Jesus überwindet unsere Menschenfurcht
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„Wer bin ich? Sie sagen mir oft, ich träte aus meiner Zelle gelassen und heiter und fest wie ein Gutsherr aus seinem Schloss…
Wer bin ich? Sie sagen mir auch, ich trüge die Tage des Unglücks gleichmütig, lächelnd und stolz…
Bin ich das wirklich, was andere von mir sagen? Oder bin ich nur das, was ich selbst von mir weiß? Unruhig, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig, …dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe…
Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott. Wer ich auch bin, Du kennst mich. Dein bin ich, o Gott!“
Diese Worte sind Auszüge aus einem Gedicht von Dietrich Bonhoeffer, dem evangelischen Theologen und hingerichteten Widerstandskämpfer gegen die Hitler-Diktatur. Im Juli 1944 im Gefängnis in Berlin-Tegel geschrieben.
In solchen Situationen des Selbstzweifels und der Ängste kann das für heute ausgeloste Bibelwort der Herrnhuter Brüdergemeine eine gute Hilfe. Es steht im alttestamentlichen Buch der Sprichwörter Kapitel 25, Vers 29 „Menschenfurcht bringt zu Fall, wer sich aber auf den Herrn verlässt, wird beschützt.“
Ich entnehme diesem Bibelwort Hilfen für ein gutes Selbstbewusstsein und für ein gutes Miteinander.
Wir leben in einer Zeit zunehmender Vereinsamung und zunehmender sozialer Kälte. Vielfach herrschen Unsicherheit und Misstrauen im Umgang miteinander. Oft zu Recht. Man geht auf Distanz. Menschenfurcht.
Andere gehen in die Offensive und machen auf Party. Immer dabei sein. Bloß nicht schlecht auffallen. Immer im Kreis der Meinungsgleichen bleiben. Auch: Menschenfurcht.
Die Angst um uns selbst und unsere Welt droht uns zu furchtsamen und angepassten Menschen zu machen. Wer nur sich selbst hat, wird eben nicht freier, sondern unglücklicher. Und wer nur für sich selbst lebt, gerät je länger je mehr in große Ängste. Aber wer sich auf den Herrn verlässt, wird beschützt. So lautet die Empfehlung des heutigen Bibelwortes.
Der Herr, das ist der Jahwe, der Gott Israels. Der Gott, der in die Geschichte eingreift, der dieses Volk Israel zusammengebracht hat. Es ist der Gott, der sich real in unserer Welt als Jesus von Nazareth gezeigt hat. Für unsere Gottesablehnung gestorben und aus den Toten zurückgekommen. Alles Fakten und keine Ideen.
Es gibt also wirklich den Herrn der Welt, den einen, den man um Hilfe und Schutz anrufen kann, der Sünden vergibt und der heute unsichtbar, aber erfahrbar Gemeinschaft mit sich schenkt. Das macht stark und mutig gegen alle Menschenfurcht.
Es gibt trotzdem weiterhin Einsamkeit und Angst auch für Christen. Aber das zieht uns nicht mehr in den Abgrund. Es ist überwindbar oder wenigstens ertragbar. Denn Jesus-Menschen sind nie mehr allein. Sie sind in der Hand des Gottes, dem alles möglich ist und der das mit Jesus bewiesen hat. Dieser Schutz bleibt.
Solche innerlich von Jesus starkgemachten Menschen können auch weniger angstbesetzt mit ihren Mitmenschen umgehen. Sie können sich interessieren für das, was den anderen umtreibt, ohne gleich in Abwehrhaltung zu verfallen. Sie leben Gemeinschaft. Man fühlt sich nicht unsicher und bedroht in ihrer Nähe, sondern wohl. Lebendige christliche Gemeinden bestehen letztlich immer aus Netzwerken solcher innerlich im Schutz Jesu lebender Menschen. Einzelne überwinden ihre Menschenfurcht und teilen ihr Leben mit anderen. Christliche Gemeinde als Schutz- und Entfaltungsraum für Menschen, die ihre Menschenfurcht überwinden möchten. Herzliche Einladung.
Autor: Paul-Ludwig Böcking
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