwitz und dann über Groß-Rosen ebenfalls nach Dora deportiert wurde, wird im April 1945 befreit und wird in eine SS-Unterkunft verlegt. Nach ihren eigenen Erinnerungen ist ihr kalt, sie sucht eine Decke, macht einen Schrank auf, findet einen Pyjama und in dem Pyjama findet sie dieses Album, macht dieses Album auf und entdeckt ihren eigenen Transport nach Auschwitz, ihre Großeltern, ihren Rabbi, macht das Album zu und nimmt es mit. Es ist am Ende Serge Klarsfeld, der Lilly Jacob ausfindig macht und sie überredet, das Album an die Gedenkstätte Yad Vashem in Israel zu geben, was 1980 passiert. Damit steht das Album einer breiteren Öffentlichkeit und vor allen Dingen auch der Wissenschaft für die Erforschung zu Verfügung und wir, also Tal Bruttmann, Christoph Kreutzmüller und ich, haben entschieden, dass es Dinge hat, die übersehen wurden. Uns war es wichtig, diesen Täterblick zu dekonstruieren und letztendlich die eigentlichen Bildfolgen zu rekonstruieren und zu erklären, was wir dort sehen. SWR Kultur: Wie haben diese Fotos, diese fast 200 Fotos des Albums, unser Bild vom Holocaust geprägt? Hördler: Das ist eine wichtige Frage, weil natürlich eine gewisse visuelle Vorstellung des Holocaust besteht und diese Fotografien, dadurch dass sie ja reproduziert wurden, über und über reproduziert wurden und oft als Illustrationen gebraucht, sind sie sozusagen zu fast schon „Ikonen“ verkommen. Es sind Fotografien, die nahezu in jedem Schulbuch, in jeder Dokumentation, in jedem Artikel, in jedem Presseartikel zur Geschichte des Holocaust abgebildet sind. Verbunden mit einem empathischen Blick, auf dem Frauen, Kinder und Männer, die für die Gaskammern selektiert werden, aber wir müssen vorsichtig sein, denn das ist der Blick der SS, das heißt, es ist nicht der Blick auf die Opfer durch die Brille der Opfer und es ist damit auch nicht der Blick der Opfer selbst, sondern es ist der Blick der Täter auf die Opfer und wir haben uns die Mühe gemacht, nahezu jeden Standpunkt des Fotografen in Auschwitz mit zu rekonstruieren. Das heißt: Wo genau stand der Fotograf und aus welcher Perspektive hat er fotografiert? Wir können feststellen, dass teilweise direkt aus den Türen der Gaskammern heraus fotografiert wurde, das ist ja die Perspektive der SS, die Perspektive der Überlegenheit. Sie wissen, was jetzt kommt: nämlich der Massenmord. Sie fotografieren die Menschen, die dann als nächstes in diese Gaskammern eintreten werden. Darum dreht sich auch einer der vielen Ansätze des Buches, nämlich genau diese Perspektive zu entschlüsseln und auch die Perspektive zurück mit in den Blick zu nehmen, bis hin zu den verschiedenen Phasen und Kapiteln in diesem Album, die alle eine bestimmt Perspektive auf Menschen haben. Eine sehr stark rassistische Perspektive, die erklärt werden muss. SWR Kultur: Herr Hördler, können Sie vielleicht dafür auch diese neuen Details, die Sie in den Fotos entdeckt habe, die Sie in dem Buch zusammengefasst haben, ein Beispiel für machen, was Ihnen besonders aufgefallen ist? Hördler: Vielleicht ist es ein Umstand, der sofort ins Auge fällt: Dass die SS versucht, diesen Ablauf sozusagen als mustergültigen Ablauf der sogenannten „Abfertigung“ eines Deportationstransportes zu sehen. Das heißt, sie fotografieren in gewissen Kapiteln die Ankunft, die sogenannte Selektion, den Weg in die Gaskammern für die einen Menschen, den Weg in das Lager und in die Registrierung für die anderen, bis hin zu den sogenannten Effekten, das heißt, auch der Raub des Eigentums wird mitfotografiert und dadurch entsteht der Eindruck, als wenn das ein Transport ist, aber letztendlich mixt die SS Dutzende Transporte in diese Inszenierung des Albums über einen längeren Zeitraum. Wir konnten feststellen, dass die ersten Fotos ja am Tag des ersten Transports entstehen und die letzten Fotos im August 1944, also deutlich später, bis hin zum letzten Umstand, dass wir einen SS-Zahnarzt auf der Rampe identifizieren konnten, Schatz heißt dieser Mann, der im ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess angeklagt wurde und aus Mangeln an Beweisen freigesprochen wurde, obwohl das Album als Beweismittel im Prozess vorlag und er deutlich auf mehreren Fotos auf der Rampe zu sehen ist bei der Selektion. Das heißt, auch dieser neue Blick zeigt, dass das Thema nicht ausgeforscht ist, sondern, dass wenn wir wirklich genau hinschauen, wir auch erklären und erkennen können, wer genau da steht. Wir können wirklich bis zur einzelnen Person hineinzoomen. Das betrifft auch die Deportieren, auch die Opfer.
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Stefan Hördler im Interview

SWR Kultur: Das sogenannte „Album aus Auschwitz“, das ist keine Neuerscheinung, das Album und die Fotos darin sind der Öffentlichkeit lange bekannt, aber jetzt gibt es diese Neuauflage des Wallstein Verlags. Klären wir doch erst mal die Geschichte dahinter: Was hat es mit diesem „Album aus Auschwitz“ auf sich? Hördler: Das Album hat eine extrem spannende Überlieferungsgeschichte, die wir zum einen natürlich mit der Finderin selbst, Lilly Jacob, eine Überlebende des sogenannten „Ungarn-Programms“, dieser Mordaktion, verbinden und natürlich mit den Fotografen. Vielleicht darf ich mit den beiden SS-Fotografen beginnen, denn das Album ist ja nicht heimlich entstanden und im Verborgenen, sondern dadurch, dass das Fotografieren im Konzentrationslager verboten war, brauchte es natürlich die Erlaubnis und somit auch das Einverständnis von Heinrich Himmler selbst, dem SS-Chef. Es sind zwei Männer, die fotografieren: Bernhard Walter, ein Stuckateur aus Fürth und Ernst Hofmann, ein Lehrer aus Thüringen. Beide Männer fotografieren und Bernhard Walter lässt verschiedene Fassungen anfertigen, nach der Überlieferung etwa 15, die dann an Prominenz wie Heinrich Himmler, Adolf Eichmann, der ja die Deportationen mit organisiert, Rudolf Höß, dem vormaligen Kommandanten von Auschwitz, der extra für diese Mordaktion wieder nach Auschwitz reist und viele andere mehr. Aber eine Kopie behält er privat. Bernhard Walter wird nach der Auflösung von Auschwitz in das KZ Mittelbau versetzt und er nimmt sein Album mit. Mit der Befreiung und dem überhasteten Abzug der SS lässt er es offenbar zurück und das KZ Mittelbau und auch das Hauptlager Dora wird durch die US-Amerikaner befreit. Auch Lilly Jacob, die nach Auschwitz und dann über Groß-Rosen ebenfalls nach Dora deportiert wurde, wird im April 1945 befreit und wird in eine SS-Unterkunft verlegt. Nach ihren eigenen Erinnerungen ist ihr kalt, sie sucht eine Decke, macht einen Schrank auf, findet einen Pyjama und in dem Pyjama findet sie dieses Album, macht dieses Album auf und entdeckt ihren eigenen Transport nach Auschwitz, ihre Großeltern, ihren Rabbi, macht das Album zu und nimmt es mit. Es ist am Ende Serge Klarsfeld, der Lilly Jacob ausfindig macht und sie überredet, das Album an die Gedenkstätte Yad Vashem in Israel zu geben, was 1980 passiert. Damit steht das Album einer breiteren Öffentlichkeit und vor allen Dingen auch der Wissenschaft für die Erforschung zu Verfügung und wir, also Tal Bruttmann, Christoph Kreutzmüller und ich, haben entschieden, dass es Dinge hat, die übersehen wurden. Uns war es wichtig, diesen Täterblick zu dekonstruieren und letztendlich die eigentlichen Bildfolgen zu rekonstruieren und zu erklären, was wir dort sehen. SWR Kultur: Wie haben diese Fotos, diese fast 200 Fotos des Albums, unser Bild vom Holocaust geprägt? Hördler: Das ist eine wichtige Frage, weil natürlich eine gewisse visuelle Vorstellung des Holocaust besteht und diese Fotografien, dadurch dass sie ja reproduziert wurden, über und über reproduziert wurden und oft als Illustrationen gebraucht, sind sie sozusagen zu fast schon „Ikonen“ verkommen. Es sind Fotografien, die nahezu in jedem Schulbuch, in jeder Dokumentation, in jedem Artikel, in jedem Presseartikel zur Geschichte des Holocaust abgebildet sind. Verbunden mit einem empathischen Blick, auf dem Frauen, Kinder und Männer, die für die Gaskammern selektiert werden, aber wir müssen vorsichtig sein, denn das ist der Blick der SS, das heißt, es ist nicht der Blick auf die Opfer durch die Brille der Opfer und es ist damit auch nicht der Blick der Opfer selbst, sondern es ist der Blick der Täter auf die Opfer und wir haben uns die Mühe gemacht, nahezu jeden Standpunkt des Fotografen in Auschwitz mit zu rekonstruieren. Das heißt: Wo genau stand der Fotograf und aus welcher Perspektive hat er fotografiert? Wir können feststellen, dass teilweise direkt aus den Türen der Gaskammern heraus fotografiert wurde, das ist ja die Perspektive der SS, die Perspektive der Überlegenheit. Sie wissen, was jetzt kommt: nämlich der Massenmord. Sie fotografieren die Menschen, die dann als nächstes in diese Gaskammern eintreten werden. Darum dreht sich auch einer der vielen Ansätze des Buches, nämlich genau diese Perspektive zu entschlüsseln und auch die Perspektive zurück mit in den Blick zu nehmen, bis hin zu den verschiedenen Phasen und Kapiteln in diesem Album, die alle eine bestimmt Perspektive auf Menschen haben. Eine sehr stark rassistische Perspektive, die erklärt werden muss. SWR Kultur: Herr Hördler, können Sie vielleicht dafür auch diese neuen Details, die Sie in den Fotos entdeckt habe, die Sie in dem Buch zusammengefasst haben, ein Beispiel für machen, was Ihnen besonders aufgefallen ist? Hördler: Vielleicht ist es ein Umstand, der sofort ins Auge fällt: Dass die SS versucht, diesen Ablauf sozusagen als mustergültigen Ablauf der sogenannten „Abfertigung“ eines Deportationstransportes zu sehen. Das heißt, sie fotografieren in gewissen Kapiteln die Ankunft, die sogenannte Selektion, den Weg in die Gaskammern für die einen Menschen, den Weg in das Lager und in die Registrierung für die anderen, bis hin zu den sogenannten Effekten, das heißt, auch der Raub des Eigentums wird mitfotografiert und dadurch entsteht der Eindruck, als wenn das ein Transport ist, aber letztendlich mixt die SS Dutzende Transporte in diese Inszenierung des Albums über einen längeren Zeitraum. Wir konnten feststellen, dass die ersten Fotos ja am Tag des ersten Transports entstehen und die letzten Fotos im August 1944, also deutlich später, bis hin zum letzten Umstand, dass wir einen SS-Zahnarzt auf der Rampe identifizieren konnten, Schatz heißt dieser Mann, der im ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess angeklagt wurde und aus Mangeln an Beweisen freigesprochen wurde, obwohl das Album als Beweismittel im Prozess vorlag und er deutlich auf mehreren Fotos auf der Rampe zu sehen ist bei der Selektion. Das heißt, auch dieser neue Blick zeigt, dass das Thema nicht ausgeforscht ist, sondern, dass wenn wir wirklich genau hinschauen, wir auch erklären und erkennen können, wer genau da steht. Wir können wirklich bis zur einzelnen Person hineinzoomen. Das betrifft auch die Deportieren, auch die Opfer.
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